Herne. Der Autor Volker W. Degener ist in die „Kleine Westfälische Bibliothek“ aufgenommen worden. Außerdem hat er neue Aphorismen veröffentlicht.

Man muss schon zwei Mal hinschauen, bevor man ihn erkennt. Das Titelbild des „Lesebuchs“ zeigt Volker W. Degener, heute 78, in jüngeren Jahren. Das passt gut, denn der Herausgeber Joachim Wittkowski lässt in dem Bändchen das literarische Schaffen des Herner Schriftstellers über sechs Jahrzehnte Revue passieren. Eine Menge Gedichte sind dort zu finden, Aphorismen und Erzählungen, Literaturkritisches und Biografisches.

In einer Reihe mit Autoren der Region

Das Lesebuch über Degener ist die Nummer 82 in der Reihe „Nylands Kleine Westfälische Bibliothek“ zu Autoren aus der Region. „Wenn man in so eine Galerie gesetzt wird, ist das schon etwas, worauf man stolz sein kann“, sagt Degener. Wie aus dem Polizeibeamten ein Schriftsteller wurde, ist in dem Buch ebenfalls nachzulesen: Er habe schon immer gelesen und geschrieben und eigentlich Lehrer werden wollen, gibt Degener preis. Doch für die Polizei habe auch einiges gesprochen - nicht zuletzt, dass sich damit die Bundeswehr erledigt hatte.

Weniger bekannt sein dürfte, dass der 1964 nach Herne gezogene Berliner in frühen Jahren auch als Literaturkritiker tätig war und u.a. Helmut Heißenbüttel, Lieselotte Rauner und Josef Reding besprochen hat. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm selbst sein Bericht über den Schriftstellerkongress in München 1980, als Strauß und Stoiber die Autoren als „Ratten und Schmeißfliegen“ titulierten. Herausgeber Joachim Wittkowski hat für das Lesebuch Texte zusammengetragen, die nicht einmal mehr dem Autor präsent waren und dessen komplettes literarisches Schaffen im Nachwort eingeordnet.

100 neue denkwürdige Aphorismen

Dazu zählt in jüngster Zeit immer mehr das Schreiben gedanklicher Miniaturen. „Lichtung und Wahrheit“ heißt Volker W. Degeners kürzlich erschienener vierter Band mit „100 denkwürdigen Aphorismen“, wie es im Untertitel heißt. „Nicht um spontane Schnellschüsse geht es hier, sondern um gedankliche Tiefe“, attestiert der Literaturwissenschaftler Hannes Krauss dem Autor in seinem Vorwort.

Er freue sich, wenn ihm etwas einfalle, sagt Degener, und er etwas aussagen könne, ohne zu pädagogisch zu sein. Vier Jahre lang hat er seine Ideen gesammelt und aufgeschrieben (manchmal nachts im Dunklen), bevor daraus ein weiterer Aphorismen-Band wurde. In einem neuen Verlag erschienen, der Edition Virgines, knüpft er mit den Zeichnungen des Bochumer Malers und Grafikers Horst-Dieter Gölzenleuchter äußerlich und inhaltlich an die drei Vorgänger-Bände an. https://www.waz.de/staedte/herne-wanne-eickel/volker-w-degener-aus-herne-legt-100-neue-aphorismen-vor-id10809993.html

Erkenntnisse über den Einzelnen und die Gesellschaft

Degener, der weiterhin im Schriftstellerverband NRW als Vorstandsmitglied aktiv ist, spielt gerne mit der Sprache („Wer Bescheid weiß, bleibt lieber bescheiden“), dreht und wendet sie, und so manche Erkenntnis kommt dabei heraus, über den Einzelnen und die Gesellschaft, Schwächen und Größe, Gott und die Welt.

Auch politisch positioniert sich der Schriftsteller ganz klar: „Stolz sein auf deutsche Tugenden? Stolz kann man nur auf seine persönliche Leistung sein“, heißt es da, oder: „In der Diktatur gibt es einfache Regeln. In der Demokratie schwierige Lösungen.“