Heiligenhaus. Bürgermeister Michael Beck spricht im Sommerinterview über Projekte in der Innenstadt und den Herbst. Hallenbad könnte dann vielleicht zu bleiben.
Aufbruch nach den zwei schwierigen Pandemiejahren, Angehen und Anstoßen weiterer Projekte zur Stadtentwicklung und Ausbau von Breitband im Stadtgebiet: Viel vorgenommen hatte sich Bürgermeister Michael Beck zu Jahresbeginn. Wie es Mitte des Jahres nun aussieht, darüber sprach er mit WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt im Sommerinterview.
Herr Beck, die letzten beiden Jahre waren geprägt von Corona. Nun scheint jedoch langsam der Alltag zurückzukehren, oder?
Michael Beck: Wir sind heute zum 100. Mal in einer Runde zusammengekommen, in der wir über die Coronalage reden. Das ist schon ein trauriges Jubiläum, aber zeigt, dass wir die Lage natürlich weiter ernst nehmen. Die Inzidenz ist hoch und auch die Hospitalisierung im Kreis Mettmann ist gestiegen, aber durch die hohe Impfquote reden wir zum Glück meistens von milden Verläufen. Wir beraten dennoch jetzt schon über Schutzmaßnahmen im Rathaus im Hinblick auf den Herbst. Wir werden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder kostenlose Schnelltests und vermehrtes mobiles Arbeiten ermöglichen. Es gilt nun der Blick voraus und wir müssen schauen, was passiert in den Schulen und Kitas?
Dennoch freut es mich auch sehr, zu sehen, dass etwas mehr Normalität in unser Stadtleben zurückkehrt. Wir haben wieder tolle Feste gefeiert, ob das Frühlingsfest, das Stadtfest oder jüngst das Weinfest – und am 13. August wird es das große Bürgerfest im Thormählenpark geben zum Jubiläumsjahr, am 23. September der Place de Meaux eingeweiht. Mehr Leben findet auch wieder in den Vereinen statt, das ist eine schöne Botschaft.
Kommt denn auch mehr Leben in einige Projekte in der Stadt?
Wir haben über das Isek einiges angestoßen und sind jetzt in der weiteren Planung. Wir haben die Rewe-Immobilie gekauft und gerade diese Woche einen Förderbescheid über eine Million Euro für die energetische Sanierung gefördert bekommen. Wir sind aktuell in sehr weit fortgeschrittenen Vermietungsgesprächen mit potenziellen Einzelhändlern. Ebenfalls erworben haben wir als Stadt das Haus gegenüber, in der die Löwen-Apotheke war. Hier werden wir unmittelbar nach den Sommerferien bereits die Umbau- und Renovierungspläne sowie den zukünftigen Mieter vorstellen. Das wird spannend.
Aber auch viele andere Projekte sind spannend, wie die Entwicklung des Pavillons auf dem Rathausplatz, wir haben an drei Schulen Erweiterungsbauten vorgenommen, werden jetzt auch in Hetterscheidt die Ogata ausweiten, wir wollen die alten Kornspeicher entwickeln und natürlich auch den Innovationspark. Vieles wird vielleicht von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, aber in unserer Sommerpause bewegt sich mehr, als man denkt (lacht).
Auf ein Projekt freue ich mich besonders, und zwar auf die Entwicklung des Bürgersaals in der ehemaligen Suitbertusschule an der Wülfrather Straße. Das wird ganz toll, mit Eingang zum Südring und Platz für bis zu 200 Leute. Da werden Vereine und Gruppen sehr von profitieren.
Für eine kleine Stadt ist Heiligenhaus sehr ambitioniert, was das Angehen von Projekten angeht. Kann es sein, dass man sich hier und da mal übernommen hat?
Ich habe eine klasse Truppe hier im Rathaus, alle sind mit viel Herz dabei. Es kommt in einer Kleinstadt nicht alles von alleine, sondern ist immer ein Erfolg der Tüchtigen. Das ist dann phasenweise sicherlich kein Ponyhof. Aber die Leute haben auch Lust, was zu machen, und da sollte man diesen positiven Druck auch nutzen. Vielleicht haben wir an der ein oder anderen Stelle zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft gehabt, aber es gibt hier viele kreative Köpfe und das ist mir allemal lieber als nur Bedenkenträger.
