Hattingen. Auf den Wagen eines Politikers der Grünen in Hattingen ist ein Farbanschlag verübt worden. Sascha Kursawe vermutet die Täter bei den Querdenkern.

Farbanschlag auf das Auto eines Ratsmitglieds: Bisher unbekannte Täter haben in der Nacht zum Ostermontag Farbe und Abbeizer auf den Privatwagen des Stadtverordneten Sascha Kursawe geschüttet. Der 42-jährige Lokalpolitiker vermutet die Täter im Umfeld der Querdenker-Bewegung. Kursawe hat Anzeige bei der Polizei erstattet und privat 1000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen.

Isabell Kircher bestätigt den Eingang der entsprechenden Anzeige Kursawes bei der Kreispolizei. „Anzeichen dafür, dass die Täter bei den Querdenkern zu vermuten sind, haben wir bisher allerdings nicht“, tont die Polizeisprecherin. Ermittelt werde in alle Richtungen.

Hattinger Politiker sieht sich als Feindbild wahrgenommen

Sascha Kursawe ist sich indes ziemlich sicher, wo die Täter zu suchen sind. „Ich bin in den Sozialen Medien schon lange mit der festen Haltung unterwegs, dass Querdenker in unserer Gesellschaft nichts zu suchen haben“, sagt der Stadtverordnete im Gespräch mit der WAZ.

+++ Sie möchten über Nachrichten aus Hattingen auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter. +++

Dass er von denen als Feindbild wahrgenommen werde, leitet der Anlagenbauer im Bereich Heizung und Sanitär nicht nur aus den Kommentaren auf Facebook und Telegram ab.

Gedanken über den Schutz der Familie gemacht

„Bei der Abschlussveranstaltung einer dieser ,Montagsspaziergänge’ in Hattingen bin ich namentlich erwähnt worden“, berichtet Kursawe. „Das zeigt doch, dass ich zum Ziel geworden bin. Und wie sonst ist zu erklären, dass von den 20 Autos, die auf dem Luisenplatz in Welper abgestellt waren, nur meiner mit Farbe beschmiert wurde? Der Anschlag galt gezielt meiner Person, da bin ich sicher.“

Mit Farbe und Abbeizer wurde der Privatwagen von Sascha Kursawe beschädigt.
Mit Farbe und Abbeizer wurde der Privatwagen von Sascha Kursawe beschädigt. © Unbekannt | Sascha Kursawe

Auf Facebook postet Kursawe den Hinweis auf die von ihm ausgesetzte Belohnung noch mit einem Augenzwinkern. „Gerne möchte ich mich persönlich bei dem Verursacher des Schadens an meinem Auto bedanken“, heißt es da. „Deshalb setze ich hiermit 1000 Euro Belohnung aus, für Hinweise, die zur Ergreifung des Straftäters führen. Es geht in erster Linie gar nicht um die Begleichung des Schadens, der Wagen ist versichert, aber so viel Kreativität muss einfach belohnt werden.“

„Spaziergänger“ sind seit Mitte Dezember unterwegs

Mitte Dezember 2021 haben Impfgegner und Kritiker der Corona-Schutzmaßnahmen ihren Protest auch in Hattingen auf die Straße gebracht. An den als „Spaziergänge“ bezeichneten Demonstrationszügen nahmen anfangs 30, dann 130, später 350 Personen teil. Im Januar 2022 wurden die Umzüge größer. Bis zu 800 Teilnehmer meldete die Polizei, die inzwischen angeordnet hatte, dass die Protestzüge angemeldet werden. Es gab Musik und Abschlusskundgebungen. Inzwischen ist es wieder ruhiger geworden um die „Spaziergänger“.

Nachdenklich stimmt ihn der Vorfall aus der Osternacht dennoch. „Kommentare in den Sozialen Medien prallen an ihm ab. Die können schreiben, was sie wollen“, sagt Kursawe. „Nach so einer Attacke mache ich mir nun aber doch Gedanken über meine Sicherheit und die meiner Familie.“

Sascha Kursawe war bei der Kommunalwahl 2014 als einziger Pirat in den Rat der Stadt eingezogen. Zunächst schloss er sich den Linken an. Nach deren Spaltung bildete er zusammen mit Gunnar Hartmann die Fraktion Linke-Piraten.

+++ Aktuelle Nachrichten über die Corona-Lage in Hattingen lesen Sie in unserem Newsblog +++

2020 wechselte der Lokalpolitiker die Farbe. Er sprang bei den Piraten von Bord und heuerte bei den Grünen an. „Von den Themen passt das wunderbar“, sagte er seinerzeit. Und machte auch keinen Hehl daraus, dass die Arbeit in einer Zwei-Mann-Fraktion eine enorme Belastung sei.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Der Wechsel zahlte sich politisch aus. Die Grünen setzen Kursawe auf den aussichtsreichen Listenplatz vier. Und den hätte der Seitenwechsler dann noch nicht einmal gebraucht: Als einziger Kandidat der Grünen holte er das Ratsmandat direkt. Im Wahlbezirk 9 (Innenstadt) bekam er 230 Stimmen (28,97 Prozent) und setzte sich damit gegen Klaus Kampmann (SPD/220 Stimmen) und Florian Fackler (CDU/200) durch.