Hattingen / Sprockhövel. Der neue Kreisdirektor Paul Höller ist im Dienst: Im Interview äußert er sich zur Kritik am Impfzentrum, die vor allem in Hattingen laut wurde.
Kreisdirektorin Iris Pott ist Ende 2020 nach 16 Jahren in Ruhestand gegangen. Ihr Nachfolger für Hattingen und die anderen Städte des EN-Kreises ist Paul Höller, bislang Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag.
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Diese Personalie hat bereits im Vorfeld für jede Menge Aufruhr gesorgt. Denn vor allem die Linkspartei hat Landrat Olaf Schade aus Hattingen und seiner SPD einen Kuhhandel vorgeworfen: Der 37-jährige bestreitet indes vehement, dass er von den Sozialdemokraten die Zusage bekommen habe, Kreisdirektor zu werden, wenn seine Partei auf einen eigenen Landratskandidaten verzichte und stattdessen Schade unterstütze.
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Hier stellt sich Paul Höller nun den Fragen dieser Zeitung.
Wie fühlt sich an, unter derart aufgeheizten Diskussionen seinen neuen Job anzutreten?
Paul Höller: Zu den Vorwürfen ist alles gesagt. Jetzt gehe ich meine neue Aufgabe mit großem Respekt und viel Engagement an. Ich habe mit meiner Familie sehr lange und bewusst überlegt, ob ich mich auf diesen Posten bewerbe und habe mich sehr bewusst dafür entschieden. Ich spüre die große Verantwortung, die dieser Posten mit sich bringt.
Wie gewährleisten Sie als langjähriger Fraktionsvorsitzender der Grünen die notwendige Gleichbehandlung der Fraktionen?
Diese Gleichbehandlung ist selbstverständlich, und vielleicht ist es sogar ein Vorteil, dass ich die politischen Akteure alle seit Jahren kenne. Ich stelle mich nach wie vor allen zur Verfügung. Natürlich bleibe ich aber auch Parteimitglied der Grünen und werfe meine Ideale und Prinzipien nicht über Bord. Gleichwohl weiß ich sehr gut, dass ich in meiner neuen Rolle an die Beschlüsse des Kreistags gebunden bin und diese umsetzen muss. Ich bin ein politischer Mensch, lege das auch künftig nicht ab. Wenn ich meine politischen Meinungen allerdings nicht von meiner Rolle als Kreisdirektor trennen könnte, wäre ich fehl am Platze. Ich werde dies aber schaffen.
Welche Ziele verfolgen Sie für die Verwaltung des EN-Kreises?
Die Ziele steckt die Politik, das müssen nun diejenigen machen, die gewählt worden sind.
Gemeint waren die Dinge, die sich auf ihre Führungsverantwortung beziehen.
Da steht vor allem anderen selbstredend die Bewältigung der Corona-Krise, die durch das Gesundheitsamt und den Krisenstab des Ennepe-Ruhr-Kreises maßgeblich bearbeitet wird. Es geht jetzt darum, zu priorisieren, welche Dinge neben den pandemischen Aufgaben auf jeden Fall erledigt werden müssen, welche liegen bleiben und wie ein anschließende Aufarbeitung stattfinden kann.
Was ist für diese Aufgabe notwendig?
Allen sollte klar sein, dass aktuell und auch für eine mögliche ähnliche Lage in der Zukunft die personelle Aufstellung des Kreisgesundheitsamts nicht ausreichend ist. Hier müssen mehr Kräfte vorgehalten werden. Einzig: Der Markt ist leer.
Wie wollen Sie trotzdem neues Personal akquirieren?
Wir müssen die Kreisverwaltung attraktiver gestalten, denn der Ennepe-Ruhr-Kreis ist ein sehr, sehr guter Arbeitgeber. Die Ausbildungspolitik haben wir bereits umgestellt und die Anzahl der Azubis während der vergangenen Jahre deutlich erhöht. Wir müssen diese aber auch halten. Große Verwaltungen buhlen mit besser bezahlten Stellen um die guten Leute, da können wir finanziell genauso wenig mithalten, wie mit der freien Wirtschaft. Wir können aber Sicherheit bieten, wir können einen wohnortnahen Arbeitsplatz bieten und wir sind gefordert, ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.
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Ebenfalls unter der Regie des Kreises läuft das Impfzentrum. Wie stehen Sie selbst zum Thema Impfen?
Selbstverständlich lasse ich mich impfen. Ich bin der Meinung, dass man Fachleuten auf ihren Gebieten trauen sollte. Es ist eine merkwürdige, ja absurde Diskussion, wenn sich die gleichen Menschen erst beschweren, dass der Impfstoff so lange in der Entwicklung benötigt und dann eine Impfung zu verweigern, weil er nicht lange genug getestet wurde. Wer sich nicht impfen lässt, muss möglicherweise später Einschränkungen hinnehmen. Damit es dazu nicht kommt, ist es Aufgabe der Politik - unabhängig von der Partei - dafür zu sorgen, dass die Solidarität im Land hoch bleibt, damit so viel wie möglich geimpft wird.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis litt die Solidarität zuletzt mit der Lage des Impfzentrums in Ennepetal. Wie beurteilen Sie den Standort?
Da muss man die Kirche mal im Dorf lassen. Es ist jedem zuzumuten, auch aus dem letzten Winkel des Kreisgebiets einmal im Leben nach Ennepetal zu fahren. Das Kreishaus steht in der Nähe, die Lagerkapazitäten sind in der Nähe, die Entscheidung musste kurzfristig gefällt werden und ich stehe voll dahinter. Wir sollten uns einmal überlegen, in welch dramatischer Lage wird sind und ob da derartige Diskussionen notwendig sind. Jeder, der nun auf die Verwaltung einprügelt, sollte vielleicht auch umgekehrt überlegen, was das mit den Mitarbeitern anrichtet, die seit vergangenem Februar fast pausenlos damit befasst sind, die Pandemie im Ennepe-Ruhr-Kreis so gut wie möglich zu meistern.
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