Heiligenhaus. Marie-Marleen Kjerrumgaard tanzt leidenschaftlich gerne – und hat es im Sommer sogar auf die Ballettschule des Hamburg Balletts geschafft.

Primaballerina werden, ein Traum von vielen jungen Mädchen. Ein Traum, den auch Marie-Marleen Kjerrumgaard verfolgt. Ihrem Ziel ist die 16-jährige Heiligenhauserin schon einen großen Schritt nähergekommen, denn seit August 2020 absolviert sie ihre Ausbildung an der Ballettschule des Hamburg Balletts unter der Leitung von John Neumeier. „Es war ein bisschen wie ein Herzstillstand unter Freudentränen, als ich die Aufnahmeprüfung bestanden habe“, erzählt Marie-Marleen.

„Wenn ich irgendwann auch nur ansatzweise so tanzen kann wie Swetlana Sacharowa, dann wäre das unglaublich“, schwärmt Marie-Marleen Kjerrumgaard von ihrem großen Idol. Ihr größter Wunsch ist es, wie auch die berühmte russische Tänzerin, einmal ihre Ausbildung zur klassischen Balletttänzerin an der Vaganova Ballett Academy in Russland zu machen und am Mariinsky Theater in Sankt Petersburg tanzen zu dürfen.

Mit drei Jahren bereits mit dem Tanzen begonnen

Dass das Tanzen ihre Leidenschaft ist, sieht man Marie-Marleen definitiv an.
Dass das Tanzen ihre Leidenschaft ist, sieht man Marie-Marleen definitiv an. © Unbekannt | Siegfried Lantermann

Die Liebe zum Ballett entdeckte Marie-Marleen schon mit drei Jahren und weitere drei Jahre später führte sie ihr Weg zu Daniela Hepke, der Leiterin des Tanzateliers, die sie seitdem begleitet und unterstützt. „Ich bin ihr sehr dankbar, ohne sie wäre ich meinen heutigen Weg so nicht gegangen“, betont Marie-Marleen. Bis zum letzten Sommer ging sie auf das Gymnasium Essen-Werden (GEW), welches ein Tanz-Abitur anbietet und damit seinen Schülerinnen und Schülern eine sogenannte präprofessionelle Vorbereitung auf die klassische Tanzausbildung ermöglicht.

Das bedeutete für Marie-Marleen neben dem normalen Schulunterricht aber auch drei bis fünf Stunden Training am Tag – und das sieben Tage die Woche. „Natürlich ist das eine starke Belastung, auch für den Körper“, bestätigt die 16-Jährige, „aber ich bin Dank regelmäßiger Osteopathie und ärztlicher Betreuung kerngesund und meine Eltern achten natürlich auch darauf, dass es mir gut geht.“

Neue Erfahrungen machen Lust auf mehr

Jeden Tag Ballett ist für Marie-Marleen ganz natürlich.
Jeden Tag Ballett ist für Marie-Marleen ganz natürlich. © Unbekannt | Siegfried Lantermann

Highlights ihrer Zeit in Essen war das Mitwirken am Aalto-Theater und die jährlichen Tanzabende des GEW. In Sommerakademien, wie an der Princess Grace Akademie in Monte Carlo, durfte Marie-Marleen neue Erfahrungen sammeln und so stand für sie fest: „Das reicht mir noch nicht, ich möchte weiterkommen.“ In Eigeninitiative, aber mit großer Unterstützung durch ihre Eltern und ihre Tanzlehrer Françoise Kan und Nour Eldesouki vom GEW, bewarb sie sich in Hamburg und erhielt trotz des durch Corona ausgefallenen Vortanzens die Zusage.

In Hamburg wohnt Marie-Marleen seit dem Sommer im zur Ballettschule gehörigen Internat. „Ich fühle mich hier sehr wohl und habe neue Freunde gefunden. Hier ziehen alle am gleichen Strang und streben an, Tanz als Beruf auszuüben“, berichtet sie. Ob es da nicht sehr streng zugehe? „Es ist zwar alles sehr diszipliniert, aber auch sehr liebevoll und professionell.“

Professionelle Ausbildung angestrebt

Durch die Corona-Pandemie sei der Schulbetrieb beschränkt. „Wir trainieren zwar in Präsenz, müssen dabei aber die ganze Zeit Maske tragen. Das ist leider sehr anstrengend. Außerdem haben wir mit zwei Stunden am Tag viel weniger Unterricht, das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich bin froh, dass wir überhaupt trainieren können“, erklärt Marie-Marleen. Sie kann auch hier ihr (Fach-)Abitur absolvieren und danach basierend auf der Bewertung der Lehrenden in der jährlichen Abschlussprüfung in die Theaterklasse übergehen und die professionelle Tanzausbildung absolvieren.

„Mein Traum wäre es, die Ausbildung in Russland an der Vaganova Ballett Academy machen zu dürfen“, schwärmt Marie-Marleen, aber natürlich hat sie auch ihre Bedenken, „Neben dem Kostenfaktor wäre die Entfernung nach Hause wirklich hart. Ohne meine Familie hätte ich das alles nicht geschafft, aber sie unterstützen mich sehr und Russland ist auf jeden Fall mein großes Ziel.“ Neben all den Möglichkeiten bedeutet Marie-Marleens Weg natürlich auch eine Menge an Verzicht. „Klar bleibt meine Jugend ein bisschen aus und meine Mama wünscht sich natürlich, dass ich alles mitnehmen kann und nichts verpasse“, lacht sie, „aber ich glaube, mich stört es tatsächlich weniger als sie. Ich bin bereit, dieses Opfer zu bringen und dankbar für die Chance, meine Leidenschaft ausleben zu können. Ich gehe im Ballett auf, es erfüllt mich maximal und ich fühle mich damit zu Hause.“

Infos zum Hamburg Ballett

Die Ballettschule des Hamburg Balletts John Neumeier wurde 1987 gegründet und bietet Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren aus aller Welt die Möglichkeit, die Ausbildung zum Bühnentanz zu machen.

Neben dem Tanzen umfasst die Ausbildung auch Unterricht in Anatomie, Musiktheorie und Tanzgeschichte. Die Aufnahmeprüfungen finden alljährlich im Frühjahr statt.

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