Hattingen/Sprockhövel. Der EN-Kreis hat sein Notrufsystem umgestellt. Jetzt gibt es die erste Bilanz, wie es in Hattingen, Sprockhövel und an anderen Städten läuft.

Generationen von Ersthelfern haben es gelernt: Wer den Notruf 112 anruft, sollte möglichst selbstständig Infos auf die W-Fragen liefern. Also darauf, wer anruft, was wo passiert ist, und wie viele beteiligt sind. Anschließend heißt es noch, auf Rückfragen zu warten. Die Kreisleitstelle setzt – wie viele andere im Bundesgebiet auch – seit wenigen Wochen indes auf die so genannte strukturierte Notrufabfrage.

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Das jetzt von den Mitarbeitern praktizierte „Wir fragen, Sie antworten“ hat viele Vorteile. Wer einen Notfall erlebt und über die 112 Hilfe ruft, kommt erfahrungsgemäß schnell an eine Belastungsgrenze. „Längst nicht allen gelingt es, an die richtigen fünf W-Fragen zu denken. Zudem hält sich der eine oder andere zu lange an Nebensächlichkeiten fest“, berichtet Markus Goebel, Leiter der Kreisleitstelle.

Probleme in der Vergangenheit

In der Vergangenheit haben die Disponenten in diesen Fällen durch gezieltes Nachfragen versucht, zeitnah die notwendigen Informationen zu Ort und Geschehen zu erhalten. Allerdings lief jedes Gespräch anders. Die damit verbundenen Probleme sind mit der strukturierten Notrufabfrage Vergangenheit. „Jetzt nimmt der Disponent die Gesprächsführung sofort in seine Hand. Unterstützt und geleitet wird er durch ein Computerprogramm“, erläutert Goebel.

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Nach den ersten Wochen zieht er ein positives Fazit. Gleichzeitig räumt er mit einem Trugschluss auf, den einige Anrufer offenbar ziehen: „Ja, die Telefonate dauern länger. Nein, die Rettungsfahrzeuge und der Notarzt fahren nicht später los.“ Sobald während des Telefonats Ort und Art des Notfalls klar sind, „werden die ersten Einsatzkräfte vom Disponenten mit wenigen Mausklicks und parallel zum Gespräch auf den Weg geschickt“.

Abfrage von Name und Rückrufnummer

Nach der Annahme des Notrufes wird grundsätzlich zuerst geklärt, wo genau etwas passiert. Anschließend werden der Name des Anrufers und eine Rückrufnummer abgefragt. Diese drei Informationen machen es Feuerwehr und Rettungsdienst auch dann möglich zu helfen, falls das Gespräch vorzeitig abbrechen sollte.

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Im weiteren Verlauf geht es bei einem Rettungsdiensteinsatz darum, ob die Person wach ist oder auf Ansprache reagiert. „Atmet sie, lautet die Anweisung stabile Seitenlage. Atmet sie nicht, folgt die angeleitete Wiederbelebung“, so Goebel.

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Angst ist in diesen Fällen auch für Ungeübte fehl am Platz. Telefonisch bekommt der Anrufer von den entsprechend ausgebildeten Leitstellenmitarbeitern genau gesagt, was zu machen ist. „Wenn nötig wird so lange telefoniert, bis die professionellen Retter da sind. So verbessern wir die Chance, Bürger zu lebensrettenden Ersthelfern zu machen“, betont Goebel.

Software führt Mitarbeiter durchs Gespräch

Die Software, die die Mitarbeiter durch das Gespräch führt, sieht alle möglichen Szenarien vor: Verbrennung, Platzwunden oder Vergiftung, Zimmerbrand, Gasgeruch oder Explosion – nichts, was nicht berücksichtigt ist. Frage für Frage und Antwort für Antwort wird klarer, was der Anrufer unternehmen kann, welches Rettungsmittel zum Einsatz kommen muss.

Ebenfalls wichtig für einen am Ende erfolgreichen Notruf: Anrufer sollten den Anweisungen des telefonischen Gegenübers unbedingt folgen und das Telefonat erst nach Aufforderung durch den Mitarbeiter der Leitstelle beenden. Zudem sollten nach dem Notruf keine weiteren Telefonate geführt werden. So bleibt die Leitung für Rückfragen frei. „Verändert sich die Lage, unbedingt erneut die 112 wählen.

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Und: Wann immer möglich, sollten weitere anwesende Personen angewiesen werden, den Rettungskräften das Finden des Einsatzortes so leicht wie möglich zu machen“, gibt Goebel zwei weitere, wichtige Hinweise.