Hattingen. Die Rhein Ruhr Philharmonie begeistert beim Konzert in Hattingen mit Werken von Wagner, Berg und Brahms. Auch Katharina Woesner (Sopran) glänzt.

In ihrem zweiten Konzert nach dem Lockdown fesselten die Rhein Ruhr Philharmonie unter der Leitung von Nikolaus Müller und Sopranistin Katharina Woesner im Rahmen der Reihe „Volksbank klassisch“ am Samstagabend in der Gebläsehalle knapp 500 Besucher mit einem Programm mit Werken von Richard Wagner, Alban Berg und Johannes Brahms.

„Scheinbar sind diese Komponisten Antipoden in der musikalischen Welt des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts“, erläutert Dirigent Nikolaus Müller. Doch tatsächlich ist ihr Schaffen nicht voneinander zu trennen. Mit Richard Wagner und seinen Neuerungen in der Harmonik setzten sich alle Zeitgenossen und Komponisten um die Jahrhundertwende auseinander, sie markieren das Tor zur Moderne.

Steigerungsprozesse und neckische Passagen

Das Vorspiel zum ersten Aufzug von Richard Wagners (1813-1883) Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ entführt die Zuhörer mit seinem festlich-pompösen, kraftvoll gespielten Hauptthema in die Klangwelt der Hochromantik, weiche Streicherthemen voll sattem Glanz deuten in ihrer vorwärtsstrebenden Spannung private Momente und Entwicklungen an. Steigerungsprozesse hebt die Rhein Ruhr Philharmonie ebenso treffend hervor wie neckische Passagen, bevor das Eingangsthema die Zuhörer wieder in die Welt der Nürnberger Meister an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit zurückholt.

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Eine scheinbar völlig andere Klangwelt stellen die Rhein Ruhr Philharmonie und Sopranistin Katharina Woesner in „Sieben Frühe Lieder“ von Alban Berg (1885-1935) vor. Sie sind seiner späteren Frau Helene Nahowska gewidmet, die er 1911 heiratete, wurden aber erst Jahre später von ihm für Orchester instrumentiert. Die leuchtenden Orchesterfarben treten dabei bereits im ersten Lied „Nacht“ ebenso anschaulich hervor wie spannungsreiche Akzente und weisen impressionistische Bezüge auf.

Volls Klangbild: Die Rhein Ruhr Philharmonie in der Gebläsehalle.
Volls Klangbild: Die Rhein Ruhr Philharmonie in der Gebläsehalle. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das „Schilflied“ dagegen steht in der Tradition der Lieder Robert Schumanns, die folgenden Lieder beschreiben unterschiedliche Gefühlswelten, die Katharina Woesner mit ihrem ausdrucksvollen jugendlich-dramatischen Sopran sehr expressiv gestaltet, bevor der Zyklus mit „Sommertage“ wieder mit einer Naturbeschreibung ausklingt.

Klassische Formensprache und romantisch ausdifferenzierte Harmonik

Mit der in den Jahren 1884 bis 1885 entstandenen Symphonie Nr. 4 in e-Moll op.98 von Johannes Brahms (1833-1897) präsentiert die Rhein Ruhr Philharmonie eines der Meisterwerke der deutschen Symphonik, das klassische Formensprache und romantisch ausdifferenzierte Harmonik verbindet.

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Schon im Allegro fallen das zupackende Dirigat von Nikolaus Müller mit seinen zügigen Tempi und das volle Klangbild der Rhein Ruhr Philharmonie auf. In klar umrissenen Konturen gestaltet das Orchester hier die kontroversen Themen und ihre Steigerungsprozesse, markante Bläserfanfaren markieren Momente des Innehaltens. Dunkle Orchesterwogen bringen erneute Unruhe ins Spiel.

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Das Andante beginnt mit einem Thema in perfekt intonierter Einstimmigkeit, malerisches Streicherweben bringt idyllische Momente in die von dramatischen Auseinandersetzungen geprägte Klangwelt. Nach dem heiteren dritten Satz mündete das Werk ein energisches Allegro, dessen kontroverse Entwicklung Nikolaus Müllers Dirigat im mitreißenden Spiel der Rhein Ruhr Philharmonie bestechend zur Geltung brachte.

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Für den Applaus bedankten sich die Künstler mit dem Lied „Cäcilie“ op. 27 Nr.2 von Richard Strauss, in dem Katharina Woesners Sopran mit müheloser Kraft über dem Orchester aufblühte.