Heiligenhaus. 125 Jahre Eigenständigkeit, 75 Jahre Stadtrechte: 2022 gibt es besondere Jubiläen in Heiligenhaus zu feiern. Ein großes Fest bleibt erstmal aus.
Der 1. April hat für die Stadt Heiligenhaus eine große Bedeutung: Zu diesem Tag wurde ihr vor 125 Jahre die Urkunde zur Eigenständigkeit überreicht, vor 75 Jahren dann folgten dann die Stadtrechte. Eigentlich Grund genug für eine große Feier – doch aufgrund der aktuellen Situation verzichtete Bürgermeister Michael Beck auf ein Fest mit mehreren hunderten Menschen. Eine Botschaft hatte er an diesem Freitag aber dennoch für einige geladene Gäste im Ratssaal.
Aufgrund der Infektionslage hatte das Stadtoberst bereits zu Beginn des Jahres auf den Festakt verzichtet, „es wäre opportun und unverantwortbar gewesen“, stellt Beck in seiner Rede klar. Und nahm die Anwesenden kurz mit auf eine Reise in die Vergangenheit der Stadt: Zu den Anfängen Mitte des 15. Jahrhunderts. An den „Ursprung unseres Gemeinwesens“ erinnere noch heute eine Platte auf dem Kirchplatz. Bis 1823 habe es hier gestanden, das Helje Hus – ob es auch ein Heiligenhäuschen gegeben habe, sei hingegen nicht klar festzustellen – doch so habe es immer Kapelle am Heiligenhäuschen geheißen.
Heiligenhaus erlebt viele Krisen
Dann entdeckte der Herzog von Berg, Namensgeber des Bergischen Landes, das kleine sich entwickelnde Dorf – eine Landwehr entstand, an dem einige eifrige Händler Zölle forderten. Auch die ersten Steuerzahler wurden registriert. Schmiederei sei auch schon zur damaligen Zeit der Schwerpunkt gewesen – so wie es heute noch die Schlösser- und Beschlägeregion ist. Bis es zur Spaltung von der Nachbarstadt Velbert gekommen sei, sei es ein langer Weg gewesen (die WAZ berichtete) – die Eigenständigkeit dann endlich erreicht.
Viele Krisen habe die Stadt, die dann auch vor 75 Jahren ihre Rechte erhielt, erlebt – Kriege, Wirtschaftskrisen, Inflationen. Doch die Einwohnerzahl stieg, damit auch die wirtschaftliche Prosperität und weitere Stadtteile entstanden in den 1960er Jahren, wie der Wassermangel, der Nonnenbruch, die Unter- und die Oberilp. Einmal sei es noch zu einer Gefahr der Eigenständigkeit gekommen zur Zeit der kommunalen Neugliederung 1975. Doch die Infra- und Bildungsstruktur sowie das eigene Freibad wären wichtige Aspekte gewesen, dass die Stadt weiter eigenständig bleiben konnte. Dass die Stadt all diese Krisen gemeistert habe, mache, so Beck, auch Mut für die derzeitige herausfordernde Zeit Pandemie und Ukrainekrieg.
Stadtchronik ist nun verfügbar
All das und noch viel mehr kann der interessierte Heiligenhauser nun aber sich selber anschauen und nachlesen: Stadtarchivar Peter Bayer hat eine 58 Seiten umfassende Stadtchronik erstellt, Unterstützung erhielt er dabei von Stephan Nau aus der Wirtschaftsförderung, der sich um die Grafik kümmerte, und weiteren Rathausmitarbeitern. Haptisch schön liegt sie in der Hand, bietet nicht nur reine Fakten, sondern auch lustige und spannende Anekdoten aus Vereinsleben, Kultur und Sport: „Die Mischung ist mir wichtig gewesen“, erklärt Bayer.
Anwesend war unter anderem auch NRW-Staatssekretär Jan Heinisch, der der Stadt für die Zukunft „eine schöne, weitere Entwicklung“ wünscht. Die Zeiten seien nicht erfreulich, er hoffe, dass es aber weiter aufwärts gehe. Die Stadt habe einen Wandel erlebt, der auch dank des hohen Engagements und der Unterstützung aus der Bürgerschaft, wie dem Stadtmarketing, vollzogen werden konnte. Dass viele von einer Entwicklung vor allem in seiner Zeit einordnen, freue ihn, „aber ich will das nicht nur an einer Person ausmachen. Es war ein gutes Zeitfenster, wir hatten eine mutige Ratsmehrheit, mit Harald Flügge einen tollen Technischen Beigeordneten, mit Michael Beck einen tollen Kämmerer, der das nötige Geld besorgt hat“, so Heinisch.
>>> Ausstellung und Chronik
Zu sehen ist die Ausstellung im Rathaus während der allgemeinen Öffnungszeiten.
Die Stadtchronik ist ab Montag auch im Kulturbüro, im Bürgerbüro und im Stadtarchiv für eine Schutzgebühr von 2,50 Euro verfügbar.