Herne. Der Herner Unternehmer Karl-Heinz Gockeln hat mit seinem Stahlraum den Betrieb aufgenommen. Er bietet 1500 Schließfächer für Wertsachen.
Wenn eine neue Firma ihren Betrieb aufnimmt, dann wird die Eröffnung gerne damit umschrieben, dass nun die Türen geöffnet sind. Auch der „Stahlraum“ des Herner Unternehmers Karl-Heinz Gockeln hat nun geöffnet - was in diesem speziellen Fall aber heißt, dass alles komplett abgeriegelt ist...
Der Grund: Gockeln betreibt mit dem „Stahlraum“ einen der ganz wenigen privaten Schließfachstandorte bundesweit. Die Realisierung hat einige Jahre und einige Wendungen in Anspruch genommen: Denn bereits im Jahr 2016 stellte Gockeln der Herner WAZ seine Pläne für ein sogenanntes Kompetenz-Zentrum zur Aktenarchivierung und Aktenvernichtung vor. Außerdem wollte er in Kooperation mit der Wewole einen Digitalisierungsservice anbieten. Standort - und das war erste Volte - sollte die Lindenallee im Gewerbepark Hibernia sein. Doch dort stellte sich der Baugrund als ungeeignet heraus. Die zweite Wendung war der Verkauf seines Recyclingunternehmens. Gockeln suchte danach ein neues Geschäftsmodell - und fand es mit Schließfächern. Den „Stahlraum“ hat der Wanne-Eickeler nun kurz hinter der Herner Stadtgrenze im Gewerbepark Erin in Castrop realisiert.
Nullzinsphase treibt die Nachfrage nach Schließfächern
Rund 3,5 Millionen Euro hat Gockeln investiert, um Kunden einen Service anzubieten, der andere Sicherheitsmerkmale anbietet als der Sparstrumpf unter der Bettmatratze. Beim Ortstermin offenbart sich schnell: Der Name Stahlraum kann als Synonym für „Hochsicherheitstrakt“ dienen. Alle Türen - Fenster gibt es nur an ganz wenigen Stellen - sind mit den verschiedensten Sicherheitsmerkmalen ausgerüstet. Und die öffnen sich auch nur, wenn ein Mitarbeiter sie freigibt. Gockeln: „Wir halten uns an das höchste Sicherheitsniveau nach der Zertifizierung des Verbands der Sachversicherer.“ Interessant: Kunden können sowohl zu Fuß durch den Haupteingang kommen, aber auch in eine ins Gebäude integrierte Garage fahren und von dort in den Tresorraum gelangen. Für Gockeln macht das Sinn: So würden unnötige Fußwege mit wertvollem Gepäck vermieden. Insgesamt sei für absolute Diskretion gesorgt.
Der Tresorraum verfügt über 1500 Schließfächer. Dass dieses Angebot ein tragfähiges Geschäftsmodell sein dürfte, liegt auf der Hand. Die Herner WAZ berichtete schon vor Jahren von einer rapide steigenden Nachfrage nach Schließfächern. Nicht nur in Herne, im ganzen Ruhrgebiet. Damals war ein Grund, dass Menschen wertvolle Dinge vor Einbrechern in Sicherheit bringen wollten, inzwischen dürften auch zahlreiche Menschen Erspartes einschließen, weil es auf dem Konto keine Zinsen mehr bringt und ab bestimmten Beträgen sogar Strafzinsen fällig werden.
Es gibt noch Platz, um die Kapazität auf 3000 Fächer auszuweiten
Doch Gockeln schaut nicht allein auf „flüssige“ Kundschaft, Schließfächer seien auch wichtig, um Dokumente wie Testamente, Patientenverfügungen oder Verträge dort zu lagern. Neben den Schließfächern bietet Gockeln einen anderen Service: Maßgefertigte Sicherheitsboxen. Wenn jemand etwa eine wertvolle Vase sicher verstauen wolle, werde die entsprechende Kiste samt Schaumstoffschablone angefertigt.
Die Mietgebühren lägen höher als bei Banken, allerdings seien Kunden damit bankenunabhängig und könnten im Notfall - nach vorheriger Anmeldung - auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten an ihr Fach.
Das Interesse am „Stahlraum“ ist offenbar vorhanden, er habe Anfragen aus ganz NRW, so Gockeln. Wenn er bis zum Jahresende 500 Schließfächer vermietet habe, sei er zufrieden. Und falls er schneller ausverkauft sein solle als kalkuliert, habe er noch Platz für einen weiteren Tresorraum mit ebenfalls 1500 Fächern.
>> WEITERE INFORMATIONEN ZUM STAHLRAUM
Die regulären Öffnungszeiten liegen werktags zwischen 8 und 17 Uhr, doch nach Anmeldung seien die Schließfächer zu jeder Zeit auch an den Wochenenden verfügbar.
Detaillierte Informationen gibt es unter www.stahlraum.ruhr