Herne. Das Stück „Untitled“ von der Herner Kompanie Renegade hat in Herne Premiere gefeiert. Das Publikum wurde miteinbezogen. So lief die Premiere.

Experimentellen Street Dance zeigte die Herner Tanzkompanie Renegade am Freitagabend in den gut besuchten Flottmann-Hallen in ihrem neuen Stück, das „Untitled“ – ohne Titel – geblieben ist. Untitled – das unterstreicht den Work in Process Charakter dieser Performance, die mit der Wahrnehmung von Alltagsaktionen spielt. Die Tänzer David Voigt, Nils Löfke, Martin Klukas und Jimmy Vairon zeigen zusammen mit Tänzerin Ambra Occhipinti in diesem Tanztheaterstück von Lorca Renoux und Vladimir Cruells eine lose Folge von multimedialen Miniaturen.

Manchmal wird das Publikum miteinbezogen, wenn zum Beispiel ein Performer sich über Mikrofon an die Besucher wendet mit der Frage: „Gibt es Dinge, die Sie getan haben und für die Sie sich eigentlich entschuldigen müssten?“ „Masturbation“, kommt prompt eine Antwort. Und die spielt auf Aspekte der Sexualität ein, die immer noch mit gesellschaftlichen Tabus belegt sind. „Ins Waschbecken pinkeln“, meint ein anderer Performer. Auch das „gehört sich nicht“, haben wir alle mal gelernt.

Renegade in Herne: Absurd-groteske Szenen erinnern an Clowns

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Klangcollagen und projizierte Texte ergänzen die Aktionen der Tänzer, bei denen es weniger um Bewegungsabläufe als um Stimmungsmomente geht. Denn die Texte sind in fremden Sprachen und auch die werden immer bruchstückhafter, schließlich verzerren sie sich bis zur völligen Unverständlichkeit. Pantomime belebt Slapstickmomente, absurd-groteske Szenen erinnern an Clowns im Zirkus und verweigern sich immer wieder einer eindeutigen Bedeutungszuweisung.

Das Stück
Das Stück "Untitled (AT)" feierte in Herne Premiere. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die Musik wird zunehmend sphärischer und dichter, dann wieder schlägt sie einen rockigen Ton an und die Szene zeigt einen Ausschnitt aus einem Schrebergartenidyll. Surreale Momente verbinden Situationskomik mit Elementen des absurden Theaters, wenn unter dem Shirt der Tänzerin grellgrüne Stoffbahnen hervorquellen. Damit schlägt sie dann später um sich, um ihren Gefühlen Luft zu machen. Der bunte Reigen dieser Stimmungsbilder setzt mittendrin ein und bricht mittendrin ab, jeder kann sich hier wiederfinden.