Herne.. Zahlreiche alte Clubs leiden unter Mitgliederschwund. Ein Treffen brachte Ideen. Zum Beispiel eine gemeinsame Präsentation auf der Bahnhofstraße.
Der Altersdurchschnitt der Gäste im ehrwürdigen Saal des Herner Rathauses liegt bei weit über 60, allein daran lässt sich erkennen, dass das Anliegen berechtigt ist: Bürgermeister Erich Leichner hat alle Traditionsvereine eingeladen, die über Nachwuchsmangel klagen. Zusammen will man Perspektiven für eine Steigerung der Attraktivität alter Vereine erarbeiten, konstruktive Vorschläge werden gesucht. Den ersten macht der Gastgeber selbst, und er trifft auf positive Resonanz von allen Seiten. Leichner schlägt vor, einen Tag der Traditionen einzuführen, alle Vereine dürfen sich auf der Bahnhofstraße präsentieren. „Das ist eine gute Idee, um neue Mitglieder zu gewinnen“, lobt Wolfram Ennulat vom Bergmannsunterstützungsverein Herne-Alt 1872.
Ein weiterer Vorschlag, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, kommt vom Schaustellerverein: „Wir könnten unsere Traditionspflege in Buden auf der Cranger Kirmes vorstellen“, regte Marc Lichte an. Leichner signalisiert Realisierungsmöglichkeiten der Idee zur übernächsten Kirmes.
Das Stichwort der Versammlung lautet „Kooperation“: Immer kleiner werdende Vereine aller Sparten von Gesang über Brieftaubenzucht bis zum Schützenverein schließen sich mit anderen Clubs in der Region zusammen, um das Überleben zu sichern. Denn, wie es der Bürgermeister zu Anfang sagte: „Bei Vereinen, die sich im weitesten Sinne mit Tradition beschäftigen, treten Auflösungserscheinungen auf.“
Günter Varney von der Gesellschaft für Heimatkunde sammelt Dokumente und Fotos von Vereinen, die sich auflösen, damit nicht alle Erinnerungen an sie verloren gehen. Auch Stadtarchivar Jürgen Hagen bittet darum, nicht alle alten Schätze wegzuwerfen.
Solche wie diesen: Wolfram Ennulat berichtet, dass er noch das erste Protokollbuch des Bergmannsvereins besitzt, es stammt – man ahnt es - aus dem Jahr 1872. Bergmannsvereine könnten nicht das Gleiche bieten wie Sportvereine: „Wir können nur den Kindern und Enkeln weitergeben, wie Herne einmal war“, macht Ennulat deutlich. Mit Aktionen an Schulen und Kindergärten will die Reisevereinigung Herne antreten, um dem Nachwuchs das Hobby Taubensport schmackhaft zu machen, wie der Vorsitzende Georg Hochholzer erklärt. Der Bürgerschützenverein Holthausen hat mittlerweile drei benachbarte Schützenvereine und einen Spielmannszug in seinem Vereinsheim zu Gast. „Man hilft sich gegenseitig“, erzählt Matthias Lorbicki.
Richtig gut laufe die Traditions- und Nachbarschaftspflege in der Kolonie Teutoburgia: „Wir haben ein Fest gemacht, und es kamen 8000 Menschen, Wahnsinn!“, sagt Ernst Balik von der Bürgerinitiative Teutoburgia.