Herne. In wenigen Tagen startet der Moskauer Circus mit seinen Vorstellungen in Herne. Kritik an Tierhaltung weist der Zirkusdirektor deutlich zurück.

Die Aufbauarbeiten sind im vollen Gange – das große Zelt auf dem Cranger Kirmesplatz steht bereits. Einen so großen Zirkus gab es lange nicht mehr in Herne: Der „Moskauer Circus“ gastiert für zehn Tage in der Stadt und hat schon im Vorfeld für Aufregung gesorgt. Denn: Bei den Shows treten nicht nur Akrobaten und Clowns auf, sondern auch Wildtiere.

Dagegen hatte sich Bernd Blech, Ratsherr der Unabhängigen Bürger (UB), gewehrt und zu einem Boykott des Zirkusses aufgerufen – „im Interesse des Tierwohls“, wie er sagte. Bernd Blech engagiert sich seit Jahren gegen Wildtiere im Zirkus. Auf seine Initiative hin hatte der Rat 2019 einstimmig ein Auftrittsverbot für exotische Zirkustiere wie Löwen, Tiger oder Elefanten auf städtischen Flächen in Herne beschlossen. Oberbürgermeister Frank Dudda beanstandete aber den Beschluss, vorausgegangen war ein Veto der Bezirksregierung Arnsberg, die rechtliche Bedenken angemeldet hatte. Grund: Mehrere Gerichte hatten Auftrittsverbote von Städten nach Klage von Zirkussen „kassiert“. Am Ende entschied sich deshalb der Rat gegen das Verbot.

Moskauer Circus hat mit Anfeindungen zu kämpfen

Die Kritik an der Tierhaltung kann Zirkusdirektor Gino Frank nicht nachvollziehen: „Tiere gehören einfach zum Traditionszirkus dazu.“ Sie hätten es bei ihnen sehr gut, „bei uns werden sie deutlich älter als in der Wildnis“, sagt er bei einem Rundgang über das Gelände. Fünf Tiger und sieben Papageien sind Teil der Show. Beim Besuch der WAZ liegen zwei der Tiger in einem Außengehege auf dem hinteren Teil des Geländes, die Papageien klettern den Zaun ihres Geheges rauf und runter. Abgeschirmt ist der Bereich mit den Tieren nicht, „wir haben schließlich nichts zu verbergen“. Die Tiere würden mit der Flasche großgezogen, betont Frank. „Wir sind die größten Tierschützer.“ Alle zwei bis drei Tage gebe es unangekündigte Kontrollen, bei denen unter anderem das Futter und das Bestandsbuch gecheckt würden. Die Tierschutzorganisation „Peta“ bezeichnet Frank als „Propaganda“.

Zirkus-Chef Gino Frank (im weißen T-Shirt) baut mit einem Mitarbeiter das große Zelt auf dem Cranger Kirmesplatz auf.
Zirkus-Chef Gino Frank (im weißen T-Shirt) baut mit einem Mitarbeiter das große Zelt auf dem Cranger Kirmesplatz auf. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Doch nicht nur die Tierhaltung sorge derzeit für Diskussionen. Wegen des Zirkus-Namens habe das Unternehmen mit Anfeindungen zu kämpfen. „Eine Stadt hat uns sogar wegen des Namens noch kurzfristig abgesagt, dort dürfen wir nun doch nicht mehr unser Zelt aufbauen.“ Doch nicht alle Russen könnten über einen Kamm geschert werden, sagt Frank. Vom Ukraine-Krieg ist die Familie auch persönlich betroffen. Die Ehefrau von Gino Frank, Leyla Mak, ist halb russisch, halb ukrainisch und entstammt einer alten Artistenfamilie. Ihr Vater war ein russischer Zirkusdirektor, dessen Frau eine ukrainische Artistin. Der aktuelle Krieg von Putin gegen die Ukraine schmerze sehr, zumal Leylas Eltern in der Ukraine, nahe der russischen Grenze lebten und deren Leben nun gefährdet sei. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Frank.

Aktuelle Spritpreise machen Moskauer Circus zu schaffen

Und auch die Corona-Pandemie habe der Familie schwer zu schaffen gemacht. Staatliche Hilfe habe es keine gegeben, bedauert der Zirkusdirektor. So hätten sie Lkw verkaufen müssen, um überleben zu können. „Mit dem letzten Atemzug sind wir dann auf die Tournee gegangen.“ Und die nächste Hürde wartet schon: Die aktuellen Spritpreise seien „katastrophal“, sagt der 33-Jährige. Mit seinen 40 Transportern sei das viel zu teuer.

Mit insgesamt 70 Personen ist die Familie nun auf Tournee, die noch bis November geht. Dann kehren sie zurück in ihre Heimat Augsburg, um dort den Weihnachtszirkus zu veranstalten. Im Frühjahr geht es dann wieder los. Nach den zehn Tagen in Herne geht es weiter nach Dorsten.

Die Künstlerinnen und Künstler und Artistinnen und Artisten des Moskauer Circus freuen sich darauf, dass es bald mit den Vorstellungen auf dem Cranger Kirmesplatz losgeht.
Die Künstlerinnen und Künstler und Artistinnen und Artisten des Moskauer Circus freuen sich darauf, dass es bald mit den Vorstellungen auf dem Cranger Kirmesplatz losgeht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Mehrere Vorstellungen am Tag

1400 Besucherinnen und Besucher passen in das 1500 Quadratmeter große Zelt.

Vorstellungen: Freitag, Samstag und Sonntag um 17 und 19.30 Uhr, Montag bis Donnerstag um 17 Uhr (am Donnerstag, 24. April, nur um 11 Uhr). Preise zwischen 20 Euro (Rang) und 40 Euro (VIP-Loge), Kinder zwischen 15 und 40 Euro. Dienstag und Mittwoch alle Plätze 15 Euro (außer Loge), am Samstag zahlen Erwachsene Kinderpreise. Tickets: www.eventim.de,www.staatscircus.eu oder 0170 20 38 633.