Hattingen. Holz, Stahl und Dämmmaterial sind rar, die Preise dafür stark gestiegen: Was das für Baufirmen in Hattingen und damit auch die Kunden bedeutet.
Baumaterial wird knapp – und teuer. Das stellt Firmen in Hattingen vor Probleme und wirkt sich auch auf Baupläne von Privatkunden aus: Angebote können teils nur unter Vorbehalt gemacht werden.
„USB-Platten in der Dicke, die wir brauchen, bekommen wir kaum mehr. Es gibt sie nur noch in dünn“, sagt Martin Weniger vom Dachdecker-Meisterbetrieb Jäger, An der Becke. „Ich habe bei einem Sägewerk in der Elfringhauser Schweiz angerufen, dort gibt es nichts mehr. Und es gibt auch keinen Termin für Nachschub.“ Holz ist Mangelware.
Baumaterial wird knapp und teuer für Baufirmen in Hattingen
Dazu kommen die gestiegenen Preise. „Die Holzpreise haben sich verdoppelt“, sagt auch Daniel Backhaus vom Dachdecker-Meisterbetrieb Backhaus, Emschestraße. Und das in nur wenigen Wochen, so Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund.
Preissteigerung
Von einer Preisexplosion spricht auch Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin der Bauindustrie NRW. Das gelte für Holz, Dämmstoffe, Bitumen, Stahl, Bleche, Dachpappe, Schrauben, Kunststoffe, PVC, Farben und Lacke.Laut Bauindustrie NRW sind in den vergangenen zwölf Monaten die Weltmarktpreise für Holz um über 300 Prozent, für Betonstahl in Stäben um knapp 26 Prozent, für Bitumen um gut 21 Prozent, bei Kanalgrundrohen um 50 Prozent, bei Kunststoffen um etwa 17 Prozent gestiegen. Die Preise für Baustahl seien seit Jahresbeginn sogar um 40 Prozent gestiegen.
„Ganz schlimm ist die Lage bei Dämmstoffen. Sie werden für Objekte vorgefertigt. Das dauert sowieso in der Herstellung lange. Wenn nun kein Material da ist, werden die Lieferzeiten noch länger“, erklärt Weniger. „Das Problem bei Angeboten: Wenn jetzt eine Eigentümergemeinschaft beispielsweise anfragt, dann kann ich nur mit aktuellen Preisen rechnen. Die können sich aber bis zur Auftragserteilung ändern.“
Die Auftragsbücher sind voll, aber der Materialmangel bremst die Betriebe aus
Die Auftragsbücher der Bau- und Ausbauhandwerke seien voll, stellt der Präsident der Handwerkskammer Dortmund, Berthold Schröder, fest. Aber der herrschende Materialmangel und die stark gestiegenen Rohstoffpreise bremsten Handwerksbetriebe aus.
„Nicht nur Holz, auch Stahl ist knapp“, sagt Nina Jäger, Sprecherin der HWG. Und beim Bau von Dachstühlen seien die Preise deutlich angezogen. „Das hat keine Auswirkung auf laufende Projekte, weil da die Aufträge ja vergeben sind.“ Für neue Vorhaben würden gerade Angebote eingeholt, da zeige sich, dass die Arbeiten deutlich teurer seien. Zunächst habe das keine Auswirkungen auf Mietpreise, könnte aber in Zukunft, sollte keine Entspannung eintreten, zu einer „moderaten Anpassung der Neubaumieten“ führen.
Viel Holz aus Deutschland wird in die USA und nach China exportiert
Eine Situation wie gerade hat Schröder „in den 35 Jahren, die ich jetzt Handwerksunternehmer bin, noch nicht erlebt“. Er befürchtet, dass Verträge, die man im vorigen Jahr geschlossen habe, jetzt möglicherweise nicht fristgerecht eingehalten werden könnten.
Derzeit ginge viel Holz aus Deutschland in den Export, würde darum den Betrieben hier fehlen, erörtert Backhaus. Der starke Export begründet sich laut Kammer-Präsident Berthold Schröder damit, dass es einerseits die enorme Nachfrage in den USA nach Holz gebe, „das infolge von Handelsstreitigkeiten aus der Trump-Ära nicht mehr aus Kanada kommt“, zum anderen die aus China. Zudem würden wegen der Pandemie nicht alle Lieferketten wie gewohnt funktionieren.
Corona beschert der Baubranche gerade im Privatsektor eine gestiegene Nachfrage
Und: Im Inland habe die überaus rege Bautätigkeit seit dem ersten Lockdown, gerade auch im Privatsektor, zur gestiegenen Nachfrage geführt. Parallel dazu gebe es ein deutlich gestiegenes Bewusstsein für Nachhaltigkeit, also etwa das verstärkte Bauen mit Holz.
„Angeblich soll sich die Lage im Herbst entspannen“, sagt Backhaus – und hofft, dass sich die Situation im Baugewerbe dann bessert. Derzeit jedenfalls legt er sich für seine Aufträge im August Material zurück, damit er es dann abrufen kann. Denn für den Sommer erwartet er weiter Lieferengpässe.