Hattingen. María Cristina Witte lässt sich auch im zweiten Jahr der Pandemie nicht entmutigen. Die Kantorin an St. Georg in Hattingen freut sich über Neues.

Entmutigen – nein, das lässt sich María Cristina Witte nicht. Auch nicht vom zweiten Coronajahr in Folge. Mit Beschränkungen und Auflagen durch die Politik kann die Kantorin von St. Georg längst umgehen.

Natürlich war es mehr als traurig, als in diesem Jahr wieder die Gottesdienste ausfielen. Als wieder alle Planungen umgeschmissen werden musste, weil es kurzfristig neue Bestimmungen gab. „Aber dieses Jahr hat auch Kreativität freigesetzt. Es sind Formate entstanden, die wir beibehalten werden“, sagt die Kirchenmusikerin.

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Vor allem taten ihr die Künstlerinnen und Künstler leid, deren Hoffnung auf Auftritte dahinschmolzen. Aber sie fand auch pfiffige Lösungen, weiterhin für die Menschen Musik zu machen.

Oft wurde der Zollstock in der St. Georgskirche ihre treuste Requisite. „Es mussten die Abstände zwischen den Menschen aus Corona-Sicherheitsgründen ausgemessen werden. Auch bei den Solisten, die auftreten durften, war Abstand oberstes Gebot, Sitzplätze mussten nummeriert werden – alles Tätigkeiten, die mit der eigentlichen Arbeit einer Kirchenmusikerin nicht das Geringste zu tun haben.

Die Sitzordnung an der Orgel ist ungewöhnlich

Aber die 59-Jährige ließ sich nicht beirren. Was nicht zu ändern ist, wird akzeptiert, ist die Devise. Nicht die Kraft für Sachen verschwenden, an denen man ohnehin nichts ändern kann.

Schulmusik mit Schwerpunkt Orgel studiert

María Cristina Witte gehört mittlerweile seit fast 30 Jahren zu St. Georg. Die Kirchenmusikerin hat Schulmusik studiert, konnte also jederzeit als Musiklehrerin an Schulen arbeiten. Aber sie bewarb sich vor 28 Jahren in St. Georg auf eine Anzeige hin und wurde genommen. Seitdem genießt sie das Spielen auf „ihrer“ Orgel, die zwischen 1826 und 1830 genau für diesen Raum gebaut wurde.Es ist ein mittelgroßes, mechanisches Instrument, was perfekt zu ihrer Leidenschaft passt. Das musikalische Talent hat sie von ihrem Vater, der Pianist war, aber auch Orgel gespielt hat. Mit diesen „Klang-Genen“ studierte sie Schulmusik, Schwerpunkt Orgel.

María Cristina Witte konzentrierte sich auf das Wesentliche, das an ihrer Arbeit das unfassbar Schöne ist: die Musik. „Die Sitzordnung an der Orgel in der St. Georgs-Kirche ist eher ungewöhnlich. Ich sitze unter den Pfeifen quasi im Instrument.“ Auf diese Weise kann sie immer Musik machen, ohne gefährdet zu sein oder andere zu gefährden.“

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Und das genießt sie. Denn gerade Orgelmusik könne man nicht ersetzen. Wenn diese Musik aus der „Dose“ komme, sei der Genuss nicht mehr da. Eine Idee, die in St. Georg gut ankam, war die „Klingende Weihnachtskirche“. Ein zweistündiges Konzertprogramm, bei dem die Besucher kommen und gehen konnten, wann sie wollten. Es hatte also nicht das typische Konzertartige, das viele Monaten ja nicht stattfinden durfte.

Unglaublich schöne Stimmung

„Manche setzten sich und blieben länger, andere standen und hörten der Musik zu, es strahlte eine große Ruhe aus, die die Zuhörer genossen“, erzählt die Kantorin. „Es war eine unglaublich schöne Stimmung mit Kerzenlicht.“ Das Corona-Vakuum, das durch die vielen Absagen entstanden war, habe man durch dieses Format sehr erfolgreich ersetzt.

Hier geht’s rein: María Cristina Witte vor der Roetzel-Orgel.
Hier geht’s rein: María Cristina Witte vor der Roetzel-Orgel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Auch die Blaue Stunde erwies sich als weiteres Kreativmoment. Unter dem goldenen Sternenhimmel konnten die Besucher flanieren oder verweilen. Die Kirchenmusikerin spielte Orgel, es folgten Percussion-Töne, deren Klänge sie verschmelzen ließ. „Es ist ein neues Format, das unglaublich viel Spaß macht.“ Zusammengestellt hat die Musik und das Arrangement natürlich: María Cristina Witte.

Für die Besucher ist ein Live-Erlebnis unersetzlich

Die Musik, die in ihrem kreativen Kopf entsteht , muss sie aber auch an der Orgel in die Praxis umsetzen. Das macht sie am liebsten abends, wenn die Kirche geschlossen ist und sie sich ohne Zuhörer auf die Klänge konzentrieren kann.

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Dankbar ist sie, dass sie trotz der widrigen Pandemie-Umstände ihrer musikalischen Leidenschaft auf „ihrer“ Orgel in St. Georg nachgehen kann. „Auch für die Besucher ist so ein Live-Erlebnis unersetzlich“, ist sie überzeugt.