Herne.. Rocco und seine Brüder haben sich in Berlin mit künstlerischen Aktionen einen Namen gemacht. Was sie in Herne vorhaben, wird nicht verraten.
Urbane Kunst aus Berlin erwartet in den kommenden vier Wochen die Besucher des Alten Wartesaals im Herner Bahnhof. Rocco und seine Brüder nennt sich das Kunstkollektiv, das in Herne den momentan (und meisterns) leeren Raum bis zur Vernissage am kommenden Sonntag einrichten werden. Wie, das wissen nicht einmal die Veranstalter von Pottporus.
Alter Wartesaal gilt als erste Adresse
Wer Rocco und seine Brüder sind, ist außerhalb der Szene genauso wenig bekannt wie Details der „Soloshow“ namens Fri / Vol. 2 im Alten Wartesaal. Die Berliner hätten selbst den Kontakt gesucht, erklärt ein Sprecher des Kollektivs. Seit Pottporus den Saal für seine alljährlichen „Infusion“-Ausstellungen entdeckt hat, gilt er als erste Adresse für Graffiti-Kunst und andere Ausprägungen urbanen künstlerischen Schaffens. Vor zwei Jahren wurde der städtische Kulturort renoviert und neu eröffnet. Zekai Fenerci, der künstlerischen Leiter von Pottporus, hätte ihn gern ganz der urbanen Kunst überlassen, was derzeit allerdings nicht realisierbar scheint. Die urbane Kunst hat aber im Herner Bahnhof ein festes Standbein.
In Berlin haben Rocco & Co., geboren in den 80er-Jahren, seit 2016 mit etlichen Aktionen im öffentlichen Raum Aufsehen erregt. Schon ihre erste Aktion, das „Berliner U-Bahn-Zimmer“, rief ein großes mediales Echo hervor: Die Künstler richteten einen unterirdischen Raum ein - ein „Sozialexperiment“, wie sie es selbst nennen, denen Graffiti als Ausdrucksform irgendwann nicht mehr genügte. Ihre Absicht ist politisch: Mit den (nicht genehmigten) Aktionen wollen sie zum kritischen Denken anregen. Das U-Bahn-Zimmer etwa führte die Medien vor, die gleich von einer „Geheim-Wohnung“ und einem „versteckten Apartment“ schrieben. Erst im Nachgang zu solchen künstlerischen Interventionen liefern die Urheber Erklärungen per Videobotschaft. In diesem Fall ging es um Mietpreis-Spekulation.
Gleis und Wand ausgefräst und ausgestellt
Ebenfalls in den Tiefen der U-Bahn-Schächte fand „XChange“ statt: Die Künstler schnitten ein Stück Gleis und Wand heraus und weißten die Stelle. Das herausgetrennt Stück wurde im Austausch im weißen Raum einer Galerie präsentiert.
Anders als in der Graffiti-Kunst gelte es in der weiterentwickelten Form der Straßenkunst „andere Bühnen zu beackern als das eigene Ego“, sagt der Sprecher des Kollektivs. Ob in Herne eine öffentliche Aktion stattfindet, wisse er selbst nicht. Fest stehe, dass im Wartesaal etwas nur für diesen Standort geschaffen werde. Absicht der Gruppe sei es, „sich in Kunstorten zu etablieren und zugleich die Tür zu öffnen zu Interventionen im öffentlichen Raum“.
Film in der VHS ergänzt die Installation im Wartesaal
Neben der Installation im Wartesaal wird in Herne ein Film gezeigt. Blackstreets Magazine & Rotzfrech Cinema präsentieren. „Blaues Licht“, einen Film von Sophie Sonntag. Der 90-Minüter wird gegen eine Spende am 21. Mai im VHS-Saal im Kulturzentrum gezeigt. Erst am 2. Mai hatte der Film Premiere in Berlin, danach startete eine Tour durch elf Städte. Auch hier darf das Publikum gespannt sein, die Ankündigung gibt sich geheimnisvoll: „,Blaues Licht’ nimmt alle mit, die wollen. In den Untergrund, mit Warnweste und Sektglas, bestuhlt und perfekt arrangiert, mit Tiefe und Tragik; und natürlich auch mit Farbe auf Zügen.“
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Fri/Vol. 2 wird am Sonntag, 12. Mai, um 16 Uhr mit einer Vernissage im Alten Wartesaal (Bahnhof Herne) eröffnet. Bis Samstag, 8. Juni, 18 Uhr (Finissage) geöffnet do-sa, 16 bis 20 Uhr, so 14-18 Uhr.
„Blaues Licht“ von Sophie Sonntag wird am Dienstag, 21. Mai, um 19 Uhr in der VHS am Willi-Pohlmann-Platz 1 gezeigt.