Hattingen. Ambulante Pflegedienste in Hattingen berichten, warum Kunden in der Corona-Pandemie körperlich häufig abbauen und mehr Gesprächsbedarf haben.

Ambulante Pflegekräfte in Hattingen merken in der Corona-Pandemie oft, dass sie häufig einziger Ansprechpartner sind – und fangen bei ihren Pflegebesuchen manches auf.

„Unsere Kunden brauchen definitiv mehr Ansprache. Man muss sie nur leicht anticken, dann startet oft ein ganzer Redeschwall“, weiß Cornelia Kleine-Kleffmann vom ambulanten Pflegedienst Lebenswert.

Ambulante Pflegedienste in Hattingen: Gesprächsbedarf von Kunden ist groß

Bei vielen Besuchen sei zur Sprache gekommen, dass die Kinder sich seit Monaten zurück hielten, den Einkauf vor der Tür abstellten oder über den Balkon im Parterre anreichten, um die Eltern nicht zu gefährden. Die Einsamkeit habe gerade bei allein Lebenden deutlich zugenommen.

„Oft wohnen Angehörige nicht vor Ort, der Kontakt war dann vor Corona zwar mäßig, aber regelmäßig, das ist bei vielen weggefallen“, weiß auch Simone Boecker vom Pflegedienst Simone Boecker. Die Kontaktarmut habe dazu geführt, dass viele Kunden niedergeschlagen seien. „Wie das auch 40-Jährige ja sind, wenn sie keinen Kontakt mehr haben.“

Betreuungs-Service nehmen viele Senioren in Hattingen nicht in Anspruch

Eine weitere Feststellung: Die Hemmschwelle sei groß, eine Betreuungskraft in Anspruch zu nehmen, die vielleicht einfach mal zum Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielen kommt, sagt Cornelia Kleine-Kleffmann. „Uns tun die Menschen wirklich leid. Auch für uns ist das ganz schlimm.“

Viel Organisationsarbeit

Die Corona-Pandemie fordert den ambulanten Pflegedienstleistern viel ab. Sie müssen immer wieder auf Verordnungen reagieren, Strukturen und Rhythmen umstellen, Mitarbeiter schützen, Kunden schützen.„Dabei ist die Sorge, dass Mitarbeiter ausfallen durch beispielsweise Quarantänen groß“, sagt Simone Boecker vom gleichnamigen Pflegedienst-Unternehmen, das auch ausbildet. „Hätte es da ein großes Loch gegeben, hätte ich nicht gewusst, wie ich das stopfen soll.“

Viele Menschen gingen aus Angst nicht mehr vor die Tür, „weil ihnen viel Angst gemacht worden ist, sie haben Angst um ihr Leben“ – und bewegten sich dadurch weniger. Auch der Geist werde weniger gefordert, meint Kleine-Kleffmann.

Pflegedienstleister spricht von vermehrten Stürzen in der Pandemie-Zeit

Simone Boecker hat sogar festgestellt, dass Kunden seit Anfang des Jahres vermehrt stürzen. „Anfangs habe ich mich gewundert, nachgedacht. Aber natürlich kommen die Menschen weniger raus, die kleinen Alltagswege fehlen. Sie bewegen sich von der Couch in die Küche, die Muskelkraft lässt schnell nach. Viele konnten die Tagespflege-Angebote nicht mehr wahrnehmen. Das ist zumindest meine Interpretation.“ Einen geistigen Abbau könnte auch begünstigen, dass immer mehr Verantwortung abgegeben würde. „Wenn die Kinder sagen, dass sie ja wissen, welcher Einkauf gebraucht wird und das besorgen, macht man sich darüber auch weniger Gedanken.“

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Selbst der Gang zum Arzt würde oft aus Angst gescheut. „Ein Mann hat eine vor über einem Jahr geplante Knie-Operation verschoben – bis heute hat er sich nicht operieren lassen, kann immer schlechter laufen“, berichtet Cornelia Kleine-Kleffmann. Der Pflegedienst könne die Kunden lediglich immer wieder anstupsen, doch notwendige Arztgänge in Angriff zu nehmen.

Senioren mit Pflegegrad kommen in der Corona-Zeit weniger vor die Haustür

Auch beim Pflegedienst Glücksklee spüren die Mitarbeiter, dass die Menschen, die sie daheim pflegen, in der Corona-Pandemie oft „unzufriedener“ sind. Oft würden die Hauswirtschaftskräfte für ein wenig Unterhaltung sorgen. Beim häuslichen, ambulanten Pflegedienst Ursula Schwerte heißt es, dass die Kunden zwar gesprächig seien, aber das sei auch oft außerhalb der Pandemie-Zeit der Fall.

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Bei Alloheim mobil heißt es, dass erhöhter Gesprächsbedarf seitens der zu Pflegenden auf jeden Fall da sei. Der Grund dafür liege darin, dass die Menschen einfach auch nicht mehr viel aus dem Haus kämen.

Ambulanter Pflegedienstleister testet MItarbeiter regelmäßig auf Corona

Die ambulanten Pflegerinnen und Pfleger kommen den zu Pflegenden sehr nah, die meisten sind froh, dass sie inzwischen geimpft sind. Und dennoch geht die Vorsicht weiter: „Wir testen unsere Mitarbeiter alle drei Tage“, sagt Elena Niemann, Geschäftsleitung bei Fair-Cura.