Hattingen. Obdachlose haben es in Hattingen besonders schwer, wieder eine Wohnung zu bekommen. Warum das so ist und was die Diakonie jetzt dagegen tut.
„Der Hattinger Wohnungsmarkt sticht im Einzugsgebiet der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr durch die besonders schweren Zugangsmöglichkeiten für wohnungslose Menschen heraus.“ So schätzt die Diakonie Mark-Ruhr die aktuelle Situation der Obachlosen in Hattingen ein.
An fünf Standorten in Hagen, Hattingen, Iserlohn, Schwelm und Witten hilft die Diakonie seit mehreren Jahrzehnten wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen dabei, Wohnraum zu finden und zu behalten. Der Sozialverband unterstützt die Forderung für den Ausbau spezialisierter Fachstellen gegen Wohnungslosigkeit, wie sie bislang nur in Hagen und Witten existieren, um die Situation zu verbessern. Denn: An allen Standorten beobachten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe, dass sich die Lage am Wohnungsmarkt zuspitzt.
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„Nach der Pandemie haben die Zahlen der Wohnungskündigungen und Räumungsverfahren wieder zugenommen“, erläutert Ulf Wegmann, Fachbereichsleiter Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie Mark-Ruhr. Gleichzeitig sei der Konkurrenzkampf am Wohnungsmarkt größer geworden und die Preise seien bei einem knappen Angebot gestiegen. „Wer erst einmal wohnungslos geworden ist, findet nur schwer Ersatz“, so Wegmann.
Die Betroffenen beziehen Bürgergeld oder haben Einträge bei der Schufa
Was die Lage in Hattingen besonders schwierig macht: Der Wohnungsmarkt ist enger als in den übrigen Städten. „Viele Menschen zieht es bei der Suche nach einer schönen Wohngegend nach Hattingen. Die Attraktivität der Stadt ist für die Wohnungslosen ein Riesenproblem, weil die Konkurrenz so groß ist“, analysiert Ulf Wegmann.
Die Menschen, die der Wohlfahrtsverband betreut, beziehen Bürgergeld oder haben Einträge bei der Schufa. Oft sind sie alleinerziehend oder haben ein Suchtproblem. „Alles Dinge, die bei Vermietern nicht gerade beliebt sind“, sagt Wegmann. Auch ein Migrationshintergrund spiele bei der Vergabe von Wohnungen oft eine Rolle.
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Die Statistik zeigt: In Hattingen ist die Anzahl der Wohnungen, die die Diakonie Mark-Ruhr an Obdachlose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen vermitteln kann, bezogen auf die Einwohnerzahl mit Abstand am geringsten. Seit einem Jahr bereits steuert die Diakonie gezielt dagegen. Da wurde das vom Land aufgelegte Projekt „Endlich ein Zuhause“ auf Hattingen ausgerollt. Ein Mitarbeiter wurde zusätzlich eingestellt, nimmt Kontakt zu privaten Wohnungsbesitzern auf, versucht, Wohnungen zu bekommen, beziehungsweise zu erhalten, wenn die Wohnungslosigkeit droht.
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Die Diakonie hilft, Mietschulden zu verhindern, spricht mit Vermietern, wenn die Schulden beglichen sind. Generell stellt die Diakonie auch die postalische Erreichbarkeit sicher. Denn die Menschen müssen auch für die Behörden erreichbar bleiben.
„Prävention ist heute wichtiger denn je“, betont der Fachbereichsleiter Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie Mark-Ruhr. Und freut sich, dass dieser wichtige Bereich nun noch einmal ausgebaut werden kann. Grund: Ein neuer Landesrahmenvertrag für die Arbeit der Wohnungslosenhilfen macht Erweiterungen des Angebots strukturell und finanziell möglich.
Gezielt eingreifen, wenn Räumungsklagen anstehen
Konkret heißt das für Hattingen: Die Mitarbeiter der Diakonie können künftig gezielt eingreifen, wenn Räumungsklagen anstehen. „Dank der sehr guten Zusammenarbeit mit der Stadt Hattingen sind wir schon jetzt oft mit im Boot, wenn Odachlosigkeit noch verhindert werden kann“, berichtet Uld Wegmann. „Das können wir nun noch ausweiten.“
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Neben der versteckten Wohnungslosigkeit beschäftigt das Diakonie-Team in Hattingen aktuell ein weiteres Thema: Krankheit und Alter bei von Wohnungslosigkeit und Armut betroffenen Menschen. Diesen einen Zugang zu bestmöglicher medizinischer und pflegerischer Betreuung zu ermöglichen, sei eine besondere fachliche Herausforderung, heißt es.
Die Zahl der offiziell als obdachlos gemeldeten Menschen hat sich in Hattingen in den vergangenen Jahren kaum verändert: Um die 20 sind es. Die meisten leben in einer Sammelunterkunft der Stadt an der Werksstraße.