Herne. . Der Schriftsteller hat seinen dritten Band mit Aphorismen veröffentlicht: „Vorschau und Rücksicht“ mit neuen Erkenntnissen über Politisches und Privates.
„Gute Aphorismen tun so, als kämen sie mit einem Satz aus.“ Der Mann, der dies schreibt, muss es wissen, hat er doch gerade seinen dritten Band mit Aphorismen vorgelegt. Und meistens hält sich Volker W. Degener (74) an seine eigene Maxime. Seine Gedankensplitter sind in der Regel kurz und treffend. „Vorschau und Rücksicht“ heißt das neue Buch, erschienen wieder im Brockmeyer Verlag.
Zwei Jahre ist es her, dass der Herner Schriftsteller in dem Bochumer Verlag seinen letzten Band mit Aphorismen veröffentlicht hat. Auch damals ordnete er seine Gedanken thematisch an, wie jetzt wieder. Das Kapitel „Sand & Uhr“ etwa fragt nach der Zeit, „Spiegel & Bild“ spottet über die Mediengesellschaft: „My homepage is my castle“ oder „Was von uns erhalten bleibt? Ein digitales Skelett“. Degener misstraut der Politik - „Schmutzige Geschäfte werden nicht selten in weißen Westen betrieben“ - wie dem Markt, der kein Gewissen hat, ihm aber dauernd hineinredet. Auch Privates spricht der Autor an: die Liebe, Krankheit, den Tod.
Ideen auf Notizblöcken notiert
Was sich wie eine Ansammlung von Geistesblitzen liest, ist in Wirklichkeit das Ergebnis eines Feilens an den Ideen, die den Schriftsteller dann und wann anfliegen. „Ich habe ein Notizbuch, das ich immer auf Reisen bei mir habe “, erzählt Volker Degener. „Vieles fällt mir auch in der Nacht ein, das schreibe ich dann im Dunklen auf Notizblöcke auf.“ Um seine Frau nicht zu wecken, die mit ihm in einer großzügigen Altbauwohnung mit Garten an der Bochumer Straße wohnt. Danach kann er beruhigt weiterschlafen.
Für das Nachwort hat Volker Degener Walter Gödden gewinnen können. Der Literaturwissenschaftler und Leiter des Literaturarchivs Münster, ein erklärter Freund des kurzen Textes, würdigt Degeners Aphorismen als „Aufklärungsarbeit“ und verfolgt seine literarische Spur zurück bis zu den ersten Veröffentlichungen Ende der 60er Jahre, als der Autor noch im Hauptberuf Polizist war. Gedichte schrieb er damals, später kamen Jugendromane dazu, die ihn bekannt machten. Kleine Anekdote am Rande: Gödden riet von der Veröffentlichung des Aphorismus „Alltagstipp“ (siehe kleines Foto) ab. Degener schickte ihn spaßeshalber zum „Stern“ - und der druckte ihn umgehend auf seiner Humorseite.
Nachdem der zweite Aphorismen-Band schnell ausverkauft war, ist Degener zuversichtlich, dass auch das neue Buch seine Anhänger findet. Er kann sich vorstellen, wie gehabt bei Veranstaltungen einzelne Weisheiten daraus zu lesen. Einen kompletten Abend mit seinen Erkenntnissen fände er aber dann doch ermüdend. Ob es einen vierten Band geben wird? Der Autor schließt das nicht aus. „Die nächsten zehn Aphorismen habe ich jedenfalls schon notiert.“
Vorschau und Rücksicht. Hundert bedenkliche Aphorismen von Volker W. Degener. Brockmeyer Verlag, 64 Seiten. 9,90 Euro.
Ein neues Jugendbuch hat Degener fertig geschrieben. Mit einem Verlag ist er in Verhandlung.
Auch Gedichte schreibt Volker Degener hin und wieder.
Er ist Mitglied im Landesvorstand des Verbandes deutscher Schriftsteller und Vorsitzender der Liselotte-Rauner-Stiftung zur Förderung der Lyrik in NRW.
Degener berät Autoren in Verlagsfragen, ist Fachmann für das Urheberrecht und oft Jurymitglied.
Mit dem Herner Autor Jan Zweyer ist Degener befreundet. Die beiden arbeiten am Projekt „Literaturhaus Ruhrgebiet“.