Heiligenhaus. In den kommenden Tagen und Wochen werden auch in Heiligenhaus Flüchtlinge erwartet. Freie Wohnungen können der Stadt gemeldet werden.

Die Bilder von der Grenze zwischen der Ukraine und Polen sind erschreckend: Menschen – oft Familien mit kleinen Kindern und nur wenigen Habseligkeiten – liegen sich weinend in den Armen. Zwar sicher vor Panzern und Raketen, aber in Sorge um Freunde und Verwandte, die entweder in der Ukraine zurückgeblieben oder ebenfalls auf der Flucht sind. Die Geflüchteten haben in diesen Tagen fast alles verloren – zumindest auf unbestimmte Zeit, vielleicht für immer.

Im Heiligenhauser Rathaus verfolgt Bürgermeister Michael Beck die Entwicklungen in der Ukraine und an der Grenze. „Die Bilder, die ich sehe, nehmen mich sehr mit“, sagt er. Und er will helfen. Und so haben in den vergangenen Tagen bereits viele Gespräche stattgefunden – auch mit Vereinen, die sich für die geflüchteten Menschen einsetzen.

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Es gebe Pläne, so der Bürgermeister weiter, Menschen aus dem polnisch-ukrainischen Grenzgebiet in den Kreis Mettmann zu holen. Konkret will ein Bündnis, bestehend aus Integrationshilfe Langenberg (IHLA), Rotariern und Lions, 40 Ukrainer mit einem Bus nach Niederberg bringen.

Bürgermeister Michael Beck ruft die Heiligenhauser dazu auf, Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen.
Bürgermeister Michael Beck ruft die Heiligenhauser dazu auf, Wohnraum für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Beck rechnet fest damit, dass die EU-Innenminister am Donnerstag die so genannte Massenzustromrichtlinie in Kraft setzen werden. Diese ermöglicht, dass ukrainische Flüchtlinge einen temporären Schutz ohne Asylantrag erhalten. „Familien erhalten dann sofort Sozialleistungen, Kinder können direkt die Schule oder einen Kindergarten besuchen“, nennt der Bürgermeister beispielhaft die dann geltenden Rahmenbedingungen.

Bürgermeister rechnet mit Flüchtlingen – aber nicht mit einer großen Anzahl

Die Stadtverwaltung bereitet sich daher nun auf die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine vor – auch wenn Beck nicht damit rechnet, dass die Zahl in Heiligenhaus besonders groß sein wird. „Sie haben die freie Wohnortwahl“, so Beck. Viele würden dann dorthin kommen, wo Freunde oder Familienmitglieder leben. „Und Heiligenhaus hat keine große ukrainische Gemeinde.“ Etwa 35 Familien mit ukrainischen Wurzeln leben laut Beck in der Stadt.

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Die städtischen Unterkünfte sind weitgehend belegt

Das Problem: Wohnraum in Heiligenhaus ist knapp. Die städtischen Unterkünfte sind mittlerweile wieder gut belegt, nachdem Heiligenhaus zahlreiche afghanische Ortskräfte aufgenommen hat. In Summe sind zwar noch etwa 50 Plätze frei, viele davon sind aber nicht für Familien geeignet.

So hofft Beck, dass sich möglichst viele Heiligenhauser bereiterklären, zumindest temporär Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Koordinierung in der Sozialverwaltung übernimmt ab Mittwoch Jonathan Köhlinger. Wer Wohnraum anbieten kann, erreicht ihn unter 02056  13-341 oder per E-Mail: j.koehlinger@heiligenhaus.de. Ab Mittwoch sollen alle Informationen auch auf der städtischen Homepage zu finden sein, kündigt Beck an.

Friedens-Korso und leuchtende Kerzen auf dem Kirchplatz in Heiligenhaus

In Heiligenhaus gab es am Montagabend einen kleinen Auto-Korso für Frieden und gegen Krieg. Die Teilnehmer hatten sich spontan über Facebook verabredet und fuhren mit geschmückten Autos durch Heiligenhaus.

Initiiert von „Radio Heljens“ leuchteten zudem 100 LED-Kerzen für Frieden und Solidarität auf dem Kirchplatz. Dabei wurden auch knapp 80 Euro gesammelt, die an „Ärzte ohne Grenzen“ für die medizinische Versorgung von Menschen in der Ukraine gespendet werden.

Am Rathaus weht weiterhin die Europa-Flagge – „als Zeichen des Zusammenhalts in Europa und deren Wertegemeinschaft“, so Bürgermeister Michael Beck.