Herne. Eine Gesamtschule aus Herne lässt in diesem Winter nur Achtklässler auf Klassenfahrt ins Ausland, die geimpft oder genesen sind. Die Gründe.

Ob vor den Herbstferien oder im Winter: In diesem Jahr planen die Schulen in Herne wieder mit Klassenfahrten. Die Mont-Cenis-Gesamtschule setzt dabei auf einen besonderen Weg: Zur Skifreizeit in die Schweiz dürfen nur Schüler mitfahren, die geimpft oder genesen sind. Es gilt also schon für die Achtklässler die 2G-Regel, wie Schulleiterin Sylke Reimann-Pérez erklärt.

Im Januar soll es soweit sein, die Jahrgangsstufe 8 fährt - nach einem Jahr Corona-Pause - zum Skifahren in die Schweiz - oder besser gesagt, die halbe Stufe, denn die andere Hälfte der rund 150 Schülerinnen und Schüler darf nicht mit. Sie ist nicht geimpft. „Das habe ich wegen der Gefahrenlage so entschieden“, sagt die Schulleiterin der WAZ.

Herne: Skifreizeit der Mont-Cenis-Gesamtschule hat Tradition

Es gebe einige Gründe, die diesen Schritt notwendig machten. So gehe die Fahrt ins Ausland und bei einem positiven Fall müssten gegebenenfalls mehrere Zimmergenossen vor Ort in Quarantäne bleiben –etwa in einem Quarantäne-Hotel. Auch die Einreisebedingungen könnten zu dem Zeitpunkt vorsehen, dass nur Geimpfte und Genesene einreisen dürften, sagt Reimann-Pérez. Die Kinder würden zudem zehn Tage gemeinsam mit einer anderen Schule in einem Haus leben und in Achtbettzimmern schlafen. Abstand halten sei hier kaum möglich - wie auch beim Skifahren und auf der Piste.

Sylke Reimann-Pérez, Leiterin der Mont-Cenis-Gesamtschule in Herne, hat die Teilnahme an der Skifreizeit in der Schweiz an die Bedingung gekoppelt, dass die Achtklässler geimpft oder genesen sein müssen.
Sylke Reimann-Pérez, Leiterin der Mont-Cenis-Gesamtschule in Herne, hat die Teilnahme an der Skifreizeit in der Schweiz an die Bedingung gekoppelt, dass die Achtklässler geimpft oder genesen sein müssen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Deshalb habe es auch aus dem Kollegium Bedenken gegeben und sie habe sich zu diesem Schritt entschieden. Die Skifreizeit komplett abzusagen und in Deutschland mit der gesamten Jahrgangsstufe zu verreisen sei für sie keine Option gewesen, so Reimann-Pérez. „Die Skifreizeit hat eine lange Tradition bei uns“, sagt sie. „Vor dem Hintergrund, dass Impfmöglichkeiten da sind, verstehe ich es nicht, dass Kinder sich nicht impfen lassen wollen.“

Rücksprache mit Bezirksregierung und Dezernent

In einem Brief habe sie den Eltern ihre Entscheidung mitgeteilt. „Ich habe mit viel Gegenwind gerechnet“, gesteht Sylke Reimann-Pérez. Doch überraschend hätten nur zwei Eltern sich bisher darüber beschwert. Viele hätten hingegen auch Zuspruch für diesen Weg der Sicherheit geäußert. Bei der Bezirksregierung in Arnsberg und beim Schuldezernenten hatte sich die Schulleiterin im Vorfeld die Rückendeckung für diesen Weg geholt. Auch die Gesamtschule Wanne habe sich für diesen Weg entschieden, sagt die Sprecherin der Herner Gesamtschulen.

Was die Schülerinnen und Schüler nun machen, die nicht mit in die Skifreizeit mitfahren dürfen, werde derzeit noch überlegt. Ebenfalls traditionell reisen 20 Kinder der Stufe statt in den Schnee auf einen Reiterhof. Bleiben aber noch 60 Kinder übrig, die wohl zu Hause bleiben müssen.

Und wie sehen die Regeln für die anderen Klassen aus? Für die Oberstufen-Fahrt der Gesamtschule Mont-Cenis an den Gardasee in Italien gelten die gleichen Regeln, sagt die Schulleiterin. „Aber hier sind alle geimpft.“ Die 6. Jahrgangsstufe fährt innerhalb Deutschlands weg. Dort gelte die 3G-Regel und ein negativer Corona-Test vor Antritt der Klassenfahrt reiche aus.

Gymnasium Eickel sagt Skifreizeit ab

Das Gymnasium Eickel geht einen anderen Weg: „Wir haben die Skifreizeit in diesem Jahr wieder abgesagt“, sagt Schulleiterin Antje Fehrholz. Die Fahrt ins österreichische Zillertal mit 120 Kindern sei ihr zu risikoreich gewesen. Nur einen Teil der Schülerschaft fahren zu lassen, sei hingegen keine Option gewesen. Sie wisse auch gar nicht, wer von Schülern bereits geimpft sei. „Wir schaffen dafür aber einen Ausgleich in Deutschland“, betont sie. Zudem solle es eine Wintersportwoche geben mit Ausflügen nach Winterberg, in eine Skihalle und zum Eislaufen. Auch die Auslandsfahrten nach Spanien und England wurden abgesagt.

„Mit ganz großer Sensibilität und Risikoabwägung“ geht die Realschule Strünkede in diesem Schuljahr an das Thema Klassenfahrten. Eine Skifreizeit sei „mit großzügigen Stornomöglichkeiten“ in der 8. Klasse dennoch nach Südtirol geplant. Die übrigen Fahrten sollen alle zum Ende des Schuljahres innerhalb Deutschlands durchgeführt werden, sagt Schulleiterin Ulrike Vogt. „Es geht nach dem Lockdown nicht nur um das Aufholen des Lehrstoffs“, betont Vogt. „Auch die soziale Interaktion hat gelitten.“ Deshalb sei es so wichtig, die Klassenfahrten nicht komplett ausfallen zu lassen.

WEITERE INFORMATIONEN: Vorgaben des Schulministeriums

• Generell hat das Schulministerium Schulfahrten für das Schuljahr 2021/2022 im In- und Ausland erlaubt. Schulen könnten „in eigener Verantwortung“ darüber entscheiden, heißt es in einer Schulmail.

• Bei der Entscheidung über Schulfahrten in das Ausland ist vor der Buchung eine sorgfältige Risikoabwägung vorzunehmen. Hierbei können insbesondere die Informationen zur Ausweisung internationaler Risikogebiete durch das RKI herangezogen werden, heißt es aus Düsseldorf.

• Eine Teilnahme an einer Schulfahrt als verbindliche Schulveranstaltung ist nur für Schülerinnen und Schüler möglich, die einen aktuellen Negativtestnachweis erbringen oder vollständig geimpft sind.