Herne. Eine Mutter aus Herne ist sauer: Ihr minderjähriger Sohn hat sich ohne ihr Wissen gegen Corona impfen lassen. Das Impfzentrum bezieht Stellung.
Eine Mutter aus Herne, nennen wir sie Marina, kann es immer noch nicht fassen: Rund eine Woche ist es her, dass ihr 17-jähriger Sohn mit seinen Freunden in den Revierpark Gysenberg ging – und geimpft zurückkam. Er sei spontan ins Impfzentrum gegangen und habe sich eine Dosis Biontech spritzen lassen. „Dürfen die das ohne meine Einwilligung?“, fragt die Mutter nun und sagt, sie sei „stinksauer“.
Bereits häufiger habe der Sohn ihr gegenüber geäußert, dass er sich gerne gegen Corona impfen lassen möchte, sagt die 38-Jährige aus Herne-Sodingen. Schließlich seien seine Freunde auch geimpft und er komme dann viel leichter irgendwo rein. „Ich habe als Mutter einfach Sorgen und hätte das wenn dann gerne mit dem Kinderarzt besprochen“, sagt sie. Auch sie selbst habe sich bisher aus Angst nicht impfen lassen, sei aber, wie sie betont, keine Impfgegnerin.
„Ich habe nichts dagegen, wenn er unbedingt geimpft sein will, aber ich wäre gerne dabei gewesen“, sagt Marina. Und sie wirft dem Arzt vor, einen Minderjährigen ohne die Einwilligung der Eltern geimpft zu haben. „Auch wenn er 17 ist, er ist doch immer noch mein Kind“, sagt sie. Nicht einmal seinen Impfpass habe ihr Sohn dabei gehabt, so spontan sei die Aktion gewesen. Er habe einfach einen neuen bekommen.
Herner Impfzentrum: Einwilligung der Eltern nicht nötig
Dass 16- und 17-Jährige auch ohne Einwilligungserklärung der Eltern zum Impfzentrum am Revierpark Gysenberg kommen, sei durchaus üblich, sagt die Leiterin Jennifer Metzlaff vom DRK. Die meisten brächten eine Unterschrift mit, aber auch sonst werden Jugendliche, wenn sie als „einwilligungsfähig“ eingeschätzt werden, geimpft – auch gegen den Elternwillen.
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Einwilligungsfähig sei jemand, der in einem kurzen Gespräch vor der Impfung zeigt, dass er sich mit dem Thema beschäftigt hat, weiß, worum es sich bei der Impfung handelt, und begründen kann, warum er sich impfen lassen möchte, so Metzlaff. „Wir haben uns an unsere Vorgaben gehalten“, betont Metzlaff in Bezug auf die Impfung des 17-Jährigen. Dass Eltern sich anschließend über die Impfung des Kindes beschweren sei aber ein Einzelfall.
Einwilligungsfähigkeit ab 16 Jahren
Das NRW-Gesundheitsministerium teilt auf WAZ-Anfrage mit: „Jugendliche ab 16 Jahren können zu allen Impfungen selbst einwilligen, wenn sie die erforderliche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit besitzen; das ist in der Regel mit 16 Jahren der Fall“, so eine Pressesprecherin. „Allerdings ist es stets Aufgabe des impfenden Arztes, im Einzelfall festzustellen, ob der Jugendliche die entsprechende Reife besitzt.“
Auch bei den Impfaktionen, die die Stadt in der nächsten Woche an den weiterführenden Schulen plant, seien keine Einwilligungserklärungen der Eltern nötig, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Jeder Schüler und jede Schülerin ab 16 Jahren könne sich impfen lassen. „Das ist ihr gutes Recht.“ Oberbürgermeister Frank Dudda habe alle Familien in einem Brief über die Aktion informiert.
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Marina ist froh, dass ihr Sohn die Impfung zumindest gut vertragen hat. „Jetzt ist es nun mal so und ich kann es nicht mehr ändern“, sagt sie. „Bei der zweiten Impfung werde ich aber auf jeden Fall mitgehen.“ Und vielleicht lässt sie sich dann ja auch selbst impfen - ganz spontan.
>>> WEITERE INFORMATIONEN: Impfungen an Schulen
• Die Stadt Herne führt zwischen dem 23. August und 7. September besondere Impfaktionen für Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen durch. Das Impfzentrum wird in verschiedenen Schichten entweder drei Stunden am Morgen, zwei Stunden in der Mittagszeit oder an den Berufskollegs den ganzen Tag vor Ort sein.
• Die genauen Termine an den Gymnasien, Gesamtschulen und einzelnen Realschulen finden in Abstimmung mit den Schulen statt und standen am Freitag noch nicht endgültig fest. Die Hiberniaschule wird ebenfalls angefahren, nicht jedoch die Hans-Tilkowski-Schule. Begründet wird dies von Jennifer Metzlaff damit, dass vorerst ausschließlich Kinder ab 16 Jahren geimpft werden.
Auf Wunsch der Mutter haben wir ihren Namen im Artikel nachträglich anonymisiert.