Herne. Ulrike Vogt ist nun offiziell die neue Schulleiterin an der Realschule Strünkede. Ihre Arbeit begann wegen Corona mit einigen Herausforderungen.

Die Neue ist keine Unbekannte an der Realschule Strünkede: Ulrike Vogt unterrichtet seit fast 20 Jahren an der Schule, doch erst jetzt ist sie offiziell zur Rektorin der Realschule Strünkede ernannt worden. Das Ruder hat die 52-Jährige aber unmittelbar vor der Corona-Pandemie im Februar 2020 übernommen. Wie das für sie war und was sie sich für die Realschule Strünkede wünscht, verrät sie im WAZ-Interview.

Unter neuer Leitung: die Realschule Strünkede an der Bismarckstraße 41 in Herne.
Unter neuer Leitung: die Realschule Strünkede an der Bismarckstraße 41 in Herne. © Ralph Bodemer

Im Februar 2020 haben Sie wegen einer Erkrankung der damaligen Schulleiterin Andrea Junker kommissarisch die Leitung der Schule übernommen. Wie war das für Sie?

Ulrike Vogt: Es war genau die Zeit, in der Corona begann. Die Ski-Freizeiten standen an und ich musste entscheiden, ob sie dennoch stattfinden oder nicht. Ob wir auf eine Reisewarnung des RKI warten, damit die Eltern nicht auf ihren Kosten sitzen bleiben. Wenn ich nicht schon seit mehreren Jahren im Team der Schulleitung mitgearbeitet hätte, wäre ich vermutlich völlig aufgeschmissen gewesen.

Aber so fühlten Sie sich von Beginn an der besonderen Situation gewappnet?

Zum Glück stand ich nicht allein da, sondern das ganze Kollegium hat mich unterstützt. Der erste Lockdown war eine große Herausforderung. Bei einer Abfrage kam heraus, dass zwar etwa 98 Prozent der Schüler ein Smartphone haben, aber darüber hinaus keinen PC, Tablet, Drucker usw. Aber wie soll man Pdf-Seiten auf dem Smartphone bearbeiten? Wir haben dann zusätzlich zum Aufgabenpool auf der Homepage für jeden Schüler individuell Pakete mit Aufgaben geschnürt, sie nach Postleitzahlen sortiert, und dann haben die Lehrerinnen und Lehrer sie verteilt. Ich möchte sagen, dass das ein sehr engagiertes Kollegium ist.

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Es war für alle Schulen ein Sprung ins kalte Wasser. Sind Sie zufrieden, wie in der Pandemie der Unterricht verlief?

Das Feedback, das wir bekommen haben, war insgesamt sehr positiv. Natürlich gibt es immer Optimierungspotenzial, aber wir haben uns als Schule auf den Weg gemacht. Wir haben den Beginn des neuen Schuljahres genutzt, um den Schülern Medienkompetenztraining zu geben. Wie gehe ich mit MNS Pro Cloud um? Als wieder der Lockdown kam, wollten wir den Schülern den Tag besser strukturieren, deshalb haben wir auch digital Unterricht nach Plan gemacht. Insgesamt sind Schüler natürlich besser in der Schule aufgehoben, aber die Pandemie hat uns auch neue Möglichkeiten aufgezeigt.

An was denken Sie da zum Beispiel?

Schüler und auch Lehrer haben beim digitalen Lernen einen großen Fortschritt gemacht. Und das wird uns auch künftig weiterbringen, denn digital kann man viel individueller auf die Förderbedarfe der Schüler eingehen. Wenn in einer 60-Minuten-Stunde lehrerzentriert individuell gefördert werden soll, blieben vielleicht zwei Minuten pro Schüler. Individualisierung muss möglich sein, indem wir lernkompetente Schüler haben, die individuell selbst auf Inhalte zurückgreifen. So können digitale Arbeitsphasen mit individuellem Programm in den Unterricht eingebaut werden. Es gibt viele Möglichkeiten und ich lege Wert darauf, dass wir das nach Corona etablieren.

Planen Sie die Einführung von Tablet-Klassen, wie es andere Schulen bereits praktizieren?

Ich möchte hier keine iPad-Klassen. Mir ist die Chancengleichheit sehr wichtig und deshalb möchte ich nicht einzelne Klassen, die so arbeiten. Mir schwebt eher vor, dass alle Schüler ein Tablet haben, das über die Schule verwaltet wird.

Würde das von der Schule gestellt?

Nein, das müsste mit günstigen Konditionen selbst erworben werden. Für Empfänger von Sozialleistungen müsste nach Möglichkeiten geschaut werden. Aber das sind alles noch Ideen und Visionen, die wir maximal mittelfristig umsetzen können und über die natürlich abgestimmt werden müsste.

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Haben Sie sonst noch Pläne und Projekte, die Sie in Strünkede umsetzen möchten?

Zeitgleich mit meiner Schulleitung ist wegen Corona vieles eingestampft worden, was diese Schule ausmacht. Die Berufsorientierung, alle jahrgangsübergreifenden und die bilingualen Angebote. Das möchten wir wieder aufgreifen und weiterentwickeln. Die Sprachförderung muss weiter gestärkt werden. Quereinsteiger sind bei uns auf die Klassen verteilt und damit Lernen überhaupt möglich ist, ist Sprache das Medium. Außerdem werden wir im neuen Schuljahr einige Defizite auffangen müssen, die durch Corona entstanden sind. Da wird es einigen Nachholbedarf geben. Als Schulleiterin gibt es immer neue Herausforderungen, aber gerade die machen meine Arbeit ja so spannend.

Ihre Realschule hat die höchsten Anmeldezahlen und wird ab August fünfzügig beginnen. Warum entscheiden sich Ihrer Meinung nach so viele Eltern für Strünkede?

Generell sind die Realschulen in Herne sehr beliebt und haben gute Anmeldezahlen. Ich brenne für diese Schule und bin deshalb Schulleiterin geworden, weil ich wusste, dass die Schule Potenzial hat. Deshalb wundern mich die guten Anmeldezahlen natürlich nicht. (lacht) Besonders schlimm war es immer, wenn man Eltern sagen muss, dass man keinen Platz für ihr Kind hat. Deshalb freut es mich, dass wir im neuen Schuljahr mit fünf Klassen starten und allen Kindern einen Platz anbieten können.

>>> ZUR PERSON: Ulrike Vogt

Ulrike Vogt (52) ist verheiratet und hat zwei Kinder (21 und 25). Gebürtig kommt sie aus Erding bei München, ist am Niederrhein groß geworden, wohnt aber seit 2000 aus Überzeugung in Herne.

Sie unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte, Politik und praktische Philosophie.

In ihrer Freizeit liest sie gerne Krimis oder historische Romane und ist Fan des VfL Bochum.