Hattingen. Verzweifelt suchen viele Eltern Betreuungsplätze für ihre Kinder. Eine Villa in Hattingen hat welche, wird sie aber nicht los. Eine Hürde gibt‘s.

Nein, sagt Elke Rothe (68). Eine solche Situation habe es in der „Villa Kunterbunt“ noch nie gegeben. 2001 hat sie die „innovative Kinderbetreuung“ in Hattingen-Holthausen mit einer Freundin gegründet. Seit 2013 leitet sie die Einrichtung, in der Kinder von vier Monaten bis unter vier Jahren betreut werden dürfen, als Privatperson. Und erlebt nun erstmals, dass einige Plätze nicht belegt sind.

Bis zu 30 Kinder dürfen Elke Rothe und ihr Team in der „Villa Kunterbunt“ im Ludwigstal laut Betriebserlaubnis des Landesjugendamtes Westfalen-Lippe betreuen, aktuell indes sind sechs Plätze in der dreigruppigen Einrichtung frei. 20 von 30 Kindern seien zum Beginn des neuen Kindergartenjahres in einen Regelkindergarten gewechselt. Diesen großen Abgang habe man trotz stets langer Warteliste in diesem Kita-Jahr bislang nicht auffangen können.

„Ich höre von überall, dass es einen Mangel an Betreuungsplätzen gibt. Und bei uns sind welche frei.“

Elke Rothe verwundert das sehr. „Schließlich höre ich von überall her immer nur, dass Kita-Plätze fehlen und es auch in Hattingen einen Mangel an Betreuungsplätzen gibt. Und bei uns sind welche frei.“

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Bei einigen Mitarbeitenden habe sie infolgedessen schon Stunden reduzieren müssen, sagt die Einrichtungsleiterin besorgt. Und wenn sie die freien Plätze nicht alsbald belegt bekomme, „dann muss ich im Extremfall irgendwann den ein oder anderen entlassen“. Für sie real kaum vorstellbar.

18 Beschäftigte hat Hattingens „Villa Kunterbunt“ - und flexible Arbeitszeitmodelle

Die „Villa Kunterbunt“, betont sie, biete als Einrichtung ausschließlich für jüngere Kinder „eine für diese besonders geeignete Atmosphäre. Wichtig ist bei Kleinstkindern ja, dass dafür gesorgt wird, dass immer genügend Möglichkeiten und Personal vorhanden sind, um auf deren individuellen Bedürfnisse einzugehen“. Dies stellten insgesamt 18 Beschäftigte und flexible Arbeitszeitmodelle sicher. Drei pädagogische Fachkräfte plus ein, zwei Zusatzkräfte seien pro Gruppe stets im Einsatz, eine Hauswirtschafterin bereite täglich ein frisches Mittagessen für die Kinder zu. „So können wir auch auf individuelle Bedürfnisse wie zum Beispiel Allergien Rücksicht nehmen.“

Elke Rothe ist die Leiterin der „Villa Kunterbunt“, einer privaten Kinderbetreuungsstätte für Kinder von vier Monaten bis unter vier Jahren in Hattingen. Dass die Betreuungsstätte so wie jetzt noch einige Plätze frei hat, hat sie bislang noch nie erlebt.
Elke Rothe ist die Leiterin der „Villa Kunterbunt“, einer privaten Kinderbetreuungsstätte für Kinder von vier Monaten bis unter vier Jahren in Hattingen. Dass die Betreuungsstätte so wie jetzt noch einige Plätze frei hat, hat sie bislang noch nie erlebt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

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Nahezu ganzjährig von montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr habe die „Villa Kunterbunt“ geöffnet. „Lediglich zwischen Weihnachten und Neujahr, an allen gesetzlichen Feiertagen sowie an zwei Teamfortbildungstagen im Jahr haben wir zu. Gerade von Familien, bei denen beide Partner arbeiten, habe ich bislang stets gehört, wie hilfreich ein so umfangreiches Betreuungsangebot für sie ist.“ Zudem biete die „Villa Kunterbunt“ Eltern eine große individuelle Flexibilität. „In unserer Einrichtung ist es nicht notwendig, die Kinder an allen fünf Wochentagen betreuen zu lassen. Individuelle Vereinbarungen, wie zum Beispiel die Betreuung an nur drei Tagen in der Woche oder nur im Nachmittagsbereich sind möglich“, sagt Rothe. „Und bezahlt werden müssen auch nur von uns geleistete Betreuungsstunden.“

Eltern müssen die Betreuung in der „Villa Kunterbunt“ ausnahmslos privat bezahlen

Einen Haken gibt es dennoch: Mütter und Väter müssen die Betreuung in der „Villa Kunterbunt“ ausnahmslos privat bezahlen: sieben Euro pro Stunde. Ein Mittagessen kostet zusätzlich drei Euro. Ab 60 Betreuungsstunden pro Monat gelten Pauschalen: Bei 60 bis 75 Stunden sind monatlich 420 Euro, bei 150 bis 165 Stunden 1050 Euro fällig (jeweils inklusive Mittagessen). Eine finanzielle Entlastung, gesteht Rothe, gebe es dabei auch für Elten mit niedrigerem Jahreseinkommen nicht, „weil wir keine Zuschüsse von der Stadt oder dem Land bekommen“.

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Zum Vergleich: In „normalen“ Kitas buchen Eltern für jeweils ein Kita-Jahr 25, 35 oder 45 Wochenstunden. Unabhängig von der tatsächlichen Nutzung der Betreuungszeit bezahlen sie dafür monatlich einen festen Betrag - gestaffelt nach Jahreseinkommen. So etwa fallen für eine wöchentliche 45-stündige Betreuung von U2-Kindern in Kita oder Tagespflege bei einem Jahreseinkommen zwischen 90.001 und 110.00 Euro aktuell monatlich 533,50 Euro an, bei einem Jahreseinkommen zwischen 50.0001 und 55.000 Euro 295 Euro. Bei einem Jahreseinkommen bis 25.000 Euro zahlen Eltern in Hattingen für die Kita-und Tagespflege-Betreuung für alle Altersgruppen gar nichts.