Ennepe-Ruhr-Kreis. Per Sammel-Mail hat der EN-Kreis am Montag 1494 Impftermine abgesagt. Doch es gab eine Panne: Jeder Empfänger konnte alle Mail-Adressen sehen.
250 bis 280 Impftermine pro Tag müssen wegen des Impfstopps mit Astra Zeneca im Ennepe-Ruhr-Kreis abgesagt werden. Genauer gesagt sind es 1494 Termine, die der Kreis am späten Montagnachmittag per E-Mail stornierte. Und weil der Kreis sie alle gleichzeitig ins Empfängerfeld tippte, kennen die Betroffenen nun auch die 1493 anderen Personen, die in dieser Woche einen Impftermin gehabt hätten – zumindest aber ihre E-Mail-Adressen. Eine Reaktion in den sozialen Medien ließ nicht lange auf sich warten.
Nutzer auf Facebook und Twitter bemängeln Datenschutz
„Mit dem Datenschutz nehmt ihrs nicht so genau, Impfzentrum EN-Kreis“, erzürnt sich beispielsweise der Facebook-Nutzer Eberhard Woeltz. „Impftermin-Absage mit weiteren 1494 Mail-Adressen im Klartext versendet. Gut, dass da nur noch kompetente Menschen arbeiten.“
Und auf Twitter schreibt „Die Powergruppe“ dazu: „Das Impfzentrum Ennepe-Ruhr hat soeben 1494 Impftermine abgesagt. Woher ich das weiß? 1493 Mailadressen sichtbar in cc.“ Dazu postet der Twitter-Account einen Screenshot als Beweis.
EN-Kreis räumt Fehler ein
Der wäre mittlerweile allerdings gar nicht mehr nötig, denn der Ennepe-Ruhr-Kreis räumt seinen Fehler ein: „Ja, die Mail war ein klarer Verstoß gegen die Grundregeln des Datenschutzes. Dafür entschuldigen wir uns bei den Betroffenen in aller Form“, heißt es am Dienstagvormittag in einer Pressemitteilung. Die Kreisverwaltung stehe „ohne Wenn und Aber“ zu ihrem Fehler, der in der Eile passiert sei, so schnell wie möglich alle Termine bis Sonntag abzusagen.
Bis zu dieser Pressemitteilung wurde der Tweet allerdings schon über 3700 Mal geliket, rund 900 Mal geteilt und fast 150 Kommentare finden sich darunter. Und die sind wenig verständnisvoll, im Gros wird an der Kompetenz der Verantwortlichen gezweifelt.
Kreis wird Landes-Datenschutzbeauftragte informieren
Auch Landrat Olaf Schade könne die Verärgerung der Betroffenen verstehen, stellt sich aber schützend vor die Mitarbeiterin, der der Fehler unterlaufen ist. „Ohne ihren unermüdlichen Einsatz, ihre Ideen und ihre Kenntnisse stünde das Impfzentrum heute nicht da, wo es steht. Oder mit anderen Worten: Wo an sieben Tagen in der Woche so engagiert gearbeitet wird, da passieren leider auch mal Fehler“, wird Schade zitiert.
Einige von der Panne Betroffene haben sich inzwischen an die Datenschutzbeauftragte der Kreisverwaltung gewandt. Wie gesetzlich vorgeschrieben wird sie die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit nun innerhalb von 72 Stunden über den Sachverhalt informieren.
Update, 16. März, 12.30 Uhr: Als erste Partei hat am Dienstagmittag auch die FDP Ennepe-Ruhr reagiert. Sie habe „zahlreiche Beschwerden bezüglich des Datenschutzverstoßes bei der Impfabsage erhalten“, schreibt deren Vorsitzender Michael Schwunk, und stellt nun eine Anfrage an den Kreis. Sie will wissen ob dieser „massive Datenschutzverstoß“ bereits dem Landesdatenschutzbeauftragten gemeldet worden sei, welche Schulungen die Kreisverwaltung zum Datenschutz durchgeführt habe und welche Anweisungen zum Emailversandt erfolgt seien sowie welche disziplinare und personelle Konsequenzen nun gezogen werden.