Herne. Um den krebserregenden Stoff PCB ging es im Umweltausschuss. Warum die Stadt an einem Herner Standort keine Notwendigkeit für Messungen sieht.

Die Stadt sieht derzeit keine Notwendigkeit für Untersuchungen auf den Giftstoff PCB im Umfeld der Suez-Anlage. Das erklärte Daniel Wirbals vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung am Mittwochabend im Umweltausschuss auf Anfrage der Grünen.

Seit 25 Jahren werde gefährliches Material bei Suez an der Südstraße angeliefert, berichtete Gerd Kalus, Ausschussmitglied der Grünen. Die Grenzwerte für PCB würden am Schornstein gemessen. Die zum Teil heftigen Gerüche zeigten jedoch, dass die angelieferten Stoffe Ausdünstungen und Gase entwickelten. Es sei völlig unklar, ob und wie sich das auf die Böden auswirke.

Grüne wollen Analyse notfalls selbst finanzieren

Daniel Wirbals ist stellvertretender Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung.
Daniel Wirbals ist stellvertretender Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski


Wirbals verwies darauf, dass PCB bei Suez bei über 1100 Grad zerstört würde. Die PCB-Grenzwerte würden bisher nicht überschritten, deshalb gebe es keinen Anlass für Messungen im Umfeld. Die Grünen kündigten an, die Untersuchung notfalls selbst zu finanzieren - „damit die Anwohner Sicherheit haben“.

Am PCB-belasteten Standort des Silikonherstellers Silex an der Werderstraße in Horsthausen sieht die Verwaltung derzeit keinen Bedarf für weitere Untersuchungen über die vom Land einleitenden Analysen hinaus. Im Frühjahr 2021 würden die Ergebnisse des Grünkohl-Screenings vorliegen, so die Stadt auf Anfrage von Klaudia Scholz (Linke). Dann könne man über weitere Schritte beraten.

Gesetzesänderung für PCB noch nicht in Sicht

Wann Silex den für die PCB-Belastung im Umfeld verantwortlichen chlorhaltigen Vernetzer zu 100 Prozent ausgetauscht habe, sei derzeit nicht absehbar, so Fachbereichs-Vize Wirbals. Die Gesetzeslücke, die das „unbeabsichtigte“ Freisetzen von PCB bei der Silikonverarbeitung ermöglicht, werde wohl nicht mehr in dieser Legislaturperiode, also wohl nicht vor 2022 geschlossen, berichtete die Stadt.

Dezernent Karlheinz Friedrichs warnte die Linke vor Panikmache. „Herne ist nicht Ennepetal“, sagte er. Dort hatte es 2019 im Umfeld einer Firma PCB-haltige Flocken geregnet. In Herne sei das nicht der Fall gewesen, so Friedrichs. Und: Die Stadt habe stets im Interesse der Bürger gehandelt. Die Linke kritisierte dagegen, dass die Verwaltung nach ersten Untersuchungen zu früh Entwarnung gegeben habe. Und Klaudia Scholz betonte, dass im Silex-Umfeld bei einigen Messungen sogar höhere Werte als in Ennepetal ermittelt worden seien. loc


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