Herne. Ein Klavierlehrer aus Herne vergreift sich während des Unterrichts in seiner Privatwohnung an einer Schülerin (11). Jetzt wurde er verurteilt.
Ein selbstständiger Musiklehrer aus Herne ist am Mittwoch zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der 65-Jährige hatte zugegeben, sich mehrmals an einer elfjährigen Klavierschülerin sexuell vergriffen zu haben. „Ich kann nur sagen, dass es mir sehr leid tut“, erklärte der Angeklagte vor dem Bochumer Jugendschutzgericht. Die Übergriffe passierten vor einem Jahr und jeweils am Rande einer Unterrichtseinheit in der Herner Privatwohnung des Klavierlehrers.
Laut Staatsanwaltschaft stellte sich der 65-Jährige hinter das klavierspielende Mädchen, fuhr mit seinen Händen über die Schultern, berührte es an intimen Stellen. Die inzwischen zwölf Jahre alte Schülerin hatte dem Musiklehrer offenbar mehrfach mitgeteilt, dass ihr seine Griffe und Streicheleien unangenehm sind – laut Anklage ignorierte der Herner diese Bitte aber und setzte seine verbotenen Berührungen fort. Die Klavierschülerin hatte zunächst geschwiegen, sich im Laufe der Zeit dann jedoch an ihrer Schule einer Vertrauensperson anvertraut.
Herner Musiklehrer legt vor Gericht ein Geständnis ab
Im Anschluss daran wurden die Eltern informiert, die wiederum kontaktierten unverzüglich den Klavierlehrer, der die Übergriffe daraufhin sofort zugab und sich entschuldigte. Auch vor Gericht legte der Musiklehrer sofort ein Geständnis ab. Auf mehrmalige Nachfrage, wie es soweit kommen konnte, blieb der 65-Jährige eine Erklärung schuldig. „Ich weiß es auch nicht, das frage ich mich auch“, sagte der Angeklagte. „Das Ganze ist peinlich für mich.“
Nach Angaben seines Verteidigers hat der Musiklehrer eigeninitiativ sämtliche Eltern seiner Schülerinnen und Schüler angeschrieben und sich „geoutet“. Eine Gruppe von 15 Familien sprach dem seit vielen Jahren etablierten Klavierlehrer danach durch Unterschriften das Vertrauen aus, lobte den Charakter des Mannes in einem vor Gericht verlesenen Schreiben in den höchsten Tönen, auch wenn die Vorwürfe die Elterngruppe „zutiefst erschüttert“ haben.
Herne: Urteil lautet auf sexuelle Belästigung
„Musik ist mein Leben“, beteuerte der Angeklagte. Und gab den Richtern in die Urteilsberatung mit auf den Weg: „Ich möchte unbedingt weiterarbeiten.“ Mit Blick auf fehlende Vorstrafen, das umfangreiche Geständnis und den Umstand, dass dem Mädchen dadurch eine Zeugenaussage vor Gericht erspart werden konnte, gewährte das Jugendschutzgericht dem Klavierlehrer eine Bewährungschance.
Das Urteil lautet auf sexuelle Belästigung und Missbrauch von Kindern. Als Bewährungsauflage muss der 65-Jährige bei einer Beratungsstelle für sexuelle Gewalt vorsprechen. Dazu Richterin Maren Butscher: „Es muss sichergestellt werden, dass sie nicht noch mal derart versagen.“