Heiligenhaus. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) informierte sich vor Ort über den geplanten Schwimmbad-Neubau. Dabei wurde auch klar: Ein Abriss ist nicht zu vermeiden.

„Es riecht direkt nach Schwimmbad!“ Mit diesem Satz startete Bundesministerin Klara Geywitz, zuständig für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, am Donnerstagmorgen ihren Besuch in Heiligenhaus. Als erste Station stand das Heljensbad auf dem Programm, das bekanntermaßen abgerissen und mit Fördermitteln unter anderem des Bundes neu gebaut werden soll. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren rund 36 Millionen Euro investiert werden.

Mehr zum Thema

Dass sie Schwimmbäder wichtig findet, machte die frühere Präsidentin des Landesschwimmverbandes Brandenburg, schnell klar. Sie seien lebendige Orte in einer Stadt, im Sommer ein beliebtes Ziel für alle, die nicht in den Urlaub fahren können – und sie würden zudem den Grundstein dafür legen, dass Kinder vor Wasser keine Angst haben müssten. Sie wisse aber auch, dass Bäder oft die Sorgenkinder der Bürgermeister wären: „Die Kosten sind horrend geworden“, so die Ministerin. Das sei nicht von der Hand zu weisen, sagte Bürgermeister Michael Beck über sein „Sorgenkind“, das ein jährliches Defizit von rund 1,5 Millionen Euro verursache: „Das ist für eine Stadt wie Heiligenhaus schon eine enorme Belastung und Herausforderung“.

Bevor gespart werden kann, muss Heiligenhaus erst einmal Geld ausgeben

Bundesministerin Klara Geywitz besucht Heljensbad
So wird das Heiligenhauser Heljensbad nicht mehr lange aussehen. Die Gebäude werden komplett abgerissen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Wenn es um die Einsparung von CO₂ gehe, gebe es bei Bädern große Potenziale, aber bevor sich Energiekosten einsparen lassen könnten, müsse viel Geld ausgegeben werden: „Das kann selbst ein ganz fleißiger Stadtkämmerer nicht in der Stadtkasse zusammenkratzen“, so Geywitz. Darum halte sie die Förderung – für Heiligenhaus gibt es rund 30 Millionen Euro aus unterschiedlichen „Töpfen“ des Landes, des Bundes und der EU – auch für richtig.

Heiligenhauser Heljensbad ersteckt sich auf 55.000 Quadratmetern Fläche

Bundesministerin Klara Geywitz besucht Heljensbad
Das sind die Pläne für das neue Heljensbad. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Oh, das ist aber ein riesiges Ausmaß“, sagte Geywitz, als sie vom früheren Massageraum über das Freibadgelände blickte. „Ja, die Planungen stammen noch aus einer Zeit, als man davon ausgegangen ist, dass Heiligenhaus mal mehr als 50.000 Einwohner haben wird“, erklärte Bürgermeister Beck. Und Michael Scheidtmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Heiligenhaus, hatte noch ein paar Zahlen parat: „Das Freibad ist aus dem Jahr 1966, das Hallenbad von 1974 – insgesamt umfasst die Fläche, Parkplätze eingerechnet, rund 55.000 Quadratmeter.“

Im Keller des Bades werden die Probleme offensichtlich

Mitarbeiter des Heiligenhauser Heljensbades zeigten Bundesbauministerin Klara Geywitz im Keller die veraltete Technik. 
Mitarbeiter des Heiligenhauser Heljensbades zeigten Bundesbauministerin Klara Geywitz im Keller die veraltete Technik.  © WAZ | Philipp Nieländer

Während Besucher dem Bad in den öffentlichen Bereichen Alter und Zustand zumindest nicht auf den ersten Blick ansehen, zeige sich hinter den Kulissen: „Nach 50 Jahren ist der Bau schlicht und einfach verbraucht, die Gebäudehülle auch nicht mehr sanierungsfähig“, so Scheidtmann. Beim Rundgang durch den Keller und die Technikräume wurde das auch schnell deutlich: Rostige Rohre sind da fast noch das kleinste Problem. Wasser hat den Beton massiv angegriffen – darin verbauter Stahl wurde durch die Feuchtigkeit zersetzt, sodass in einigen Bereichen bereits Stützpfeiler aufgestellt werden mussten.

