Herne. Die Zerschlagung der SB-Warenhauskette Real ist in vollem Gang. Was wird aus dem Standort an der Juliastraße? Das ist der Stand der Dinge.

Die Zerschlagung der SB-Warenhauskette Real ist in vollem Gang. Bei den ersten Märkten hängen bereits die Logos der neuen Eigentümer über den Eingängen - doch beim Markt an der Juliastraße in Baukau ist nach wie vor der Real-Schriftzug beherrschend. Ob ein neuer montiert wird - und falls ja, welcher - ist nach wie vor ungewiss. Das ist der Stand der Dinge.

Wenn man als Kunde Mitarbeiter fragt, was denn jetzt aus dem Geschäft in Zukunft wird, lautet die schmallippige Antwort seit Monaten: „Wissen wir noch nicht.“ Die quälende Unsicherheit für die Beschäftigten dauert also an, nachdem im September 2018 Metro bekannt gegeben hatte, dass die Real-Kette verkauft werden soll.

Edeka, Kaufland und Globus äußern sich nicht zum Markt an der Juliastraße

Dass es für den Markt an der Juliastraße immer noch kein Ergebnis gibt, liegt am komplizierten Verkaufsprozess: Zwar gibt es für eine Reihe von Märkten inzwischen Klarheit, doch bei vielen eben nicht. Die WAZ Herne hat die drei Interessenten Kaufland, Edeka und Globus angeschrieben und gefragt, ob der Markt an der Juliastraße in ihren Überlegungen eine Rolle spielt. Alle drei teilen mit, dass sie sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern möchten. Als Gründe werden die verschiedenen Faktoren genannt, die bei der Übernahme eine Rolle spielen oder die fehlende endgültige Entscheidung des Bundeskartellamts.

Möglich ist auch, dass der Markt an der Juliastraße zu jenen rund 50 gehört, die Real bis zum Sommer 2022 selbst betreibt. Real selbst bestätigt das nicht. Wenn dies so wäre, bliebe für die Mitarbeiter die Ungewissheit, denn im nächsten Jahr könnte ein neuerlicher Verkaufsprozess in Gang kommen, um das Unternehmen abzuwickeln. 50 Läden alleine zu betreiben, dürfte kaum rentabel sein.

Sollte es so sein, dass sich weder Edeka noch Kaufland noch Globus bislang für den Herner Standort interessieren, muss dies nicht so bleiben. Der Markt liegt - bildlich gesprochen - im Schaufenster. Vielleicht wirft jemand doch noch sein Auge drauf - wenn es nicht schon geschehen ist.

Immobilienbesitzer lässt Anfrage der WAZ Herne unbeantwortet

Der Real-Markt im Hannibal-Center in Bochum-Hofstede. Dort gilt Globus als Favorit für die Nachfolge, doch eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Der Real-Markt im Hannibal-Center in Bochum-Hofstede. Dort gilt Globus als Favorit für die Nachfolge, doch eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Etwas Durchblick im Trüben könnte der Besitzer der Immobilie bringen. Dabei handelt es sich um die Prime-Gruppe, die ihren Sitz in Düsseldorf hat. Doch eine Anfrage, ob sich Prime in Verhandlungen mit potenziellen Interessenten befinde, blieb bislang gänzlich unbeantwortet. Klar scheint: Ein Interessent müsste nach WAZ-Informationen einen Mietvertrag übernehmen, der noch länger als fünf Jahre läuft.

An dieser Stelle kann man auch in eine andere Richtung denken: Vielleicht hat der Vermieter gar kein Interesse mehr daran, dass ein Markt wie Real (mit Lebensmitteln und einem großen Non-Food-Bereich) dort bleibt und möchte das Gebäude anders nutzen.

Wie kompliziert sich die Übernahme gestaltet, offenbart ein Blick kurz hinter die Bochumer Stadtgrenze: Die Immobilienzeitung hatte in der vorletzten Woche vermeldet, dass Globus den Real-Markt im Hannibal-Center, der von vielen Hernern genutzt wird, übernehmen wird. Aber so weit ist es nach Auskunft von Christian Uhle, dem Geschäftsführer der Hannibal-Center-Eigentümergesellschaft Euco, noch nicht. „Wir führen Gespräche mit Globus, aber auch mit anderen, darunter mit einer weiteren Warenhauskette.“ Ein klassisches Warenhaus sei dort in Zukunft ebenso möglich wie mehrere kleine Filialen. Allerdings räumt Uhle ein: „Ein Warenhaus ist schon ein richtiger Publikumsmagnet.“

Projekt Bau.Land.Partner könnte Hemmnis für Übernahme werden

Im Fall der Juliastraße kommt noch ein weiterer Umstand hinzu, der sich als Hemmnis bei der Entwicklung des Real-Marktes entpuppen könnte: Die Landesinitiative Bau.Land.Partner hat das gesamte Gewerbegebiet an der Juliastraße ins Visier genommen. Ziel ist es, neue Perspektiven für das unstrukturiert gewachsene Areal mit über 60 Eigentümern aus ganz unterschiedlichen Branchen zu entwickeln.

Als das Projekt im September vergangenen Jahres vorgestellt wurde, hieß es, dass es für die Real-Immobilie schon ein Nachnutzungskonzept gebe, das mit der Stadt abgestimmt sei. Allerdings müsse man erst abwarten, was mit dem Real-Markt selbst werde. Dieses Warten hat bis heute - für alle Beteiligten - kein Ende genommen.