Vieles hängt jedoch auch mit dem Lückenschluss der A 44 zusammen. Was kann die Stadt tun, um hier was zu bewegen?
Wir können immer nur wieder auf die Verzögerung hinweisen und bei den Ministerien hinterfragen, wie Prozesse hier durchgezogen werden. Für unsere Stadtentwicklung, aber auch für die Region, ist der Lückenschluss wichtig – und das muss nun endlich angepackt werden.
Apropos Entwicklung: Im Forum Hitzbleck stehen weiterhin zwei Läden frei, auch der große asiatische Systemgastronom. Zudem hatte es mit der Anbringung der Parkschilder große Irritation gegeben – die sind ja nun abmontiert. Wie schaut es da aus?
Wir haben beim Forum natürlich keinen Einfluss, aber wir sind im sehr guten Austausch mit Betreiber HBB. Die waren über die Parkschilder auch nicht begeistert – die sind nicht nur abgenommen worden, die werden, so mein Eindruck aus den intensiven Gesprächen zu diesem Thema, auch so schnell sicher nicht wieder aufgestellt. HBB ist im Austausch mit dem Gastronomen, hier hat es Lieferprobleme für die Innenausstattung gegeben. Die Möbel sind wohl da, wie es weitergeht, dazu kann ich aber nichts sagen. Was sich jedoch als richtige und sehr gute Entscheidung herausgestellt hat, war, das Forum mit der offenen Rampe als Erweiterung vom Rathausplatz hin zum Panoramaradweg zu öffnen. Akzenta hat auch ein großes Interesse, sich in der Stadt einzubringen, ist nun auch beim Feierabendmarkt vertreten. Dass das der Nachfolger von Rewe Wacket so macht, konnte ich mir nur wünschen.
Wenn wir auf die zweite Jahreshälfte blicken, stehen also nicht nur weitere Projekte an und die Vorbereitung auf eine mögliche weitere Coronawelle, auch das Thema Heizen ist durch die Situation auf dem Gasmarkt wichtig. Was will die Stadt unternehmen, soll es auch hier, wie in anderen Städten, kein warmes Wasser mehr an Schulen und Turnhallen geben?
Ich bin kein Freund von blindem Aktionismus. Aber fest steht: Es wird kein Heiligenhauser Haushalt kalt sein, aber das Heljensbad warm. Wir wollen das Bad so lange offen halten, wie es vertretbar ist, aber natürlich werden wir das nicht betreiben, wenn dann Notstand herrscht. Wir wollen Maßnahmen, die Sinn machen, natürlich auch ergreifen, haben auch schon mit Unternehmen gesprochen, aber wir werden genügend Gas für alle Haushalte haben.
Übrigens: Die Heiligenhauser haben es schon sehr beherzigt, sparsamer Gas zu verwenden: Im Mai ist der Gasverbrauch bundesweit im Durchschnitt um 14 Prozent gesunken, in Heiligenhaus um 20 Prozent. Das liegt unter anderem auch daran, dass wir das Freibad, als einen der größten Gasverbraucher in der Stadt, deutlich kälter als sonst betreiben. Auch werden wir das Rathaus zwischen Weihnachten und Neujahr schließen und somit „vom Netz“ nehmen. Alle sind sich also der Situation bewusst, wir werden mit Augenmaß handeln, aber es wird keine Schaufensteraktionen geben. Am Ende hoffe ich natürlich aber, dass es gar nicht so weit kommen muss.
Letzte Frage: Wird es in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsmarkt geben?
Wir werden alles tun, was vertretbar ist, damit ein Weihnachtsmarkt stattfinden kann – in welcher Form, werden wir noch sehen. Es gibt einige Dinge, die in der Pandemie gut gelaufen sind und sich eingespielt haben, da wird es sicher Ideen und Möglichkeiten geben.
>>> Kontakt zum Bürgermeister
- Bürgermeister Michael Beck erinnert daran, dass besondere Jubilare, ob ältere Geburtstagskinder oder langjährige Hochzeitspaare, sich gerne wieder melden können, wenn sie einen Besuch des Bürgermeisters wünschen. Interessierte können sich dafür wenden an e.schwardtmann@heiligenhaus.de oder 02056 13103.
- Kontakt zum Bürgermeisterbüro gibt es unter 02056 13101. Auch soll es bald wieder eine Bürgersprechstunde auf dem Wochenmarkt geben.