Hattingen. Nachdem die Seniorenwohnanlage in Hattingen bezogen ist, gibt‘s Probleme. Die Folgen für eine Hausarztpraxis und ihre Patienten und die Bäckerei.

Das ist wahrscheinlich der Albtraum eines jeden Immobilienbesitzers: Im Neubau der Seniorenwohnanlage an der Ecke Schulstraße/Talstraße hat es einen Wasserschaden gegeben. Die Folge für die Erdgeschossmieter in dem geschwungenen Gebäude: Nur wenige Monate nach Erstbezug mussten die Bäckerei Nieland und die Praxis Dr. Rusche wieder ausziehen. Über mehrere Monate wird die Etage nun entkernt.

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Ursache ist ein falsch zusammengestecktes Rohr. „Das ist extrem ärgerlich, kann aber passieren“, sagt Diane Krebietke, Inhaberin von Skiba Immobilien. Das Herner Unternehmen hat den markanten Gebäudekomplex gebaut und im August 2023 eröffnet. Kurz danach wurden die 50 barrierefreien Wohnungen bezogen, ferner zogen ein ambulanter Pflegedienst, eine ambulant betreute Demenzwohngemeinschaft und eine Senioren-Tagespflege ein. Im Erdgeschoss eröffnete im November die Bäckerei Nieland ihr Café, im Juni 2024 begann die Hausarztpraxis von Dr. Herbert Rusche und seinem Sohn mit dem Umzug. Doch dann kam schon das Wasser.

Mitarbeiterin Mathilda bedient in einem Container: Die Bäckerei Nieland und die Praxis Rusche mussten wegen eines Wasserschaden aus dem Neubau an der Talstraße wieder ausziehen.
Mitarbeiterin Mathilda bedient in einem Container: Die Bäckerei Nieland und die Praxis Rusche mussten wegen eines Wasserschaden aus dem Neubau an der Talstraße wieder ausziehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Über Monate war Wasser ausgetreten

„Überall im Haus war Feuchtigkeit“, erinnert sich Herbert Rusche. Nur woher diese kam, war lange unklar. Das Wasser stand unter dem Estrich und in die Trockenbauwände. „Wir wussten nicht: Kommt das Wasser von außen oder von innen“, so Diane Krebietke. Irgendwann stand fest: Es ist Leitungswasser. Letztlich war ein Rohr nicht richtig zusammengesteckt, über Monate war Wasser ausgetreten und hat sich seinen Weg gesucht.

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Kaum waren die Handwerker fertig, legen sie wieder los: Das Erdgeschoss des Skiba-Neubaus muss entkernt werden.
Kaum waren die Handwerker fertig, legen sie wieder los: Das Erdgeschoss des Skiba-Neubaus muss entkernt werden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Schaden ist über Versicherung abgedeckt

Die Folge: Die Etage wird zurzeit komplett saniert. Der gesamte Estrich kommt raus, die Trockenwände teilweise. Das heißt: Es müssen zum Beispiel auch neue Stromleitungen gelegt werden. „Ich denke, dass wir im Juli 2025 damit fertig sind“, sagt Krebietke. Zum Glück sei der ganze Schlamassel über die Versicherung abgedeckt.

Finanzielle Einbußen gibt es trotzdem auf allen Seiten. Zum Beispiel für die Bäckerei Nieland. Diese hat einen hochwertigen Verkaufscontainer angemietet, in dem die Verkäuferinnen nun Brot, Brötchen und Kuchen verkaufen. „Wir verkaufen dort genau das gleiche Sortiment wie auch im Laden“, so Inhaber Alexander Sturm. Er hofft, nach drei Monaten wieder einziehen zu können - und dass die Kunden dem Standort treu bleiben. Denn bislang kommen zu wenige Gebäck-Interessierte. „Es ist schleppend angelaufen. Vielleicht schreckt das mit Planen zugehängte Ladenlokal ab.“

Hausarztpraxis hat zusätzliches Personal angestellt

Auch der Ein- und Auszug der Hausarztpraxis war aufwendig. Seit 2014 möchte Herbert Rusche seine Praxis an der Friedrichstraße um einen zweiten Standort erweitern, da die Räumlichkeiten dort zu klein sind. Aus einem eigenen Bauvorhaben zusammen mit der HWG wurde bekanntlich nichts, mit der Inbetriebnahme der Räumlichkeiten an der Talstraße schien das Ziel nun erreicht. Der 79-Jährige: „Wir wollen in den neuen Räumen unser medizinisches Angebot für die Patienten erweitern, einen barrierefreien Zugang schaffen und das Parkplatzangebot verbessern.“

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Rusches hatten dazu bereits zusätzliches Personal eingestellt, hatten Einbaumöbel und Technik installieren lassen. Und die Patienten hatten Termine in den neuen Räumen gemacht.

Prof. Herbert Rusche (re.) wollte einen zweiten Standort seiner Hausarztpraxis eröffnen.
Prof. Herbert Rusche (re.) wollte einen zweiten Standort seiner Hausarztpraxis eröffnen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Am 1. November hieß es dann aber: Ausziehen! Möbel, Technik, Personal, Patienten - alles muss zurück in die alteingesessene Praxis an der Friedrichstraße. „Bei der Terminverschiebung haben unsere Patienten viel Verständnis, Geduld und Unterstützung gezeigt.“ Auch eine technische Lösung, über das Portal Doctolib habe dabei geholfen. Herbert Rusche glaubt, dass auch der „Hattingen-Bonus“ viel Ärger vermieden hat: „In vierter Generation ist unsere Hausarztpraxis schon in Familienhand. Das schafft sehr viel Nähe zu den Patienten.“

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