Hattingen. Für Berufseinsteiger kann die Pandemie herausfordernd sein. Drei Azubis aus Hattingen erzählen, wie sie die Ausbildung während Corona erleben.

Viele Auszubildende aus Hattingen arbeiten auch während der Corona-Pandemie vor Ort in ihren Betrieben. Vor allem handwerkliche Berufe können schlecht im Homeoffice ausgeübt werden.

Umso wichtiger ist es für Ausbilder, auf den Schutz ihrer Mitarbeiter zu achten, dazu gehört vor allem, so wenige Menschen wie möglich, außerhalb der Arbeit zu treffen. Laut Schulleitung nehmen die Azubis deshalb an ihren Unterrichtsphasen im Berufskolleg noch immer digital teil.

Marius Dlugosch macht eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und begrüßt den Distanzunterricht. „Mir erspart der Unterricht zuhause den Schulweg nach Bochum. Digital komme ich viel besser voran.“

Der 19-Jährige ist im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung und bereitet sich bereits auf seine Abschlussprüfungen im Januar vor. Diese finden für alle Schüler des Berufskollegs in Präsenz statt, da die Leistungsüberprüfungen online schwierig seien.

Gespräche über eine mögliche Übernahme gibt es auch während Corona

„Wichtig ist aber, dass man sich zuhause wirklich hinsetzt und trotzdem durchzieht“, sagt Dlugosch über das digitale Lernen im Homeoffice. Dadurch, dass man draußen aktuell eh nichts machen könne, sei er nun gezwungen, mehr zu lernen und könne sich somit besser auf die Schule fokussieren.

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Angst vor einer coronabedingten Kündigung im Betrieb habe er keine, so der Schüler. Mit seinem Chef habe er sogar schon über mögliche Übernahme-Chancen gesprochen.

„Mir fehlt der Austausch mit Azubis aus ganz Deutschland“

Auch die Auszubildende Rosanna Hoffmann fühlt sich sowohl von ihrem Arbeitgeber als auch von ihren Lehrern im Berufskolleg unterstützt. „Im Betrieb finden Schulungen und Seminare jetzt in digitaler Form statt“, sagt die angehende Bankkauffrau. Zudem bekämen die Azubis von der Ausbildungsstätte technische Hilfsmittel wie iPads zur Verfügung gestellt, damit jeder am digitalen Unterricht und den Seminaren teilnehmen könne.

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Bankkauffrau-Azubine Rosanna Hoffmann aus Hattingen vermisst in Corona-Zeiten den Austausch mit anderen Auszubildenden.
Bankkauffrau-Azubine Rosanna Hoffmann aus Hattingen vermisst in Corona-Zeiten den Austausch mit anderen Auszubildenden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Obwohl sich die 19-Jährige von ihren Lehrern durch Hilfe bei der Prüfungsvorbereitung und Nachhilfeangeboten aufgefangen fühlt, fehle ihr dennoch der persönliche Kontakt. „Vor Ort kann man besser an Informationen gelangen oder eher nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat.“

Zudem vermisst die Schülerin ihre Freundinnen, die sie auf gemeinsamen Azubi-Seminaren kennen gelernt hat: „Mir fehlt der Austausch mit Azubis aus ganz Deutschland.“

„Die Arbeit im Betrieb ist ein zwischenmenschlicher Anker“

Azubi Julian Guddat aus Hattingen vermisst ebenfalls den Kontakt vor Ort mit seinen Mitschülern: „Manchmal rufen wir uns in den Pausen an und skypen miteinander, um auch mal über Privates zu sprechen.“

Trotzdem vermisst der 22-Jährige, der gerade im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker ist, die kurzen Gespräche mit dem Sitznachbarn im Unterricht. „Jetzt, in der Corona-Zeit, schaue ich auf den PC im digitalen Unterricht nur in 20 kleine Fenster.“

Obwohl er im Betrieb unter strengen Hygieneauflagen und in kleineren Gruppen arbeitet, ist die Arbeit dort deshalb für ihn so etwas wie ein „zwischenmenschlicher Anker“.

Keine Kündigung, keine Kurzarbeit, sondern Übernahme-Chancen

Die drei Azubis befürchten in ihren Betrieben keine Kündigung, keine Kurzarbeit und haben sogar die Chance, von ihrem Arbeitgeber übernommen zu werden. „Gerade wenn man als Azubi die Hälfte seiner Ausbildung hinter sich hat und dann gefeuert wird, stelle ich mir das nicht schön vor“, sagt Rosanna Hoffmann. „Da bin ich sehr froh, dass das bei uns nicht so ist.“