Herne. Die Herner Compagnie Ensample hat sich tänzerisch auf eine Reise in Phantasiewelten begeben. Die Zuschauer waren per Livestream dabei.
„Vagabund#1“ nennt die Herner Compagnie Ensample ihr Tanztheaterstück in den Flottmann-Hallen, in dem sie sich mit Antoine de Saint-Exupérys Erzählung „Der kleine Prinz“ auseinandersetzt. Die Tänzer Cheryl Friedrich, Hendrik Michalski und Kwame Osei zeichnen zu Musik von Mattis Rinsche unter der künstlerischen Leitung von Kama Frankl-Groß und Christopher Deutsch die Stationen seiner Reise tänzerisch nach in einer Aufführung, die am Donnerstagabend erstmals als Live-Stream ohne Publikum übertragen wird.
Schweigend stehen drei Tänzer im Raum, die Kamera umkreist sie. Es geht um Perspektiven, Blicke auf das Leben. Das Video puffert am Anfang, die ersten Texte sind nur teilweise verständlich, doch diese Probleme lösen sich schnell.
Herne: Gestisch-expressive Körpersprache
Ein abrupter Lichtwechsel leitet zur Musik mit ihren atmosphärischen Klängen über, die Tänzer bewegen sich wie in Trance in einer sehr gestisch-expressiven Körpersprache mit viel Liebe zu kleinen Ausdrucksdetails. Sie lassen sich fallen, scheinen geradezu in ihre Bewusstseinszustände zu versinken und kreisen selbstvergessen um sich selbst und umeinander. Überblendungen der Kamera steigern noch die Ungewissheit, die Darsteller lassen sich noch weniger im Hier und Jetzt verorten.
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Immer wieder blenden die Akteure Dialoge ein, die die verschiedenen Stationen der Reise des „Kleinen Prinzen“ ansprechen, zu der sie dann auch aufbrechen. Für den Betrachter völlig ungewohnt bewegen sie sich dabei zusammen mit der Kamera als viertem Akteur nicht nur über die Bühne, sondern auch durch das Foyer der Flottmann-Hallen. Die einzelnen Stationen der Reise werden so nachvollziehbar, doch wird schnell klar, dass sie keine Etappenziele sind – der Prozess der Bewegung selbst mit seinen immer wieder neuen Begegnungsabläufen und -konstellationen ist vielmehr das Ziel.
Wechselspiel von Nähe und Distanz
Selbst- und Fremdbespiegelung innerhalb dieses Prozesses lässt die Kameraführung transparent werden, die die surreal verfremdete Szenerie ebenso verklammert wie die Musik. Die Akteure fügen sich in diese Konstellationen ein, erkunden tanzend ihre Erfahrungsräume, verlieren sich in ihrem Wechselspiel von Nähe und Distanz in den Fantasiewelten, in denen Sprache, Musik und Bewegung zu einer Einheit verschmelzen auf der Suche nach sich selbst.