Herne. Viele Menschen in Herne sind noch nicht gegen Corona geimpft, und nun stehen Tausende Auffrischungsimpfungen an. Termine werden schon eng.

Die Corona-Zahlen in Herne steigen und steigen, bei der Stadt schrillen deshalb die Alarmglocken. Die Verwaltung appelliert einmal mehr an die Ungeimpften, sich impfen zu lassen. In die Praxen drängen nun aber auch jene Menschen, die vor einem halben Jahr geimpft wurden; sie brauchen eine Auffrischungsimpfung. Und nicht zuletzt: Einen „Booster“ brauchen jetzt auch jene, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurden; betroffen seien allein hier etwa 8500 Menschen, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken.

Eigentlich sollte der Impfstoff von Johnson & Johnson schon nach einer Spritze einen wirksamen Schutz gegen das Coronavirus bieten. Inzwischen aber gibt es bei diesem Impfstoff eine überproportional hohe Zahl an Impfdurchbrüchen, außerdem wirke er vergleichsweise geringer gegenüber der Delta-Variante. Daher empfiehlt die Stiko all jenen, die nur die eine J&J-Spritze erhalten haben, ihre Grundimmunisierung mit einem mRNA-Impfstoff als weitere Dosis zu optimieren – also mit Biontech oder Moderna.

Herne: Tausende bei Sondern-Impfaktionen mit J&J geimpft worden

Aktuell empfehle die Stiko für J&J-Geimpfte eine Auffrischungsimpfung ab vier Wochen nach der Erstimpfung. „Diese Personen sollten sich an die niedergelassenen Hausärzte wenden und dort einen Termin für eine Booster-Impfung machen“, sagt Stadtsprecher Hüsken. Auch im Rahmen der nahezu täglichen mobilen Impfaktionen der Stadtverwaltung könnten Booster-Impfungen vorgenommen werden.

Bei Sondern-Impfaktionen der Stadt Herne wurden Tausende Menschen im Frühling und Sommer mit Johnson & Johnson immunisiert, wie hier im Mai an der Emscherstraße in Wanne.
Bei Sondern-Impfaktionen der Stadt Herne wurden Tausende Menschen im Frühling und Sommer mit Johnson & Johnson immunisiert, wie hier im Mai an der Emscherstraße in Wanne. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Allein bei den städtischen Sonder-Impfaktionen im Frühjahr und Sommer, darunter in Problemvierteln, wurden Tausende Hernerinnen und Herner mit J&J geimpft. Zudem nutzten ihn häufig mobile Impfteams, um schwer erreichbare Gruppen wie etwa Wohnungslose zu immunisieren. Außerdem hätten viele Jüngere den Einmalimpfstoff gewählt, um schnell einen ausreichenden Schutz für die Sommerferien zu haben. Aktuell werde bei mobilen Impfungen überwiegend nur noch der Impfstoff von Biontech gespritzt, sagt Stadtsprecher Hüsken. Wer aber nach wie vor J&J für eine Erstimpfung wünsche, könne aber auch diesen Impfstoff bekommen. Eine besondere Aufforderung gibt es nicht: Aktuell sei nicht geplant, die Hernerinnen und Herner anzuschreiben, die mit J&J geimpft wurden, und fürs Boostern zu werben.

Kassenärztliche Vereinigung: Rechtzeitig um Auffrischungstermin kümmern

Formal gelten die mit Johnson & Johnson geimpften Menschen als vollständig geimpft, auch wenn der Schutz nun als vergleichsweise mangelhaft angesehen wird und die Stiko zum Boostern aufruft. Betroffene sollen jetzt nicht in Panik verfallen, sagt Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen. „Johnson & Johnson ist ein Impfschutz“, betont sie. Sie verweist auf die Stiko, die gesagt hat, dass alle Covid-19-Impfstoffe in Deutschland die Menschen generell vor schweren Verläufen schützten.

Pudlo ruft die mit J&J Geimpften dazu auf, sich rechtzeitig um einen Auffrischungstermin beim Arzt zu bemühen. Die Ständige Impfkommission habe ihre Empfehlungen für Corona-Auffrischungsimpfungen in der Pandemie zuerst ja auch an alle Senioren ab 70, Pflegepersonal und medizinisches Personal gerichtet. „Da kann es sein, dass es in den Praxen schon mal zu Wartezeiten kommt“. Auch wer jünger ist, einer anderen Berufsgruppe angehört oder nun nach und nach einen Booster haben möchte, sollte sich deshalb rechtzeitig beim Hausarzt melden.

Große Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen

„Wir können uns vor Anfragen kaum retten“: der Herner Hausarzt Dr. Markus Bruckhaus-Walter.
„Wir können uns vor Anfragen kaum retten“: der Herner Hausarzt Dr. Markus Bruckhaus-Walter. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das machen offenbar schon viele Menschen. „Wir können uns vor Anfragen kaum retten“, sagt der Herner Hausarzt Dr. Markus Bruckhaus-Walter. Die Nachfrage nach Corona-Auffrischungsimpfungen sei riesig. In der Praxis der Herner Hausärzte am Herner Bahnhof, in der er praktiziert, werde deshalb jetzt auch samstags geimpft. Das brauche seine Zeit: Der organisatorische Aufwand sei riesig.

Wer seinen Booster nicht unmittelbar ein halbes Jahr nach seiner vollständigen Impfung bekomme, sollte „nicht hektisch zu werden“, betont Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung: „Der Impfschutz ist ja nicht automatisch Punkt sechs Monate nach der Zweitimpfung weg.“

>> WEITERE INFORMATIONEN: Boostern auch bei Impfaktionen

Um die Geschwindigkeit in der Durchführung der Auffrischungsimpfungen zu erhöhen und damit der Infektionsdynamik entgegenzuwirken, können Booster-Impfungen auch bei den mobilen Impfaktionen oder den stationären Angeboten im Herner Stadtgebiet durchgeführt werden, so die Stadt Herne.

Dabei seien die Impfungen nicht auf den Personenkreis der Stiko-Empfehlung begrenzt. Möglich macht das ein neuer Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums. Dort heiße es unter anderem: „Im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten und nach ärztlicher Beurteilung und Entscheidung können Auffrischungsimpfungen grundsätzlich allen Personen angeboten werden, die diese nach Ablauf von sechs Monaten nach Abschluss der ersten Impfserie wünschen.“