Herne. Das Herner Impfzentrum muss am 30. September schließen. Was das für die Drittimpfungen bedeutet und an wen sich Impfwillige wenden können.

Die Infektionszahlen steigen noch immer deutlich – dennoch sollen ab dem 30. September alle Impfzentren in NRW schließen. Auch in Herne ist dann Schluss. Doch was bedeutet das für Impfwillige, die etwa ihre Zweit- oder Drittimpfung brauchen?

Sobald das Impfzentrum im Gysenbergpark geschlossen ist, werden die niedergelassenen Ärzte das Impfen übernehmen, teilt Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Nachfrage mit. Sowohl für die Zweit- als auch für die Drittimpfungen sollen sich Impfwillige dann an ihren Hausarzt wenden. Abhängig vom Bedarf werde die Stadt aber auch weiterhin regelmäßig mobile Impfangebote machen. Für den Rückbau des Impfzentrums habe das Land lediglich den Oktober vorgesehen.

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Da das Land den Weiterbetrieb nicht als notwendig ansehe, werde die Stadt nicht selbstständig das Impfzentrum weiterführen. Für ein kommunalbetriebenes Impfzentrum werde die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) kein medizinisches Personal stellen, so Hüsken. Auf die Frage, wie hoch die Kosten für die Stadt wären, würde sie das Impfzentrum selber weiterführen wollen, macht die Stadt keine Angaben. Die Stadtverwaltung gehe für den bisherigen Betrieb von einer vollständigen Erstattung der Kosten durch das Land aus, in dessen Auftrag das Impfzentrum betrieben wurde. Eine Abschlussrechnung sei aber noch nicht erstellt.

Stadt Herne geht von vollständiger Erstattung der Kosten aus

Insgesamt seien im Impfzentrum 57.152 Erst- und 50.348 Folgeimpfungen verabreicht worden. Zusätzlich seien 6836 Erst- und 5045 Zweitimpfungen mobil durch das Impfzentrum der Stadt Herne erbracht worden (Stand 8. September). Das Impfzentrum stehe bis zum 30. September weiterhin wie gewohnt zur Verfügung.

Neben den niedergelassenen Ärzten werde es zusätzlich gemeinsame Koordinierungseinheiten in allen Kreisen und kreisfreien Städten geben, die die Infektionslage beobachteten, kündigt Andreas Daniel, Sprecher der KVWL, an. „Bei Bedarf können auch zusätzliche zentrale Stellen für Impfungen eingerichtet werden.“

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Durch die Schließung kommt nun einiges auf die niedergelassenen Ärzte zu. Anders als zu Beginn der Impfkampagne im Frühjahr hätten sich jedoch zwei wichtige Voraussetzungen geändert: Die Auffrischimpfungen hätten mehr Zeit, niemand müsse zu einem bestimmten Termin geimpft werden, da der Impfschutz nur langsam nachlasse, so Daniel. „Und zweitens haben die Niedergelassenen nun ausreichend Impfstoff.“

Herner Hausarzt hat Zweifel

Die Schließung des Herner Impfzentrums bedeutet einen Mehraufwand für die niedergelassenen Ärzte, sagt Hausarzt Markus Bruckhaus-Walter.
Die Schließung des Herner Impfzentrums bedeutet einen Mehraufwand für die niedergelassenen Ärzte, sagt Hausarzt Markus Bruckhaus-Walter. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Ganz so unproblematisch wie es die KVWL darstellt, werde es jedoch nicht ablaufen, vermutet Markus Bruckhaus-Walter, Hausarzt in Herne-Mitte. „Grundsätzlich können wir das schaffen“, sagt er. „Allerdings müssen dafür zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden.“ Ohne einen Mehraufwand – sowohl zeitlich auch als personell – werde die Anzahl der Zweit- und Drittimpfungen nicht zu bewältigen sein. So müssten extra Impfstunden angeboten werden – beispielsweise Freitagnachmittag oder samstags, so Bruckhaus-Walter. „Es wird nicht klappen, dass wir die Impfungen neben dem täglichen Geschäft verabreichen.“ Bis jetzt sei noch nicht absehbar, wie viele Menschen eine Drittimpfung überhaupt haben wollen. Momentan seien alle Impftermine in seiner Praxis bis Oktober ausgebucht.

Eine Idee sei es gewesen, die Corona-Impfungen zusammen mit den jährlichen Grippeschutzimpfungen zu verabreichen. Das allerdings sieht der Allgemeinmediziner kritisch: „Wir haben gesehen, wie viele Menschen Nebenwirkungen von den Corona-Impfungen hatten, da sollte man ihnen nicht auch noch gleichzeitig die Nebenwirkungen der Grippeschutzimpfung zumuten.“

>>>Kein fester Hausarzt nötig

Durch den empfohlenen Abstand von drei bis sechs Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung bei den mRNA-Impfstoffen können Patientinnen und Patienten, die jetzt ihre Erstimpfung in einem Impfzentrum erhalten, dort nicht mehr ihre Zweitimpfung bekommen. In der Regel werden sie dann von ihren Haus- oder Kinderärzten versorgt.

Für den Fall, dass Patientinnen und Patienten keinen festen Hausarzt haben, hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe eine Liste von Praxen veröffentlicht, die Zweitimpfungen auch für diese Gruppe anbieten. Die ständig aktualisierte Liste finden Interessierte unter www.corona-kvwl.de/zweitimpfung.