Hattingen. Im Internationalen Frauencafé kümmern sich Hattingerinnen um Flüchtlingsfrauen. Eine Mitgründerin über die Arbeit und die Suche nach Verstärkung.

Seit sechs Jahren schon kümmern sich engagierte Hattingerinnen im Internationalen Frauencafé um geflüchtete Frauen in dieser Stadt, deren Integration und Rechte. Für diese Arbeit sucht das zehnköpfige Organisationsteam um Gründungsmitglied Angelika Schlösser nun Verstärkung.

Das Organisationsteam sei „in die Jahre gekommen“, sagt Schlösser, die selbst inzwischen 72 ist. Die Arbeit aber reiße nicht ab. Das liege allerdings nur zum Teil am Ukraine-Krieg, geflüchtete Frauen aus diesem osteuropäischen Staat fänden den Weg ins Internationale Frauencafé bislang eher selten, betont Schlösser.

Unmittelbare Hilfe für Geflüchtete ist eine Grundforderung von Flüchtlingsinitiativen

Die Hattingerin führt dies unter anderem darauf zurück, dass aus der Ukraine Geflüchtete hier „sofort Hilfen erhalten – was wir auch ausdrücklich begrüßen“. Zumal unmittelbare Hilfe für Geflüchtete eine Grundforderung von Flüchtlingsinitiativen wie dem Internationalen Frauencafé ist: Geflüchtete müssten schnellstmöglich in Sprachkurse vermittelt werden, sofort hier arbeiten dürfen, schnellstmöglich eine eigene Wohnung erhalten.

„All das wäre wichtig für alle Geflüchteten“, betont Schlösser. Doch nicht selten stellten sie und die weiteren Mitstreiterinnen des Internationalen Frauencafés fest: Auch sieben Jahre nach dem legendären „Wir schaffen das!“ der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel seien viele Geflüchtete noch nicht so in diese Gesellschaft integriert wie erhofft. Und an qualifizierten Sprachkursen etwa mangele es nach wie vor – „besonders in und seit der Coronapandemie“.

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Das Internationale Frauencafé im Bürgerzentrum Holschentor in Hattingen – hier ein Foto von der Eröffnung – bleibt für geflüchtete Frauen eine wichtige Anlaufstelle, um in Hattingen heimisch zu werden.
Das Internationale Frauencafé im Bürgerzentrum Holschentor in Hattingen – hier ein Foto von der Eröffnung – bleibt für geflüchtete Frauen eine wichtige Anlaufstelle, um in Hattingen heimisch zu werden. © FUNKE Foto Services | Volker Speckenwirth

Das Internationale Frauencafé im Bürgerzentrum Holschentor bleibe auch daher für geflüchtete Frauen eine wichtige Anlaufstelle, um in Hattingen heimisch zu werden, Kontakte zu knüpfen, Deutsch zu sprechen, sagt Angelika Schlösser. „Die Treffen sind eine gute Möglichkeit für diese Frauen, um mit Frauen vieler anderer Kulturen in Kontakt zu treten. Das Internationale Frauencafé ist eine Art Vernetzungsbörse.“

Hilfreiche Informationen zum deutschen Leben

Mindestens drei Mitglieder des Organisationsteams sind bei jedem Treffen mit dabei, um gegebenenfalls über Behördengänge zu informieren, den geflüchteten Frauen Ansprechpartner von Organisationen zu benennen oder andere hilfreiche Informationen zum deutschen Leben zu geben. Die Mitglieder setzen sich dabei vor allem für die Alphabetisierung der Frauen und das Erlernen der deutschen Sprache ein, aber auch für ihre Integration auf dem Arbeitsmarkt.

Auszeichnung, Treffen, Kontakt

Das Internationale Frauencafé in Hattingen, 2019 mit dem Anneke-Preis und bereits zwei Mal mit der AVU-Krone ausgezeichnet, ist 2016 aus einer Therapiegruppe mit geflüchteten Frauen bei der Medizinischen Flüchtlingshilfe erwachsen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Deutschen auch engagierte Frauen aus Irland, den Niederlanden, Chile und Syrien. Das Internationale Frauencafé findet an jedem Mittwoch von 15 bis 17 Uhr im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, statt. Teilnehmen können Frauen jeder Nationalität und jeden Alters (und ihre Kinder; für sie gibt es eine Kinderbetreuung, von der Stadt finanziert).Auch engagierte neue Helferinnen sind willkommen, alternativ können sie sich auch beim Organisationsteam melden: beilering@gmx.de (Brigitte Eilering) oder Ingrid.Klenke@icloud.com (Ingrid Klenke).

„Es kommen immer neue geflüchtete Frauen, die Arbeit macht sehr viel Spaß und ist ein Geben und Nehmen“, betont Schlösser. Altersbedingt würden sie und einige ihrer Mitstreiterinnen künftig dennoch gern „ein wenig kürzer treten“, suchen daher aufgeschlossene einheimische Frauen, die Lust haben, sich für diese Aufgabe zu engagieren. Nicht nur bei den Treffen im Bürgerzentrum Holschentor, sondern auch als Patinnen von Flüchtlingsfamilien. Hier, so Schlösser, sollten sie insbesondere den Kindern die Integration erleichtern. Diesen etwa den Weg in einen Sportverein ebnen, bei den Hausaufgaben helfen. „Die Eltern selbst sind dazu oftmals nicht in der Lage.“

Kampf mit der Bürokratie ist geblieben

Dazu, so Schlösser, gelte dies: Auch wenn sich seit Gründung der Initiative viel getan hat, aus Begegnungen neue Projekte entstanden sind wie zuletzt das Filmprojekt „Frauenlebenswelten“, sei das Ziel, hilfesuchende Frauen möglichst viel zu unterstützen und sie an richtige Stellen zu verweisen, nach wie vor nicht immer einfach. „Es ist ein Kampf mit der Bürokratie geblieben.“ Und jede Frau sei froh, wenn sie auf dem oft schwierigen Weg jemand unterstütze.

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