Hattingen. Die Krise in der Ukraine ist allgegenwärtig. Olga Langer stammt aus der Hauptstadt Kiew und lebt in Hattingen. Was sie derzeit durchlebt.

In der Ukraine-Krise ist die Kriegsgefahr allgegenwärtig. Olga Langer stammt aus der Hauptstadt Kiew, lebt aber in Hattingen – sie ist eine von 20 Personen mit ukrainischem Pass in unserer Stadt. Die Nachrichten versetzen sie in Angst und Schrecken – mit ihrer Familie telefoniert sie täglich.

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Eltern, Bruder und Freunde noch immer zuversichtlich

Obwohl sich die Lage immer mehr zuspitze, zeigten sich Eltern, Bruder und Freunde noch immer zuversichtlich, sagt die 45-Jährige. Die jüngsten Ereignisse „lassen aber die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung schwinden.“ Erstmals kam, wie sie erklärt, in der Familie der Gedanke auf, das Land zu verlassen. So richtig wolle aber niemand dem Land den Rücken kehren, schließlich sei man doch in der Ukraine fest verwurzelt.

Vor allem stelle sich die Frage, wie es für die Eltern weitergehen soll. Die Mutter ist 70, der Vater 73 Jahre alt. Ihr ganzes Leben haben sie in der Ukraine verbracht. Ob sie wirklich noch fliehen wollen und inwieweit es ihre Gesundheit überhaupt zulasse, diese Fragen seien nicht so leicht zu beantworten.

Jede freie Minute ist sie im Internet unterwegs

Einmal im Jahr hat Olga Langer bisher ihre Familie in Kiew besucht, zuletzt war sie im vergangenen Sommer dort. Jetzt ist sie fast jede freie Minute im Internet unterwegs. Wenn die gebürtige Ukrainerin mit Mutter oder Vater am Telefon spricht, gehe es fast nur noch um die neuesten Nachrichten. Das verhalte sich in den Telefonaten mit ihrem Bruder (39) oder mit Freunden und Bekannten um keinen Deut anders. „Ganz häufig machen wir dabei unserem Ärger über Falschmeldungen in den russischen Medien Luft. Dadurch werde der Eindruck erweckt, als würde die Ukraine immer neue Streitigkeiten anzetteln.

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Dass es in einem europäischen Land nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg noch einmal so weit kommen konnte, ist für Olga Langer „unfassbar“. Die Ukraine wolle sich nun mal nach Westen orientieren und habe als ein unabhängiges Land das Recht dazu. Dieses Bestreben führe seit Jahrzehnten zu Konflikten mit Russland.

„Meine Familie hat immer ein ganz normales Leben geführt“

So sehr man auch seit Monaten über die bedrohliche Lage spreche, Politik bestimme letztlich dann doch nicht den Alltag. „Meine Familie hat immer ein ganz normales Leben geführt“, sagt Langer und ist zugleich stolz auf die Hauptstadt Kiew, in der sie zur Welt kam, zur Schule ging und studierte. Für eine Au-Pair-Zeit ging sie nach Deutschland. Nach kurzer Rückkehr machte sie sich erneut auf, studierte an der Uni Duisburg-Essen Chemie. Und heute arbeitet sie als Integrationsfachkraft an der Grundschule Heggerfeld.

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Inzwischen lebt sie zwar schon seit fast 20 Jahren in Hattingen, doch mit ihren Gedanken war sie immer ganz nah bei der Familie. „Wir haben ein enges Verhältnis, verstehen uns sehr gut.“ Somit sei auch der Kontakt zu Tanten, Onkeln und Cousins nie abgerissen. Ein Zweig der Familie stamme von der Krim, erzählt die Mutter zweier Kinder. Dadurch richte sich ihr Blick seit der Besetzung der Halbinsel durch russische Militärs ganz besonders auf die Halbinsel. Durch die Unruhen dort und in der Ost-Ukraine seien in den vergangenen Jahren Tausende Menschen ums Leben gekommen. Hierzulande habe die Öffentlichkeit davon kaum Notiz genommen.