Herne. Die Stadtweite Schülervertretung hat eine Umfrage zur Situation der Jugendlichen im Lockdown gemacht. Jeder zweite Schüler ist einsamer.

Fehlende Struktur und Einsamkeit sind zwei zentrale Punkte, die Schüler in Herne während des Lockdowns plagen. Die Stadtweite Schülervertretung (SSV) hat bis Anfang März in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Bildungsbüro bei einer Umfrage Herner Schüler zu ihrer Situation im Distanzunterricht, der Corona-Situation in Schulen sowie zum allgemeinen Wohlbefinden befragt. Fast 2000 Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen haben sich beteiligt.

„Die meisten Schüler möchten zurück in den Präsenzunterricht“, fasst Jerome Lange, Vorstand der SSV Herne ein Ergebnis zusammen. Es sei der Wunsch nach Normalität aber auch die Überzeugung, dass man sich in der Schule besser auf anstehende Prüfungen vorbereiten kann, die zu diesem Ergebnis führe. Die Lernatmosphäre sei in der Klasse viel besser und die Motivation in den vergangenen Monaten gesunken. Die Umfrage fand noch vor der Rückkehr zum Wechselunterricht statt. „Viele Schüler fühlen sich nicht gut auf anstehende Prüfungen oder das Abitur vorbereitet und haben Angst, dass sie die Prüfungen nicht bestehen“, sagt Jerome Lange.

Herne: Distanzunterricht hat sich seit dem ersten Lockdown verbessert

Insgesamt ist die Mehrheit der 1997 befragten Schüler aber der Meinung, dass der Distanzunterricht im Großen und Ganzen gut umgesetzt wird (65 Prozent). Dabei beobachten immerhin 81 Prozent der Schüler eine Verbesserung zum ersten Lockdown vor knapp einem Jahr. „Es gibt starke Unterschiede zwischen den Schulen“, sagt Lange. Bei manchen fände der Unterricht nach Stundenplan eins zu eins online statt, andere arbeiteten je nach Fach mit unterschiedlichen Plattformen. „Die Schüler wünschen sich mehr Struktur im Distanzunterricht“, sagt der SSV-Chef. Eine genaue Auswertung nach Schulen soll noch erfolgen und diesen dann auch die Ergebnisse zur Verfügung gestellt werden, kündigt Lange an.

Trotz des Wunsches nach Präsenzunterricht ist den Schülern aber auch die Sicherheit sehr wichtig. Dabei merken sie an, dass beispielsweise das Einbahnstraßen-System nicht vollständig durchdacht sei und es zu einer Ansammlung vor den Klassentüren führe. Außerdem mahnt rund ein Drittel der Schüler an, dass sich einige Mitschüler nicht an die Regeln hielten und teilweise auch die Lehrer sich nicht an alle Maßnahmen hielten. „Die Schüler möchten, dass es vor Ort stärkere Kontrollen der Einhaltung der Regeln gibt“, sagt Lange.

Wohlbefinden hat sich bei jedem Zweiten verschlechtert

Mehr als die Hälfte der Schüler gibt an, dass sich ihr Wohlbefinden seit Beginn der Pandemie verschlechtert habe, mehr als jeder Zweite fühlt sich einsamer als vor der Corona-Krise. Und sie fühlen sich nicht gehört. „Ein großer Teil der Schülerschaft hat das Gefühl, bei den Entscheidungen ignoriert und nicht berücksichtigt zu werden“, sagt Lange. Das soll sich durch die SSV nun ändern.