Hattingen. In St. Georg in Hattingen erleben Besucherinnen und Besucher bei Kerzenschein einen Abend mit Werken aus Barock und Klassik. So war die Musik.
Trauer und Trost war das Motto des St. Georgs-Konzertes bei Kerzenschein am Samstagabend. Der niederländische Bassist Bart Driessen stellte in der trotz der Coronapandemie gut besuchten Kirche zusammen mit Geiger Florian Geldsetzer, den Bratschistinnen Annette Meier-Krüger und Ruth Herrmann, Cellistin Almuth Hett sowie Maria Cristina Witte an der Orgel Werke aus der Barock und Klassik vor.
Mit kraftvollem Ausdruck gestaltet Bart Driessen das Lamento „Wie bist du denn, o Gott, in Zorn auf mich entbrannt“ von Johann Christoph Bach (1642-1703). Aus dem satten Glanz der voll wogenden Streicher, die die wechselnden Stimmungen dieser Klage durch fallende Tonsprünge akzentuieren, tritt seine Stimme dunkel hervor.
Ein ungemein dichtes Klangbild
Leiseste Nuancen seines Leidens lässt er in subtilen Schattierungen seiner wandlungsfähigen Stimme lebendig werden. Vor dem Sänger sind Plätze abgeklebt, auch tragen die Besucher aus Sicherheitsgründen freiwillig ihre Maske auch am Sitzplatz.
Ein ungemein dichtes Klangbild mit intensivem Ausdruck charakterisiert die Interpretation von Paul Klengels (1854-1935) Serenade für Violine und Viola, op. 45. Vor allem das Cellothema steigert sich zu einer nahezu schmerzlichen Eindringlichkeit in einem subtil gestalteten Entwicklungsprozess voll latent dräuender Spannung.
Passagen voll heftiger Erregung
Vergänglichkeit und die Allgegenwart des Todes beschreibt die Passionskantate „Ach Herr, lehr uns bedenken wohl“ von Georg Philipp Telemann (1681-1767). Tonmalerische Elemente, die die symbolträchtige barocke Rhetorik zitieren, prägen die Instrumentalpartien mit kurzen fallenden Klagemotiven, aber auch Passagen voll heftiger Erregung, die durch die langen, dunklen Liegetöne des Sängers befriedet werden.
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Innig-weiche, liedhafte Klänge in kunstvoller Mehrstimmigkeit charakterisieren die Trio Sonate e-Moll und das Andante von Johann Christoph Friedemann Bach (1732-1795), typische Merkmale des empfindsamen Stils der Vorklassik. In Alessandro Scarlattis (1660-1725) Arie „Dormi, o fulmine di guerra“ überzeugt Bart Driessen durch stilvolle lang geschwungene Gesangsbögen und subtile Ausdrucksnuancen.
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Für den Applaus bedankten sich die Künstler mit dem Choral „Befiehl du deine Wege“ von Johann Sebastian Bach.