Herne. Nach einer Besichtigung ist eine Initiative sicher: Das alte Hallenbad Eickel kann gerettet werden. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt.
Ist das ehemalige Hallenbad Eickel in Herne noch zu retten? Die „Initiative Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel“ meint ja – erst recht nach einem Besuch des Gebäudes an diesem Mittwoch, 24. November. Er sei „positiv überrascht“ gewesen, in welch’ gutem Zustand das Gemäuer noch sei, sagte Horst Schröder, Mitglied der Initiative, nach der Ortsbegehung zur WAZ.
Am kommenden Dienstag entscheidet der Rat darüber, ob das Bürgerbegehren zulässig ist, das die Initiative auf der Weg bringen will. Damit will sie den Verkauf des Gebäudes und des Grundstücks von der Stadt an die Stadtentwicklungsgesellschaft im vergangenen Sommer rückgängig machen. Das alte Hallenbad soll nicht wie geplant abgerissen werden, um dort Wohnhäuser zu bauen, sondern es soll saniert und wieder in Betrieb genommen werden, so die Forderung.
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Für die Stadt Herne ist der Fall klar: „Das Hallenbad kann nur noch abgerissen werden“, sagte Stadtdirektor Hans Werner Klee Mitte November bei einem Ortstermin mit der Presse in dem Schwimmbad aus dem Jahr 1954, das nach der Eröffnung des neuen Wananas vor fünf Jahren außer Betrieb genommen wurde. Seine Begründung: Eine Sanierung würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, Fördergelder gebe es dafür so gut wie keine, und die klamme Stadt Herne könnte dieses Geld allein gar nicht aufbringen.
Herne: Initiative nennt das Gebäude einen „gesunden Rohbau“
In dieser Woche nun durfte sich die Initiative im alten Bad umschauen. Und zeigte sich anschließend zuversichtlich, dass eine Sanierung des Gebäudes zu stemmen ist. „Wir halten das Gebäude für einen gesunden Rohbau“, so Horst Schröder. Die Initiative, der auch ein Architekt angehöre, schätze die Sanierungskosten auf 5 bis 6 Millionen Euro. Diese könnten durch neue Fördergelder aufgebracht werden, zeigt sich der Wanne-Eickeler Sänger zuversichtlich.
Die Initiative erhebt in diesem Zusammenhang schwere Vorwürfe gegenüber der Stadt. Die bauliche Verschlechterung des Backsteingemäuers sei „das Ergebnis eines unverantwortlichen Umgangs mit öffentlichem Gut“, so die Gruppe und verweist unter anderem auf Vandalismusschäden. Dadurch stiegen die Kosten, auch im Falle eines Abrisses: „Die Schäden sind durch Fehler der Verwaltung und mangelnde Sorgfaltspflicht entstanden, sie bringen Menschen in Gefahr, die dort arbeiten müssen“, heißt es. Die Initiative kündigt an, dass sie prüfen lassen will, „wann der Vandalismus zugelassen wurde“. Auch erinnert sie daran, dass zuletzt überlegt wurde, ob das alte Hallenbad zu einer Kulturstätte umgebaut werden kann. Sie will deshalb auch „die Verwendung und den Verbleib der öffentlichen Mittel“ dafür prüfen lassen.
Initiative: Die Stadt verfügt nicht ansatzweise über ausreichend Wasserflächen
Außerdem bezweifeln die Initiatoren des Bürgerbegehrens die Aussage des Stadtdirektors, dass die Ablaufrinne im Schwimmbecken nicht mehr erlaubt sei. Zur Erklärung: In dem Becken gibt es noch eine Ablaufrinne unterhalb des Beckenrandes. Das sei nicht mehr erlaubt, weil sich dadurch Chlorgase im Becken sammeln könnten, berichtete Klee beim Ortstermin mit der Presse. Ebenso widerspricht die Gruppe seiner Aussage, dass die Bau- und Nutzungsgenehmigung für das alte Bad erloschen ist; das sei „höchstrichterlich verneint worden“. Auch gebe es nicht, wie vom Stadtdirektor gesagt, genügend Schwimmbäder: „Die Stadt verfügt nicht einmal ansatzweise über ausreichend Wasserflächen.“ Als Beleg dafür nennt die Gruppe „die teils mehrjährigen Anmeldefristen für die Seepferdchen-Kurse“ sowie „die unzureichend gelösten Nutzungskonflikte zwischen Sportvereinen und allgemeiner Öffentlichkeit im Wananas und Südpool“.
Last not least: die Fördermittel. Die Stadt Herne habe wissentlich eine Förderkulisse verstreichen lassen, die Gelder von 50 bis 80 Prozent für eine Sanierung ermöglicht hätte. „Offensichtlich zum Schaden der Stadt Herne und ihrer Bürger wurden mehrere Millionen Fördermittel nicht beantragt“, kritisieren die Befürworter des Bürgerbegehrens. Für eine klamme Stadt wie Herne sei das ein enormer Schaden und ein Skandal.
Der Rat tagt am Dienstag, 30. November, in der Sporthalle Gysenberg (Am Revierpark); der Sitzungsort wurde geändert. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr. Das Bürgerbegehren ist Tagesordnungspunkt 1.
>> WEITERE INFORMATIONEN: Kritik am Termin für die Ortsbegehung
Die „Initiative Wiederinbetriebnahme Hallenbad Eickel“ kritisiert, dass sie erst für diesen Mittwoch, 24. November, einen Besichtigungstermin von der Stadtverwaltung im ehemaligen Schwimmbad erhalten habe.
Stattdessen sei im Vorfeld Mitte November ohne sie ein Ortstermin mit der Presse durchgeführt worden. „Dieses Vorgehen gegen engagierte Bürger macht sprachlos“, so die Gruppe.