Der Schulleiter an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel Christoph Uessem ist jetzt in den Ruhestand gegangen - wegen Corona ohne Feier.

Nach über elf Jahren als Schulleiter hat Christoph Uessem die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule (WKG) in Sprockhövel am vergangenen Freitag (29. Januar) in Richtung Ruhestand verlassen. Es war ein leiser Abschied, (fast) ohne Feierlichkeiten: „Corona machte es unmöglich, ihm einen Abschied zu bescheren, wie er ihn verdient hätte“, bedauert die Schule in einer Pressemitteilung.

Abschied ohne Schnittchen

An der WKG war Christoph Uessem über 25 Jahre tätig: 1995 trat er als Lehrer ins Kollegium ein, wurde zunächst Leiter der Oberstufe bevor er – im Jahr 2009 – die Leitung der Schule von seiner Vorgängerin Dorothea Waskönig-Kessel übernahm. Unvergessen bleibt seine Dienstantrittsrede mit der nonchalanten Frage: „Warum hat sich denn noch keiner an den Schnittchen bedient?“

Zum Ruhestand durfte es nun keine Schnittchen geben. Um ihrem Schulleiter trotzdem einen möglichst schönen letzten Arbeitstag zu machen, haben einige Lehrer zumindest für festliche Atmosphäre im Schulgebäude gesorgt: Mit Ballons, Girlanden und Luftschlangen in den Fluren und dem Schulleiterbüro.

Mehr als Pädagoge und Schulleiter

Christoph Uessem sei mehr als Schulleiter und Pädagoge gewesen, heißt es in der Pressemitteilung der Wilhelm-Krafft-Gesamtschule, „sondern vielmehr ein Mensch, der die Schule nachhaltig durch seine faire und lockere Art jeden Tag mitgestaltet und geprägt hat.“

Besonders gefördert hatte der scheidende Schulleiter etwa den Bereich Theater und Kabarett, erinnert sich Sebastian Kreutzkamp, der vorerst kommissarisch die Nachfolge Uessems übernommen hat. Auch beim Drachenbootrennen habe sich Uessem stets leidenschaftlich eingebracht, das Spektakel mit dem Megafon kommentiert und jedes Team lautstark angefeuert. Zudem seien „eine offene Bürotür, ein Ohr für neue Ideen und sein Humor“ Markenzeichen des ehemaligen Schulleiters gewesen.

„Schule, ohne Leute zu sehen, ist einfach scheiße“

Und auch durch die Pandemiezeit habe er die Schule optimistisch gelenkt. „Er hat zum Beispiel jede Email mit einem Zitat beendet“, illustriert Kreutzkamp. Auch habe Christoph Uessem noch bis zum Ruhestand seine Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften unterrichtet, wenngleich es ihm schwergefallen sei, im Distanzunterricht auf den persönlichen Kontakt zu den Schülern verzichten zu müssen - gerade so kurz vor dem Ruhestand.

So verwundert es nicht, dass der ehemalige Schulleiter bei einem letzten Gespräch mit den Schülersprechern am Freitag einen Satz formulierte, der wohl ähnlich unvergessen bleiben wird, wie die Schnittchen-Frage: „Schule, ohne Leute zu sehen, ist einfach scheiße.“

Wer die endgültige Nachfolge Christoph Uessems übernimmt, steht bislang nicht fest. Der Nachbesetzungsprozess verzögert sich – ebenfalls wegen Corona.