Herne. Knapp jedes dritte Kind besucht während des Lockdowns weiter eine Kita in Herne. Der Druck in den Familien nimmt aber täglich zu.
Etwa jedes dritte Kind in Herne besucht während es Lockdowns weiter die Kita. Wie die Stadt auf WAZ-Anfrage mitteilt, haben am 14. Januar 1479 Kinder eine Tageseinrichtung in Herne besucht, 3726 Kinder blieben demnach zu Hause. Diese Zahl bezieht sich auf die Kitas aller Träger.
Anders als im ersten Lockdown, als nur Kinder mit Eltern in „systemrelevanten Berufen“ in eine Notbetreuung durften, reduzierte die NRW-Regierung im Januar-Lockdown nur den Betreuungsumfang um zehn Stunden pro Kind und bat die Eltern, wenn irgend möglich, die Kinder zu Hause zu betreuen. Es solle keine Vermischung der Gruppen geben, eine Festlegung der Gruppengröße gebe es aber nicht, teilt die Stadt Herne mit.
Berufstätige Eltern enorm unter Druck
Die Situation in den einzelnen Kitas sei sehr unterschiedlich, sagt Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft im Evangelischen Kirchenkreis Herne. Während in manchen Kitas nur einzelne Kinder kämen, seien in anderen zwei Drittel der Kinder da. "Vor allem berufstätige Eltern stehen enorm unter Druck", sagt sie. Auch Homeoffice helfe nicht viel, wenn die Eltern in der Pflege arbeiteten, in Supermärkten oder auch Handwerker seien.
Die Zahlen seien aber ähnlich wie beim ersten Lockdown in der Notbetreuung, deshalb findet sie diese Lösung mit eingeschränktem Betreuungsumfang eine gute und leichter händelbare Lösung. "Wir spüren aber, dass der Druck in den Familien immer größer wird und deshalb gehen wir davon aus, dass die Zahlen noch steigen werden." Wichtig sei, dass Arbeitgeber die Situation der Familien berücksichtigten und etwa flexiblere Arbeitszeiten ermöglichten.
Auch die Awo befürwortet, dass die Kitas generell geöffnet sind. "Für alle Kinder ist ein gewohntes soziales Umfeld wichtig", sagt Sprecher Christopher Becker. "Für die Eltern, vor allem für berufstätige oder alleinerziehende, ist diese Entlastungsmöglichkeit eine deutliche Erleichterung in ihrem Alltag." Dass Eltern, wo möglich, ihre Kinder zu Hause hielten, sei "gelebte, gegenseitige Solidarität", so Becker.
Für die Kinder sei es eine enorm schwierige Zeit, sagt Elisabeth Weyen. Das werde von der Politik zu wenig beachtet. Aber auch wenn sie der festen Überzeugung ist, dass die Kinder in der Kita besser aufgehoben seien, spricht sie sich weiter dafür aus, die Kinder, wo irgend möglich, zu Hause zu betreuen. Dass das Infektionsgeschehen auch Kitas betreffe, habe man im vergangenen Jahr durch regelmäßige Schließungen von Gruppen oder vereinzelt auch ganzen Kitas gesehen.
In 2021 keine Corona-Fälle in Kitas
Eine gute Nachricht gibt es: „In 2021 gab es bisher kein neues Infektionsgeschehen in einer Kita“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. Die Kontaktreduzierung scheine zu wirken. Und so müsse es weitergehen, betont Weyen. Sie stellt sich darauf ein, dass sich - natürlich je nach Entwicklung der Fall-Zahlen - die Lage in den Kitas bis Ostern nicht wesentlich verändert.
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