Hattingen. Beim Ehrenamtsforum von Sparkasse und WAZ in Hattingen haben Helfer die Lage in der Ukraine geschildert. Darum wollen sie weitermachen.
Für Schockmomente und Gänsehaut sorgte in diesem Jahr die Feier für die Bürgerinnen und Bürger, die sich in Hattingen ehrenamtlich engagieren. Das Ehrenamtsforum von Sparkasse und WAZ wagte sich an das bedrückende Thema Krieg in Europa. Auch Hattinger haben direkt nach Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 mit angepackt und helfen bis heute.
Für viele Unterstützer wurden stellvertretend drei Personen auf die Bühne der Gesamtschule in Welper gebeten und erzählten aus erster Hand, wie ihre Hilfe aussieht, wie gefährlich auch für sie die Situationen oft sind. Und: „Das wird uns nicht hindern, weiterzumachen.“
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Frank Seidel vom Stüterhof zum Beispiel fährt wieder und wieder in die Ukraine. „Ungefähr 17 Stunden dauert die Fahrt dorthin. Und dann noch einmal zehn bis zwölf Stunden, bis man am Ort angekommen ist“, schildert der ehemalige Berufssoldat. Er sammelt Medikamente und Verbandsmaterial, bringt medizinischen Sauerstoff und plant seine Touren ausgesprochen sorgfältig.
Das Spendenaufkommen ist im Augenblick fast auf null
Nicht erst einmal geriet er in der Ukraine unter Beschuss. 44 Einsätze hat er bisher gefahren, abschrecken lässt er sich nach wie vor nicht. Auch, wenn es immer wieder brenzlig wird.
Was ihn zurzeit besonders bedrückt: „Das Spendenaufkommen ist im Augenblick fast auf null“, sagt er. Aber Spenden braucht er dringend, um zu helfen. Denn Not und Elend in der Ukraine sind nach wie vor enorm groß. „Ich habe viele Verletzte gesehen, aber darüber werde ich hier nicht sprechen“, sagt er.
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Unendlich dankbar ist er manchen Menschen, die ihn ganz besonders unterstützen. „Es gibt Leute, die geben mir 1000 Euro, denn so viel kostet alleine der Sprit, um von Hattingen in das Kriegsgebiet zu kommen“, schildert er die Lage.
Nach wie vor ist die Korruption in der Ukraine ein großes Problem
Auch für Frank Seidel ist wichtig, dass die Hilfsgüter genau dort ankommen, wo sie auch gebraucht werden. Sein nächstes Herzensanliegen ist ein Transport von Kindern aus dem Kriegsland nach Deutschland. Ein behindertes Geschwisterpaar, dessen Eltern tot sind, wollte er holen. „Doch sie waren nach Russland verschleppt worden“, berichtete er. Jetzt braucht er für seine nächste Mission dringend Geld, hat schon wieder ein Konzert für den 13. Mai organisiert, damit er die nächste Fahrt ins Kriegsland durchführen kann. „Es ist sowieso nur immer ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er. Wer helfen möchte, kann Frank Seidel unter Telefon 0171/11 33 501 erreichen.
Nach wie vor ist die Korruption in der Ukraine ein großes Problem. Das ist der Grund, warum die Helfer von Hattingen bis zum Zielort in dem Kriegsland die Güter nicht aus der Hand geben. Das schilderte auch das Ehepaar Juliia (32) und Sven (33) Goldack, das den Verein „Hand in Hand mit der Ukraine“ gegründet hat. „Wir arbeiten eng mit Partnerorganisationen zusammen, die vor Ort die Spenden verteilen. Es wird nur das in die Ukraine gebracht, was tatsächlich dringend gebraucht wird“, erzählte der 33-Jährige. Dazu bekommen die Helfer des Vereins vorher Listen.
Das Ehepaar macht dieselben Erfahrungen wie Frank Seidel. Es bestätigt, dass die Spenden durch die Situation in Deutschland extrem nachgelassen haben. „Aber das Lager unserer Partnerorganisation in der Ukraine ist zurzeit voll. Das gibt uns Luft, die Zeit jetzt zum Spendensammeln zu nutzen.“ Was die Vereinsgründer – außer Geldspenden – dringend benötigen, ist ein Auto für den Transport und eine Lagermöglichkeit in Niederwenigern. Erreichen kann man das Paar unter Telefon 0177/16 92 839.
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Damit bei der Feier aber auch die Freude nicht zu kurz kam, trat mit sprühendem Elan und Liedern aus den 1960er- Jahren die Sängerin und Schauspielerin Katharina Martin auf. Sie wirbelte über die Bühne, sang und tanzte in passendem Outfit und traf augenscheinlich den Geschmack des Publikums.