Neubau soll Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringen

Spannend fand Ministerin Klara Geywitz, wie die Zukunft des Heljensbades aussehen soll – es sich zu einem Treffpunkt für alle Generationen entwickeln soll, auch abseits des reinen Bad-Betriebes. Sozialdezernentin Maike Legut gab mit den „frühen Hilfen“, Familienhebammen, Wassergewöhnung und Gesundheits- sowie Ernährungsangeboten in Kooperation mit der VHS einige Beispiele für Möglichkeiten – und auch das Thema Senioreneinsamkeit wolle man berücksichtigen. Freizeitangebote und Sport seien eine gute Möglichkeit, um Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenzubringen, ergänzte der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein.

Die Technik im Heiligenhauser Heljensbad ist – wie das Bad selbst – in die Jahre gekommen. 
Die Technik im Heiligenhauser Heljensbad ist – wie das Bad selbst – in die Jahre gekommen.  © WAZ | Philipp Nieländer

Was die Planer zur Zukunft der Heiligenhauser Sauna sagen

Die konkrete Planung ist indes Teil der europaweiten Ausschreibung – und insofern noch nicht öffentlich. Die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese beschäftigte das Thema Sauna: „Nach allen Vorgesprächen ist eine Sauna nicht über Mittel der Städtebauförderung abdeckbar“, so Sauerwein. Es gebe jedoch die Vorgabe, so zu planen, dass ein Saunabereich grundsätzlich möglich sei, um diesen dann gegebenenfalls aus Mitteln der Stadtwerke zu realisieren, wollte sich Sauerwein diesbezüglich noch nicht festlegen: „Im Vergleich zum Badbetrieb lässt sich der Saunabetrieb aber möglicherweise tatsächlich halbwegs wirtschaftlich darstellen“, machte er den Aufguss-Fans Hoffnung.

Der Zahn der Zeit nagt am Heiligenhauser Heljensbad. 
Der Zahn der Zeit nagt am Heiligenhauser Heljensbad.  © WAZ | Philipp Nieländer

Leckere Freibad-Pommes und ein „parkähnliches Gelände“

Bei einem Rundgang durch den Freibadbereich im Schneetreiben stellte Ministerin Geywitz nicht nur fest, dass es im Sommer „bestimmt leckere Freibad-Pommes“ gibt, sondern auch, „dass das ja eine fast parkähnliche Anlage ist – sehr schön, aber auch sehr, sehr groß“. Der Fokus liege darauf, die Grünflächen zu erhalten, betonte Andreas Sauerwein, der zudem die Hoffnung hat, dass man die Außenbecken sanieren kann und nicht komplett neu bauen muss. „Da ist Substanz, die man retten kann.“ Michael Scheidtmann hob die Vorzüge des Heljensbades gegenüber deutlich engeren Bädern mit höherer Besucherzahl hervor: „Die Menschen können sich gut aus dem Weg gehen, Stressfaktoren werden so deutlich reduziert.“ So sei das Heljensbad eines der letzten in der Umgebung, dass ohne Sicherheitsdienst auskomme.

In einigen Bereichen mussten bereits Stützen aufgestellt werden. 
In einigen Bereichen mussten bereits Stützen aufgestellt werden.  © WAZ | Philipp Nieländer

Sie finde das Bad und die Pläne sehr gut, so die Ministerin. Sie komme zur Eröffnung gern wieder. So hat das große Bad im kleinen Heiligenhaus nun also auch einen ganz prominenten Fan im fernen Potsdam, wo Geywitz wohnt.

Ministerin Geywitz besucht auch Familienzentrum Oberilp

Bürgermeister Michael Beck bedankte sich, dass Heiligenhaus in der jüngeren Vergangenheit durch viele Förderprogramme sehr begünstigt worden sei. Ein weiteres Beispiel sei das Stadtteil- und Familienzentrum Oberilp, das die Ministerin gemeinsam mit Kerstin Griese im Anschluss besuchte.