Hattingen. Seit vier Jahren retten Martin Wagner und seine Mitstreiter in Hattingen Lebensmittel vor dem (unnötigen) Wegwerfen. Was jetzt geplant ist.
Martin Wagner ist ein Retter – und zwar ein Lebensmittel-Retter. In Hattingen ist er Vorreiter in Sachen „Foodsharing“, seit vier Jahren engagiert er sich in diesem Bereich. Der 42-Jährige holt derzeit drei Mal die Woche bei Kooperationspartnern in Hattingen Lebensmittel ab – insgesamt fünf Kisten mit rund 30 Kilogramm verschiedener Waren. „Gemüse, Obst, Milchprodukte, Gebäck – und zwar allesamt absolut essbare Lebensmittel, die sonst im Müll gelandet wären.“
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Waren werden kostenlos über Facebook Seite der Ortsgruppe Hattingen angeboten
Die Waren, die er abholt, bietet er kostenlos über die Facebook Seite der Foodsharing-Ortsgruppe an, verwendet sie selbst oder verteilt sie unter Bekannten und in der Nachbarschaft – das Einkommen derjenigen sei dabei völlig unwichtig, erklärt er. Denn bei der Foodsharing-Idee ginge es nicht darum, Bedürftige mit Essen zu versorgen, sondern um Nachhaltigkeit.
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„Uns geht es darum, dass verzehrbare Waren nicht in der Tonne landen“, erklärt er. Denn für die Produktion der Lebensmittel werden Ressourcen eingesetzt, Wasser verbraucht und Sprit verfahren, „und dann wird im Supermarkt eine Gurke aussortiert, weil sie eine kleine Druckstelle hat!“ Die Ansicht, dass Perfektionismus bei Lebensmitteln und die Wegwerf-Mentalität nicht zeitgemäß sind, teilten immer mehr Menschen, glaubt Wagner. „Der Nachhaltigkeitsgedanke ist mittlerweile in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen.“
Gesundheitsamt untersagte Anfang 2021 den festen Standort in Hattingen
Anfang des Jahres starteten Wagner und seine Mitstreiter einen Foodsharing-Verteiler in der Hattinger City. Ein Projekt von kurzer Dauer – nach wenigen Wochen wurde der Betrieb durch das Gesundheitsamt untersagt.
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Um einen neuen Verteiler zu etablieren, müssen mehrere Auflagen des Amtes erfüllt werden: Nur die Betreiber dürften Waren in den Verteiler legen, Lebensmittel mit Mindesthaltbarkeitsdatum seien tabu und für jedes Teil muss die Rückverfolgbarkeit gewährleistet werden, zählt er auf. „Das klingt aufwendig, ist aber durchführbar.“
Privat- und Kirchengrundstück als Standort in Hattingen möglich
Man sei auch bereits in Gesprächen wegen zweier Plätze, die sich gut als Standort für den neuen Verteiler eigneten: ein Privatgrundstück und ein Kirchengrundstück.
Mehr noch: „Für einen Kühlschrank und den Bau eines Unterstands steht uns seit dem zweiten Platz bei der AVU-Krone sogar ausreichend Geld zur Verfügung.“
Kontakt zum Hattinger Foodsharing
Foodsaver und -spender können sich über die Foodsharing-Homepage kostenlos registrieren und dann den Kontakt zur Ortsgruppe Hattingen suchen. Link: https://foodsharing.de In der Facebook-Gruppe der Hattinger Ortsgruppe gibt es weitere Informationen und es werden Lebensmittel verteilt.Lebensmittel-Spender können auch per Email Kontakt aufnehmen: hattingen@foodsharing.network Als Kooperationspartner machen in Hattingen bisher Lebensmittelläden, eine Bäckerei und eine Confiserie mit.
Und trotzdem wird es aller Voraussicht nach so schnell keinen neuen Verteiler in Hattingen geben. „Wir wollen die Pandemie auf jeden Fall abwarten, denn wir können keinen abstellen, der zum Beispiel die „3G“-Regel 24 Stunden am Tag am Verteiler kontrolliert.“ Die geretteten Lebensmittel werden daher bis auf Weiteres über Facebook und privat verteilt.