Hattingen. Seit drei Monaten ist Volker Merten aus Hattingen von der Außenwelt abgeschnitten, ohne Telefonanschluss und WLAN und mit kaum Mobilfunk-Empfang.

Bis 2020 sollten nahezu alle Haushalte in Hattingen mit schnellem Internet versorgt sein. So hatte es Ulrich Schilling, Breitbandbeauftragter des Ennepe-Ruhr-Kreises, schon vor sechs Jahren versprochen. Doch Elfringhausen ist von der schönen neuen Datenwelt bis heute abgeschnitten. Ein Betroffener ist verärgert. Und nun funktioniert nicht einmal mehr sein Telefon.

Kein Anschluss unter dieser Nummer

„Kein Anschluss unter dieser Nummer“: Das gilt für Volker Merten schon seit inzwischen drei Monaten. Ein dicker Ast einer alten Buche, sagt der 54-Jährige, sei in der Nacht vom 19. auf den 20. September abgebrochen und habe eine alte Kupferkabelleitung der Telekom zum Haus abgerissen. „Seitdem sind wir ohne Telefonanschluss. Und auch das WLAN funktioniert seitdem gar nicht mehr.“ Alles andere als schön - zumal Volker Merten als Kassierer des Bürger- und Heimatvereins Elfringhausen regelmäßig Arbeiten am Laptop zu erledigen hat. Zudem, so Merten, funktioniere Mobilfunk (mit mobilen Daten) bei ihm „nur bei schönem Wetter. Oder draußen“. Auf dem Balkon.

+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Schon kurz nach dem Schaden habe er seinen Telekommunikationsanbieter QSC/Plusnet, über den er seit vielen Jahren einen S-DSL Anschluss hat, auf die akute Störung hingewiesen, sagt Volker Merten. Dieser S-DSL-Anschluss ermöglicht dem Hattinger dabei im Normalfall den Zugang zum Internet über eine Telefonleitung. Wenn nicht die der Telekom gehörende Zuleitung - das besagte Kupferkabel - defekt wäre. Oder die vor dem Haus befindlichen Glasfaser-Kabel endlich einmal angeschlossen werden würden, so der Hattinger.

Lesen Sie auch:

Mehrfach schon, sagt Volker Merten, habe er sich nach seiner Schadensmeldung zu Hause bereitgehalten, stets in der Hoffnung, dass der Schaden endlich repariert werde - durch die Telekom, die für die defekten Kabel ja zuständig sei. Doch mal habe ein Techniker die Adresse nicht gefunden, mal seien zwar Messungen durchgeführt worden, aber keine Reparatur. Zuletzt, vor wenigen Tagen, habe es zumindest einen Reparaturversuch gegeben - indes ohne Erfolg.

Mobilfunk-Empfang reicht nicht zuverlässig zum Klingeln

„Damit ist unser Haus nun volle drei Monate ohne Telefonanschluss. Der Mobilfunk-Empfang reicht nicht zuverlässig zum Klingeln. Wenn man ahnt, angerufen zu werden, stellt man sich besser schon mal auf den Balkon“, sagt der 54-Jährige nicht ohne süffisanten Unterton. Und er fügt hinzu: „Sollte es hier mal brennen, dann kann ich eben schnell zur Feuerwache fahren und da an der Sirene kurbeln.“

>>> Folgen Sie unserer Redaktion hier auf Instagram unter auf Facebook – hier finden Sie uns.

Übrigens: Nicht nur seinen Telekommunikationsanbieter, inzwischen auch die Bundesnetzagentur und sogar den Telekom-Vorstand (sogar per Einschreiben) habe er über seinen Fall in Kenntnis gesetzt, betont Volker Merten. Doch all‘ das habe bislang ebenfalls nicht geholfen.

Der betroffene Hattinger ist inzwischen höchst genervt

Merten, inzwischen höchst genervt, fragt nun provokativ: „Hat jemand wohl 45 Meter Überland-Telefonleitung übrig? Leiter und Schraubendreher kann ich stellen. Wir würden endlich gern mal wieder telefonieren und ohne teure Mobilfunk-Gigabytes nutzen zu müssen, die zudem auch eher leidlich funktionieren, ins Internet kommen.“

Das Presseteam Deutsche Telekom erklärt unterdessen auf WAZ-Anfrage zum Fall Volker Merten, „dass es auf dem Leitungsweg mehrere Störungsbereiche gegeben hat. Die meisten wurden bereits behoben. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck an der abschließenden Entstörung. Wir sind zuversichtlich, dass die Störung im Laufe der nächsten Woche behoben sein wird“. Und in Richtung Volker Merten teilt das Team mit: „Wir möchten uns auf diesem Weg ausdrücklich für die Störungsdauer entschuldigen.“

>>> Hier gibt es mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

Ulrich Schilling, der Breitbandbeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises, den Volker Merten ebenfalls über seinen Fall informiert hatte, sagt, er habe zunächst fälschlicherweise gedacht, der Schaden sei im Zuge des Ausbaus des schnellen Internets verursacht worden - „bis Mai 2024 sollen in Elfringhausen insgesamt 600 Haushalte mit diesem versorgt sein“. Für Volker Mertens aktuelles Problem der beschädigten Telekom-Kupferkabelleitung sei er zwar eigentlich gar nicht zuständig, bedauere aber dennoch, dass er über seine Kontakte zur Telekom nicht habe helfen können. Und ungeachtet der Telekom-Ankündigung einer nun zeitnahen Reparatur rät Schilling dem Elfringhauser, „eine vertragsrechtliche Prüfung vorzunehmen“.