Herne. Die Stadt Herne will eine Fahrradtrasse von Norden nach Süden durch die ganze Stadt schaffen. Dazu sind viele Umbauten nötig. Was geplant ist.

Wer in Herne von Norden nach Süden radelt, hat keine freie Fahrt, und Stress ist programmiert: Zwischen der Bochumer und der Recklinghäuser Stadtgrenze sind viele Radwege, wenn überhaupt vorhanden, marode, und vielerorts kommen Radfahrerinnen und Radfahrer den Fußgängerinnen und Fußgängern sowie den Fahrzeugen viel zu nahe. Die Stadt Herne will das ändern. In den kommenden Jahren sollen Radfahrende eine gute Nord-Süd-Verbindung erhalten.

Die Stadt stellte nun im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität ihre Pläne für eine zentrale Verbindung vor. Sie geht von der Bochumer Straße im Süden über den Westring bis zum Kanal im Norden. Die rund 5,5 Kilometer lange Strecke hat die Stadt in sieben Abschnitte unterteilt, die nach und nach angepackt werden sollen. In einigen Abschnitten sei es einfach, Radfahrerinnen und Radfahrern eine gute und sichere Fahrt zu ermöglichen, auf anderen sehr schwierig, sagte Jürgen Klein Altstedde vom städtischen Fachbereich Tiefbau und Verkehr.

Herne: Auf der Forellstraße von vier auf zwei Fahrbahnen

Einfach zu verbessern seien die Abschnitte zwischen Stadtgrenze Recklinghausen und A 42, sagte Klein Altstedde. So gebe es auf dem Westring zwischen Kanal und Kreisverkehr Forellstraße bereits zwei Meter breite Fahrradstreifen. Dort sei aber eine Radverkehrsanlage zwingend erforderlich, um die Nutzerinnen und Nutzer besser zu schützen: Die Strecke sei eine Umleitungsstrecke für die Autobahn mit entsprechend viel Verkehr, außerdem sei der Lkw-Anteil hoch, begründete er. Wie die Radverkehrsanlage aussehen könnte, werde nun geprüft. Eine Möglichkeit: eine „Protected Bike Lane“, also ein von der Fahrbahn deutlich getrennter und geschützter Radweg.

Präsentierte die Pläne der Stadt Herne: Jürgen Klein Altstedde.l
Präsentierte die Pläne der Stadt Herne: Jürgen Klein Altstedde.l © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Der ist laut Rathaus auch zwischen Forellstraße und A 42 geplant. Auf dem Abschnitt ist der Westring noch vierspurig, das sei aber „nicht zwingend erforderlich“. Die Fahrbahn werde ohnehin saniert, in einem Aufwasch könne dabei auch die Fahrbahn neu aufgeteilt werden. Heißt: Jeweils eine Spur würde wegfallen, und eine Radverkehrsanlage auf beiden Seiten gebaut. Das könne bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden, so Klein Altstedde auf Nachfrage.

Die weiteren Abschnitte sollen in drei bis vier Jahren angepackt werden

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Anders sehe es aus mit den weiteren Abschnitten auf dem Westring von der A 42 bis zur Bochumer Straße. Dort seien deutlich mehr Fahrzeuge unterwegs, die Straße sollte deshalb vierspurig bleiben. Der Planungsaufwand sei aber immens, weil kaum Platz sei, um neue Wege für Radfahrende zu schaffen. Siehe die Route zwischen Cranger Straße/Bahnhof Herne und Holsterhauser Straße: Dort radeln die Menschen quasi auf dem Fußgängerweg, der Zustand des Weges ist miserabel. Was tun? „Wir haben nur eine Fläche zur Verfügung, und die muss man sinnvoll nutzen“, sagte Klein Altstedde. Entschieden werde müsse also, was dort wegfällt zugunsten einer Radverkehrsanlage: die Bäume, eine Autospur oder die Parkplätze. Seine Einschätzung: die Parkplätze. Die Parkstreifen seien meist nur tagsüber belegt, oft von Mitarbeitende der Stadt.

Die schwierigen Abschnitte will die Verwaltung nach seiner Aussage in „drei bis vier Jahren“ anpacken. Dazu gehören auch der Westring von A 42 bis Bismarckstraße mit den Autobahnzufahrten und -Abfahrten, der Westring Bismarckstraße bis Cranger Straße mit dem Bahnhof Herne sowie die Bochumer Straße mit der großen Kreuzung Westring bis hin zur Gräffstraße. „Der Ball liegt nun im Spiel“, sagte Dezernent Karlheinz Friedrichs im Ausschuss. Die Pläne für die einzelnen Abschnitte will die Verwaltung der Politik jeweils zur Diskussion und Abstimmung vorlegen.

Die Parteien begrüßten den Vorstoß. Dass bei der Erarbeitung der künftigen Nord-Süd-Achse für Radfahrende vor allem die Autofahrerinnen und Autofahrer Abstriche machen müssen, zeichnet sich bereits ab. Die Zeiten seien vorbei, in denen jeder mit dem Pkw direkt zur Arbeitsstelle fahren könne, sagte Michael Zyweck (SPD). Gemeint ist: Künftig müssten Autofahrer auch Umwege fahren oder Parkplätze weiter weg nehmen – oder eben auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Die Strecke

Auf der Route von der Stadtgrenze Bochum bis zur Stadtgrenze Recklinghausen liegen laut Stadt 14 große Kreuzungen und eine Autobahn-Anschlussstelle, zwischen 12.000 und 26.000 Autos und Lastwagen, darunter Hunderte Busse, seien dort täglich unterwegs.

Seit 2019 habe es dort 70 Verkehrsunfälle gegeben, darunter neun unter Beteiligung von Radfahrerinnen und Radfahrern und vier mit Fußgängerinnen und Fußgängern.

Die Route soll eingebunden werden in das regionale Radverkehrsnetz. Im Norden soll auch eine bessere Anbindung an Recklinghausen und Herten durch neue Brücken geschaffen werden.