Herne. Eine Waschstraße für Fahrräder - hört sich verrückt an, gibt es aber in Herne. Wie die „CycleWash“ funktioniert und was die Nutzung kostet.

Die Fahrradsaison ist zwar noch nicht ganz angebrochen, aber trotzdem macht sich manch einer schon Gedanken darüber, wie er den Drahtesel nach der Winterpause wieder auf Vordermann bringt. Ein Fahrrad gründlich zu putzen, ist nämlich ganz schön zeitaufwendig. Wer lieber radelt als putzt, hat nun eine Alternative: „CycleWash“ – eine Waschstraße für Fahrräder. Inhaber Klaus Peter Klaeser erklärt, wie er zu dieser ungewöhnlichen Geschäftsidee kam.

„Wir haben in unserem Autowaschcenter bereits 2019 mit Dog Wash eine Waschanlage für Hunde installiert“, erklärt Klaus Peter Klaeser. Damals sei er von einigen deshalb belächelt worden. Aber gerade für Tierbesitzer mit großen Hunden sei dies eine Erleichterung, weil so das heimische Badezimmer nicht in Mitleidenschaft gezogen werde. „Mittlerweile haben wir mehrere Hunde pro Tag, die hier ausgehfein gemacht werden.“ Ungewöhnliche Ideen sind Klaus Peter Klaeser also durchaus nicht fremd.

Instagram-Post brachte Herner auf die Idee

Die Idee einer Radwaschanlage reizte ihn und durch Zufall – ein Post bei Instagram – stieß er auf einen Ingenieur, der in Köln sitzt und eben so etwas anbietet. „Der tüftelte da schon lange dran rum und hatte eine fertige Anlage. Obwohl ich gestehen muss, dass der Preis mich zunächst abgeschreckt hat.“ Immerhin kostet nur die Anlage netto 46.000 Euro.

Inhaber Klaus Peter Klaeser zeigt, wie sie funktioniert, die Waschstraße für Fahrräder „CycleWash“ in Herne.
Inhaber Klaus Peter Klaeser zeigt, wie sie funktioniert, die Waschstraße für Fahrräder „CycleWash“ in Herne. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dann aber hat sich Klaus Peter Klaeser selber aufgemacht und ist von seinem Wohnort Düsseldorf nach Köln geradelt – mit einigen Stationen in der Bahn, um das „CycleWash“ selbst zu testen. „Das Rad war seit eineinhalb Jahren nicht geputzt, sodass es sich richtig gelohnt hat“, erzählt er und schmunzelt. „Das Ergebnis hat mich wirklich begeistert.“ Und so schaffte er die Radwaschstraße an, baute noch ein eigenes Podest aufs Gelände des Waschcenters – mit Überdachung und Sitzgelegenheiten. Die Seite der Waschanlage ist nämlich durchsichtig, sodass man gemütlich zuschauen kann, wie die Bürsten das Rad reinigen.

Fahrrad-Waschgang kostet zwischen vier und zehn Euro

Doch wie genau funktioniert das jetzt? Radlern stehen vier Programme zur Auswahl: Express-Pflege, Express-Aktivschaum, Intensiv-Pflege und Premium-Pflege, Kostenpunkt zwischen vier und zehn Euro. An der Station hängt ein Schild, das die Abläufe erklärt. „Ich wähle mein Programm aus und zahle kontaktlos mit Karte oder Handy“, erklärt Klaeser. Dann hat man fünf Minuten Zeit, um das Rad mit einer Spritze vorzureinigen, was kein Muss ist, aber im Bereich der Schutzbleche manchmal sinnvoll.

Ein Waschgang fürs Fahrrad. Der Besitzer kann zuschauen, bis der Drahtesel wieder blitzsauber ist.
Ein Waschgang fürs Fahrrad. Der Besitzer kann zuschauen, bis der Drahtesel wieder blitzsauber ist. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Den Rest erledigt die Waschanlage fast von selbst. Türe auf, Abdeckungen wegklappen, Fahrrad mittig reinschieben, Türe zu, Start drücken. Zwischen vier und acht Minuten dauert die Reinigung. „Dabei wird wirklich jede Ecke erwischt“, betont Klaus Peter Klaeser. Die Reifen drehen sich während des Waschvorgangs, sodass auch alle Speichen sauber werden. Mittels Ultraschall löst sich auch der stärkste Dreck von den Felgen.

Entmineralisiertes Wasser gegen Kalkflecken

„Wir nutzen entmineralisiertes Wasser, sodass es keine Kalkflecken am Rad gibt.“ Ein spezielles Reinigungsmittel sorgt dafür, dass das Wasser abperlt und der Rahmen hinterher besser trocknet. „Dieser Ingenieur hat sich wirklich viele Gedanken darüber gemacht, das sieht man auch an den Bürsten. Sie bestehen aus drei Bestandteilen, damit wirklich jede Ecke erreicht wird.“ Das schmutzige Waschwasser geht nicht in den Kanal, sondern wird aufbereitet und in der Waschstraße wiederverwendet.

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass sofort jeden Tag Dutzende Menschen kommen, um ihr Rad zu waschen“, sagt Klaus Peter Klaeser offen. Ihm gehe es darum, dass sich das Angebot rumspricht. Zahlreiche Kunden teilten sich mittlerweile auf – während der eine den Hund badet, fährt der andere das Auto durch die Waschstraße. So könnte es künftig mit „CycleWash“ auch sein. „Es macht aber einfach auch Spaß, solche Besonderheiten zu bauen“, betont Klaeser. „Es gibt einige mobile ,CycleWash‘, die ab und an auf Märkten stehen oder an der Ostsee, wo viele Radler unterwegs sind. Aber so eine stationäre Anlage wie hier bei uns gibt es im weiteren Umkreis nicht.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: CycleWash

  • Die „CycleWash“-Anlage steht seit November 2021 auf dem Hof des Autowaschcenters Klaeser, Dorstener Straße 548.
  • Da sie von der Straße aus nicht direkt sichtbar ist, weisen auf dem Gelände verteilte Schilder darauf hin. Weitere Infos unter: www.klaeser-gmbh.de