Hattingen. Anwohner und Händler kritisieren die Organisation der Umbaumaßnahmen an der Thingstraße in Hattingen-Welper. Wo der Ärger besonders groß ist.
Rot-weiße Warnbaken auf dem Marktplatz in Welper, soweit das Auge reicht. Wenn im öffentlichen Bereich umgebaut wird, um ihn zu verschönern, ist das immer mit Behinderungen verbunden. Das räumen Passanten und Geschäftsleute auch in Welper ein. Aber diese Planung habe nur Chaos geschaffen, nichts sei bis zu Ende gedacht.
Es soll eine „Ertüchtigung der Grünflächen erfolgen“, schrieb die Stadt den Geschäftsleuten. „Und dann haben sie erst einmal direkt vor unserer Türe drei große Kastanien gefällt. Davon war vorher nie die Rede“, sagt die Inhaberin eines Geschäfts. Sie ist einfach nur sauer.
Das bestätigt Apotheker Tasso Weinhold. „Das ging so schnell, es hat nicht mal eine Stunde gedauert, da waren die Bäume weg.“ Auch er hält die Baustellenplanung für wenig gelungen. Warum man die Thingstraße hinter dem Markt einfach dicht gemacht hat, so dass von der Apotheke aus nicht mal mehr ein Fußgänger ohne großen Umweg zum Wohngebiet Am Schevenkamp kommt, ist ihm nicht klar. „Für Rollstuhlfahrer oder Personen mit Rollatoren werden die 200 Meter Umweg zur Herausforderung.“
Alternative für Lagerung des Baumaterials
Wie anderen Geschäftsleuten leuchtet auch dem Apotheker nicht ein, warum die Stadt nicht das freie Gelände Auf dem Haidchen genommen hat, um Baumaterial zu lagern. Da stand vor Jahren eine Kirche, die abgerissen wurde. Seitdem liegt die Fläche brach. Da hätte man sich doch bemühen können, für die Zeit des Umbaus das Areal zu nutzen, sagen die Anlieger.
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Christel Plückthun ist genau von diesem Zwangs-Hindernislauf betroffen. „Ohne Rollator geht bei mir gar nichts“, erzählt sie. Seit über 34 Jahren ist sie nicht schmerzfrei, muss sich ständig bei Apotheker Weinhold Medikamente kaufen. „Das ist jetzt mit der Baustelle ein Parcours geworden.“ Die Idee, Welper freundlicher und barrierefrei zu gestalten, findet sich prima. „Aber wie diese Baustelle gestaltet worden ist, das geht doch gar nicht“, so die 78-Jährige.
Man muss komplett um die Baustelle herumlaufen
Sauer über die völlige Abbindung der Thingstraße sind alle. Besonders hart trifft es die Tankstelle mit Werkstatt – ein Familienunternehmen. Die Betriebe liegen genau an der „neuralgischen Stelle“, wie es der Apotheker ausdrückt. Zu Fuß erreicht man gerade noch den Optiker und die Arztpraxis, dann ist das Ende erreicht. Umkehren heißt es dann und komplett um die Baustelle herumlaufen, um zur Straße Auf dem Haidchen zu kommen.
Wer auf der Thingstraße noch einen der wenigen Parkplätze ergattert hat, kommt zum Tanken allerdings nicht mehr weiter. Der muss, anstatt wie üblich nur ein paar Meter, jetzt einen Umweg von zwei Kilometern fahren. Seit dem Einrichten der Baustelle geht es nur über Im Welperfeld, Marxstraße, Hüttenstraße, Am Büchsenschütz und in wieder hoch in das extrem schmale Sträßchen Am Schewenkamp.
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„Können Sie sich vorstellen, wie das für die Tankwagen wird, wenn die über diese Straße zu uns kommen müssen. „Wenn denen ein Pkw entgegenkommt, geht nichts mehr“, sorgt sich Andrea Hohns, die die Tankstelle betreibt.
„Ich habe bereits Umsatzeinbußen, die richtig spürbar sind“, sagt sie und hofft, dass ihr die Kunden treu bleiben. „Das hätte man wirklich anders regeln können, wir sind hier komplett abgebunden und nur noch über die kleine Straße zu erreichen, an der ja verständlicherweise schon die Anwohner froh sind, einen Parkplatz zu finden.“ Dass man den Marktplatz zur Hälfte sperrt, ärgert alle. Fazit: „Seit Anfang Juni finden die Kunden freitags fast keine Parkplätze mehr.“