Heiligenhaus. Zwischen zwei Stadtteilen liegt eine idyllische Spielfläche in Heiligenhaus: Boulderwand, Workout und mehr könnte hier entstehen.

Die Zeiten, als es ständig klirrte an der Giesenhofstraße, weil mal wieder ein Fußball gegen die Metallzäune flog, sind seit Jahren vorbei: So viel wie einst ist nicht mehr los rund um den eigentlich idyllisch gelegenen Bolzplatz zwischen den Ilpen samt Grillplatz und Tischtennisplatte. Doch das soll sich ändern. Der Jugendhilfeausschuss berät nun über eine Verwaltungsvorlage, den Platz wieder aufzuhübschen: Eine überraschende Wende.

Dass Gras über die Sache gewachsen ist, kann man hier wortwörtlich verstehen: Nicht mehr viel zu sehen ist von dem einstigen Ascheplatz, der 2006 zuletzt neu aufgeschüttet wurde. Die umliegenden Bäume und Sträucher bilden ein grünes Paradies, das wohl aber auch zur Hölle werden könnte, wenn ein Ball mal übers Ziel hinausgeschossen wird und im Dickicht für immer verschwindet. Dass ein Ball auf der viel befahrenen Ruhrstraße landet, verhindert indes ein hoher Metallzaun. Zu erkennen sind immer noch viele Trampelpfade, die den Weg entweder von der Grubenstraße in der Oberilp oder von der Giesenhofstraße aus markieren; abgebaut ist dafür schon eine Zeit die Wanderhütte. Eine einsame Bank scheint langsam den Halt zu verlieren.

Vom Ascheplatz ist kaum noch was zu erkennen.
Vom Ascheplatz ist kaum noch was zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Dass der Bolzplatz nicht mehr so häufig wie vor Jahrzehnten genutzt wird (einst hatten Jugendliche im Wäldchen sogar eine Crossbike-Strecke gebaut), ist auch der Verwaltung hinlänglich bekannt: „Gemessen an der Begrünung des Platzes eher wenig frequentiert, mehr genutzt im Bereich der sonnigen Seite“, heißt es dazu in der jetzigen Verwaltungsvorlage. Um das zu ändern, soll er nun also nicht nur aufgehübscht werden, sondern gezielt ein neues Publikum ansprechen, welches die Verwaltung Ü14 Jahren ansiedelt.

Heiligenhauser Ilpen haben bereits zwei reine Bolzplätze

Das ist vor allem deswegen überraschend, als dass die Verwaltung noch 2022 dem Jugendhilfeausschuss vorschlug, den Bolzplatz aufzugeben, da dieser eben kaum genutzt werde. Die Politik nahm das so nicht hin und stellte die Frage, ob er nicht deswegen schlecht genutzt werde, weil er schlecht bespielbar sei. Die Verantwortlichen waren sich aber da noch sicher, dass der Bolzplatz nicht bespielt werde, auch im Vergleich zu den anderen Plätzen im Stadtgebiet. Laut des damaligen Sozialdezernenten Thomas Langmesser werde der Bereich zudem „für illegale Geschäfte“ genutzt: „Es ist von dort aus leicht, sich einer Kontrolle über den Fußpfad zu entziehen.“ In der Nachbarschaft gebe es Bolzplätze, die häufig genutzt würden, darauf solle das Augenmerk liegen.

2006 wurde der Bolzplatz saniert, hier war Bürgermeister Michael Beck (r.) noch der Stadtkämmerer.
2006 wurde der Bolzplatz saniert, hier war Bürgermeister Michael Beck (r.) noch der Stadtkämmerer. © Uwe Möller | Uwe Möller

Nun also doch die Kehrtwende und der Plan, den Bolzplatz aufzuwerten durch eine multifunktionale Nutzung. Die vorhandene Platzfläche solle weiterhin ein Fußballangebot haben, erweitert durch Basketball, Tischtennis (bereits vorhanden) und eine Workout-Station. Die spielerischen Aspekte seien eine Drehscheibe und eine vier-Meter-Schaukel. Ein Grillplatz soll die Aufenthaltsqualität steigern. Das zentrale Element und gleichzeitig Raumteiler der Ballspiele könnte eine gut 35 Meter lange Boulderwand sein.

Verwaltung wollte den Bolzplatz Giesenhofstraße eigentlich schon aufgeben

„Wir haben einfach nochmal geschaut, wie wir den Bolzplatz anderweitig nutzen könnten als in der bisherigen Form und wollen das der Politik nun vorstellen“, berichtet Sozialdezernentin Maike Legut auf Nachfrage dieser Zeitung. So habe sich Ingo Oschmann, der sämtlichen Spielflächen im Stadtgebiet einen planerischen Neuanstrich verpasst hat, auch hier wieder einiges einfallen lassen „und einen Mehrwert gerade für Jugendliche zu schaffen. Denn viele Spielflächen waren doch für Kinder und jüngere Jugendliche konzipiert worden“.

Der Bolzplatz Giesenhofstraße macht einen tristen Eindruck.
Der Bolzplatz Giesenhofstraße macht einen tristen Eindruck. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Warum man den Bereich Giesenhofstraße ausbauen könnte, erklärt die Verwaltung in ihrer Vorlage damit, dass jeder der beiden Stadtteile bereits einen reinen Bolzplatz besitze; an der Hunsrückstraße in der Oberilp unterhalb des Stadtteilzentrums und an der Mainstraße in der Unterilp zwischen Kita Löwenzahn und der Regenbogenschule. „Der Bolzplatz an der Giesenhofstraße ist also ein dritter Bolzplatz zwischen den Stadtteilen“. Angesprochen werden sollen dann auch durch das Angebot gezielt ältere Nutzungsgruppen über 14 Jahren.

Der Jugendhilfeausschuss wird über das Vorhaben am Dienstag, 18. Juni, vorberaten (die Sitzung ist wie immer öffentlich, los geht es um 18 Uhr im Ratssaal).