Hattingen. Der im Jahr 2018 angekündigte Bau der Logistik-Zentrale des Autohauses Tiemeyer in Hattingen stockt. Nicht einmal alle Bauanträge liegen vor.

Im Dezember 2018 hat das Autohaus Tiemeyer den Bau einer Logistik-Zentrale im Gewerbegebiet Beul angekündigt. Schnell sollte es gehen, im Januar 2020 Eröffnung sein. Jeder Gebrauchtwagen, der steht, koste das Unternehmen 30 Euro am Tag, hieß es.

Bei einer Nachfrage der WAZ im April 2021 gab es dann die Ansage: „Wir wollen endlich loslegen.“ Sichtbar passiert ist bis heute nichts. Nicht einmal alle Bauanträge sind eingereicht.

Erst war der Brandschutz ein Thema, dann die Statik

Kein Anzeichen für einen Baubeginn gibt es auf dem Gelände der ehemaligen Rewe-Zentrale im Beul. Dafür stehen die Tiemeyer-Wagen schon wieder in langen Reihen auf dem ehemaligen O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße. Das Autohaus hat dort 18.000 Quadratmeter angemietet – als Übergangslösung. Beides sorgt schon länger für Missmut bei der Politik in Hattingen.

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„Corona-Pandemie, Engpass bei Halbleitern, Ukraine-Krise, Auftragsstau bei den Handwerksbetrieben – es hakt überall, alle Zeitpläner kommen durcheinander.“ So begründet Dirk Reitzer, dass die Ansiedlung seit Jahren in der Warteschleife steckt. Wobei der Geschäftsführer Vertrieb der Tiemeyer-Gruppe allerdings auch eigene Probleme einräumt.

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„Erst war der Brandschutz ein Thema, dann die Statik“, sagt Reitzer. „Zuletzt haben wir auf Anraten eines Sachverständigen auch alle Böden in den bisherigen Hallen noch einmal aufgemacht, damit wir auf der sicheren Seite sind.“

Zwischenzeitlich nutzt Tiemeyer auch die Fläche vor den Hallen als Parkplatz für Gebrauchtwagen. Von einem Baubeginn ist nichts zu sehen.
Zwischenzeitlich nutzt Tiemeyer auch die Fläche vor den Hallen als Parkplatz für Gebrauchtwagen. Von einem Baubeginn ist nichts zu sehen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

In den drei Hallen des ehemaligen Rewe-Zentrallagers soll der Umbau des Standortes zur Logistik-Zentrale starten. Sie sollen entkernt und für die Aufbereitung der Gebrauchtwagen ausgebaut werden. Im Herbst 2021 hat die Bauverwaltung der Stadt die Nutzungsänderung von der Lebensmittellogistik aus Rewe-Zeiten zur Autologistik der Zukunft genehmigt.

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„Die Beauftragungen für die Hallen-Umbauten sind jetzt raus“, sagt Dirk Reitzer. „Wir werden dreimal sechs Wochen brauchen und rechnen damit, dass wir im Frühjahr 2023 mit der Nutzung beginnen können. Jedenfalls können wir dort dann 600 Wagen abstellen und die Fläche auf dem alten O&K-Gelände freiziehen.“

Waschanlage soll den Hotelbetrieb nebenan nicht stören

Die Aufbereitung in den Hallen ist die zweite Station, die die Gebrauchtwagen der Tiemeyer-Gruppe in Hattingen durchlaufen. Vorher kommen sie in eine Waschanlage, die so positioniert werden soll, dass sie den Hotelbetrieb nebenan nicht stört.

Groß angekündigt wurde das Tiemeyer-Projekt in Hattingen im Dezember 2018. Im Bild Dirk Reitzer (Geschäftsführer Vertrieb Tiemeyer), Bürgermeister Dirk Glaser, Dieter Rosenbaum (Dekra), Heinz-Dieter Tiemeyer.
Groß angekündigt wurde das Tiemeyer-Projekt in Hattingen im Dezember 2018. Im Bild Dirk Reitzer (Geschäftsführer Vertrieb Tiemeyer), Bürgermeister Dirk Glaser, Dieter Rosenbaum (Dekra), Heinz-Dieter Tiemeyer. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Nach der Aufbereitung sollen die Wagen in zwei speziellen Fotostudios automatisch aus allen Blickwinkeln aufgenommen und dann zügig zum Verkauf ins Netz gestellt werden. Ob diese Studios in einer der Hallen eingerichtet werden oder in einem Neubau, den Tiemeyer auf dem Gelände ebenfalls plant, ist nach Reitzers Worten noch nicht entschieden.

„Wir überlegen noch“, sagt der Vertriebschef. „Schließlich sind ja die Übergabe-Inspektion, der Räderwechsel, und der Bereich für Neuwagen auch noch unterzubringen.“ Ein Bauantrag für einen Neubau liegt der Stadt bis heute nicht vor.

50 Arbeitsplätze wurden versprochen

Im April 2021 bereits hatten die Ratsfraktionen kritisiert, dass es mit der Ansiedlung nicht weitergeht. Melanie Witte-Lonsing erneuert diesen Unmut jetzt. „Es ist sehr ärgerlich, dass dort überhaupt nichts passiert“, sagt die SPD-Fraktionschefin. „Schließlich sind uns 50 Arbeitsplätze versprochen worden. Da muss der Bürgermeister jetzt endlich reagieren und Druck machen.“ CDU-Fraktionschef Gerhard Nörenberg will bei der Wirtschaftsförderung vorsprechen.

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Zurzeit ist beides schwierig: Dirk Glaser ist im Urlaub, Wirtschaftsförderer Martin Serres krank.