Hattingen. Michael Schäfer aus Hattingen leitet den Krisenstab des Ennepe-Ruhr-Kreises. Wie der 61-Jährige das erste Jahr der Corona-Pandemie erlebt hat.
Dem jüngsten Bund-Länder-Gipfel und seinen Beschlüssen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatte Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs des Ennepe-Ruhr-Kreises, schon vor dessen Beginn entgegengefiebert: „Ich hoffe, dass die Verantwortlichen nicht bloß beschließen: Wir ziehen angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen die Notbremse und fahren wieder alles herunter.“ Nach über einem Jahr mit harten Corona-Einschränkungen bräuchten die Bürger vielmehr endlich wieder eine echte Perspektive.
Eigentlich hat er gar keine Zeit hat, coronamaßnahmenmüde zu sein
Das merkt der Hattinger nicht zuletzt auch an sich selbst, gesteht er doch zumindest in einem Nebensatz, dass er das regelmäßige Tanzen in der Tanzschule Dance Inn sowie sein Training im Fitnessstudio vermisse. Um direkt nachzuschieben, dass er aufgrund seiner fordernden Aufgabe als Leiter des Krisenstabs des Kreises, in dem die Inzidenz am Montag den zweiten Tag in Folge die 100er-Marke überschritt, eigentlich „gar keine Zeit hat, coronamaßnahmenmüde zu sein“.
Eingerichtet, erinnert sich Michael Schäfer, habe der Kreis den Krisenstab dabei bereits am 28. Februar
Zur Person: Michael Schäfer
Der Hattinger Michael Schäfer ist 61 Jahre. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ein neun Monate altes Enkelkind.Nach dem Abitur am Gymnasium Waldstraße hat Schäfer in Bochum Jura studiert, seit dem 1. September 1990 ist er bei der Kreisverwaltung beschäftigt. Zunächst im Rechtsamt tätig, fungiert er seit dem 1. April 2005 als Ordnungsdezernent des Ennepe-Ruhr-Kreises (Fachbereich Ordnung und Straßenverkehr). Als solcher sind ihm verschiedenste Bereiche unterstellt – darunter Allgemeine Ordnungsangelegenheiten, das Straßenverkehrsamt, die Aufsicht über die kreisangehörigen Städte, aber auch die Abteilung Bevölkerungsschutz mit dem Rettungsdienst und Katastrophenschutz.Zudem leitet Michael Schäfer seit mehr als einem Jahrzehnt den Krisenstab des EN-Kreises – immer dann, wenn ein solcher in besonderen Lagen eingerichtet wird.
2020. Nach zunehmend mehr werdenden Anfragen von Bürgern in den Vorwochen habe man sich an jenem Freitag entschlossen, ein übergeordnetes Gremium zu den auftauchenden Fragen rund um Corona einzurichten. Um 16 Uhr habe man dann über die Bezirksregierung das Land informiert, dass der EN-Kreis einen Krisenstab einrichte. „Die ganze Dimension der Corona-Pandemie war da allerdings noch nicht absehbar.“
Schäfer leitet den Krisenstab zusammen mit Astrid Hinterthür
Gemeinsam mit Astrid Hinterthür, der Leiterin des Fachbereichs Gesundheit und Soziales, leitet der Hattinger nun das Gremium, das werktags täglich ab 8.30 Uhr tagt. Schon 2015, während der Flüchtlingskrise, als die Flüchtlinge auf mögliche Infektionen untersucht werden mussten, um eine eventuelle Verbreitung gefährlicher Viren zu verhindern, habe es viele Berührungspunkte mit dem Gesundheitsbereich gegeben, sagt Schäfer. Schon da habe er festgestellt, wie gut die Zusammenarbeit der beiden funktioniere.
Schlaflose Nächte bereitet hätten ihm die mit der Pandemie verbundenen, nicht immer reibungslos gelösten Probleme zwar nicht, sagt Schäfer, „dann hätte ich die vergangenen zwölf Monate auch nicht durchgehalten“. Doch Phasen, die ihn auch persönlich sehr belastet haben, habe es durchaus gegeben. Insbesondere die Zeit vor dem Impfbeginn, „als es in den Altenheimen im Kreis viele Corona-Ausbrüche gab, die bei vielen Menschen zum Tode geführt haben, haben mich sehr belastet – auch wenn ich die Menschen nicht persönlich gekannt habe“.
Dass das Land bis heute keinen Krisenstab hat, ärgert ihn
Regelrecht verärgert ist Michael Schäfer unterdessen darüber, dass das Land „es bis heute nicht für nötig befunden hat, einen Krisenstab einzurichten“. Einen solchen hätten inzwischen alle Kommunen und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen. Die Tatsache, dass ein solches Gremium beim Land immer noch fehle, führe dabei oft zu Reibungsverlusten, sagt Schäfer. Und nennt als Beispiel einen – inzwischen zurückgenommenen – Erlass des Innenministeriums an die Polizeibehörde im Vorfeld des Impfbeginns: dass diese für den Weg des Impfstoffes eine Gefährdungsanalyse erstellen und das Impfzentrum u. a. durch schusssicheres Glas vor einem möglichen Impfstoffdiebstahl geschützt sein müsse. „Dabei gingen die ersten Impfdosen doch direkt an die Seniorenheime.“
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Für die Durchführung der dann Anfang Februar im Impfzentrum gestarteten Impfungen weiterer Bevölkerungskreise erhalte der EN-Kreis übrigens „viel Lob“, so Schäfer. Und als Erfolg wertet der Krisenstabschef es auch , dass „wir binnen einer Woche kreisweit an die 100 Teststellen zur Schnelltestung geschaffen haben – mit 80.000 möglichen Schnelltests pro Woche“.
Schäfer: Kreis kann notfalls auch Schnelltestungen für die Schulen organisieren
Schnelltestungen notfalls auch für die kreisweit 99 Schulen zu organisieren, kann sich Schäfer ebenfalls vorstellen. „Damit würden wir uns im Krisenstab gegebenenfalls ernsthaft beschäftigen“, sagt er. Falls das Land die Schnelltests selbst nicht sicherstellen könne, aber zweimal wöchentliche Testungen zur Auflage mache für eine Weiteröffnung der Schulen ab einer Inzidenz über 100.
Er sei, so Schäfer, auch hier auf die neuesten Beschlüsse gespannt.
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