Hattingen. Die Feuerwehr Hattingen hat Probleme. Nachts und an Wochenenden sind nach den vorgegebenen acht Minuten oft zu wenige Einsatzkräfte am Brandort.

Die Feuerwehr Hattingen erreicht eines ihrer Schutzziele für die Einsätze im Stadtgebiet nicht. Nachts und an Wochenenden ist die geforderte Einsatzstärke acht Minuten nach der Alarmierung meist nicht am Brandort.

Zehn Feuerwehrmänner müssen dann vor Ort sein. Diese Vorgabe wird aber nur in 20 Prozent der Fälle erreicht. Das hat die Erste Beigeordnete Christine Freynik bei der Einbringung des neuen Brandschutzbedarfsplans im Rat der Stadt jetzt eingeräumt.

Kein Vorwurf an die Ehrenamtlichen in den Löschzügen

Mit dem Vorgängerplan 2015 hatte die Feuerwehr ihre Einsatzstrategie geändert. Bis dahin galt: Nach einer Alarmierung rücken mindestens zehn hauptamtliche Kräfte der Hauptwache am Wildhagen zum Brandort aus und erreichen ihn innerhalb von acht Minuten. So verfährt die Wehr seit sieben Jahren nur noch im Tagesbetrieb. Nachts und an Wochenenden, dem Zeitbereich 2, starten vom Wildhagen aus nur noch acht Retterinnen und Retter zum Einsatzort. Drei weitere kommen aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr. Doch dieser Teil des Plans geht nicht auf.

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„Wir haben darauf gesetzt, dass die Kolleginnen und Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr nachts und an Wochenenden auf Alarmierungen schneller reagieren können als tagsüber, wenn sie ihre Berufe ausüben“, erläutert Freynik. „Dass dies in der Realität nicht funktioniert, ist kein Vorwurf an die Ehrenamtlichen in den Löschzügen. Es ist leider einfach so.“

Betrieb eines der beiden im Stadtgebiet stationierten Rettungswagens abgeben

Bei der Umstellung 2015 hatte die Stadt Hattingen auch technische Änderungen eingeführt. Kleinere Fahrzeuge wurden angeschafft, damit die drei ehrenamtlichen Feuerwehrleute schneller am Einsatzort sind. Es gibt Vorrichtungen, mit denen die Beifahrer ihren Atemschutz schon während der Fahrt anlegen können. „Aber auch das hat leider alles nichts genutzt“, so Christine Freynik. Nun zwinge die Aufstellung des neuen Brandschutzbedarfsplans 2022 zum Handeln.

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Wobei sich am Grundproblem nichts ändert: Es fehlt Personal. „Selbst wenn wir es bezahlen könnten, sind die erforderlichen Menschen zurzeit einfach nicht zu finden“, sagt neben Freynik auch Stadtkämmerer und Personaldezernent Frank Mielke.

Zwischenlösung für die Einsatzstrategie der Feuerwehr Hattingen

Also wird jetzt eine Idee verfolgt, die die Stadt Witten schon erfolgreich umgesetzt habe, wie es heißt. Die Verwaltung möchte den Betrieb eines der beiden im Stadtgebiet stationierten Rettungswagens an den Ennepe-Ruhr-Kreis abgeben.

Um einen Rettungswagen rund um die Uhr im Einsatz zu halten, werden zehn Rettungskräfte benötigt. Fünf davon sind ausgebildete Feuerwehrleute, könnten also problemlos sofort in den Dienst auf der Hauptwache am Wildhagen versetzt werden und dort die Einsatzbereitschaft nachts und an Wochenenden wieder gewährleisten.

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Nun will die Stadtspitze zeitnah mit dem Landrat darüber verhandeln, ob der EN-Kreis diese Lösung mitträgt. „Wir sehen da gute Chancen, rechnen aber nicht mit einer schnellen Umsetzung, auch weil der Betrieb eines Rettungswagens wohl ausgeschrieben werden müsste“, sagt Christine Freynik. Und kündigt eine Zwischenlösung für die Einsatzstrategie der Feuerwehr Hattingen im Zeitbereich 2 an.

„Wir glauben nicht, dass die aktuelle Situation die Menschen in Hattingen mehr gefährdet als die ursprüngliche Vorgehensweise“, betont die Erste Beigeordnete. „Wir wollen unsere Schutzziele aber schon erfüllen.“